Der vom Suchmaschinenbetreiber Google geförderte Thinktank Co:llaboratory hat den Abschlussbericht seiner dritten Initiative vorgelegt. In dem Papier werden Leitlinien für eine Neuformulierung des Urheberrechts in Zeiten der digitalen Gesellschaft formuliert. Der Berichtsband ist zwischen den Mitgliedern des Expertenkreises umstritten.
Seit gut einem Jahr befasst sich der Thinktank, basierend auf einer multi-stakeholder-Arbeitsweise unter Beteiligung aller betroffenen gesellschaftlichen Kräfte, nun mit dem Thema Digitale Gesellschaft. Gestern hat er den Abschlussbericht seiner dritten Inititative vorgelegt. Der Berichtsband sammelt die Ergebnisse von größtenteils online-basierten Diskussionsprozessen, Vorträgen und Expertenanhörungen zu der Frage, wie das Urheberrecht im Jahre 2035 aussehen könnte. Vorschläge dazu gibt es nicht nur in dem nun publizierten Abschlussbericht, bereits im März hatte der Karlsruher Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Dreier Thesen zum Urheberreicht in der digitalen Gesellschaft im Rahmen eines öffentlichen Vortrags in Berlin vorgestellt.
In den am gestrigen Dienstag vorgestellten Leitlinien wird von den Autoren unter Federführung des Rechtswissenschaftlers Dr. Till Kreutzer dafür plädiert, die Frage, wie ein zukünftiges Urheberrecht aussehen könnte, losgelöst von der aktuellen juristischen und politischen Debatte zu betrachten und Zukunfts-Szenarien für die einzelnen Regelungsbereiche zu formulieren. Uneinigkeit herrschte, wie in dem Abschlussdokument der dritten Initiative deutlich wird, bereits über die Zusammensetzung des Expertenkreises. Der Lenkungskreis hat sich hier für eine “reformorientierte Besetzung” entschieden. Auch inhaltlich waren die Teilnehmer jedoch nicht immer einer Meinung. Einige der insgesamt 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter ihnen der Berliner Blogger und Medienberater Dr. Robin Meyer-Lucht, haben daher eine Gegenposition (“Dissenting Oppinion”) zu den in dem Papier geäußerten Leitlinien verfasst, die ebenfalls in die Präsentation auf der Co:llaboratory-Webseite eingeflossen ist.
Nach dem Abschluss der dritten Initiative wird seit dem 1. April 2011 in neuer Zusammensetzung das Thema “Privatheit und Öffentlichkeit” diskutiert und im Rahmen der aktuell in Berlin stattfindenden Web 2.0-Konferenz re:publica XI einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.
politik-digital.de ist offizieller Medienpartner des Co:llaboratory, eines interdisziplinären Expertenkreises von Wissenschaftlern, Künstlern, Bloggern und Unternehmern und wird weiterhin in loser Folge über die veröffentlichten Expertisen des in Deutschland bisher einmaligen Think-Tanks berichten.