Angela Merkel antwortet auf YouTube, Streitgespräch über Sinnhaftigkeit von Datenschutz, Weltverbesserung im Netz – dies und mehr in der dieswöchigen Digitalen Presseschau.

 

Unser Video der Woche

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=XCnMBb5a8yQ]

Heute startete die Initiative „Die Kanzlerin antwortet“ auf YouTube. Aus rund 1.800 Fragen von Bürgern konnten diese die zehn beliebtesten Fragen an Angela Merkel auswählen. Die Kanzlerin beantwortete heute die Fragen 10 bis 7, am Montag geht es weiter. Dass sie den Dialog mit den Bürgern sucht, ist sehr zu begrüßen. Fraglich ist aber, ob das gewählte Format einer Video-Aufzeichnung den Bürgern Mehrwert bietet. Der Auftritt wirkte stellenweise phrasen- und floskelhaft. Ein direkter Dialog oder eine echte Live-Diskussion hätten stattdessen die Chance für spontane und unmittelbare Reaktionen bieten können. Wer wissen will, warum Merkel keine Freundin direkter Demokratie ist, sollte sich unser Video der Woche anschauen.

“Datenschutz greift nicht mehr”

Klarer Gewinner unserer Abstimmung über den Top-Artikel der Woche ist ein Streitgespräch zwischen Constanze Kurz vom Chaos Computer Club mit Julia Schramm von der Aktivistengruppe “Die datenschutzkritische Spackeria” im Technology Review. Dabei geht es um Fragen wie diese: Ist Datenschutz im Zeitalter von Facebook und Twitter ein überholtes Konzept? Oder: Schränkt Datenschutz die Freiheit im Internet ein?

Mülltrennen im Netz: Was ist digitaler Umweltschutz?

Der Jurist und Betriebswirt Leonhard Dobusch schreibt in einem Artikel für die Berliner Gazette über das Öko-System Internet. Dabei befasst er sich mit dem Begriff des digitalen Umweltschutzes, kritisiert das überholte Urheberrecht und hebt die Bedeutung von Creative Commons hervor. Dobusch vermisst bisher eine thematische Klammer als Schnittstelle zwischen den verschiedenen digitalen Bürgerrechtsbewegungen.

Eine neue Dimension der Privatheit

Auf den dritten Platz wählten wir einen Gastbeitrag des FDP-Politikers und Ex-Bundesinnenministers Gerhart Baum. Dieser macht auf die Dringlichkeit einer digitalen Bürgerbewegung aufmerksam, die sich gegen Eingriffe in die Privatsphäre der Bürger durch staatliche Behörden zur Wehr setzt – wie im Fall des Staatstrojaners. Wo man in den Kernbereich privater Lebensgestaltung eingreife, würde die Menschenwürde verletzt, so Baum.

Weltverbesserung im Web

In ihrem Artikel für Zeit Online verweist Anna Gauto auf die große Bedeutung neuer Kommunikationstechnologien für eine erfolgreiche und zügige Umsetzung entwicklungspolitischer Maßnahmen– insbesondere durch junge Menschen. Sie nennt gelungene Beispiele, wie das Portal Maternal Mortality, das Informationen zur weltweiten Müttersterblichkeit und Schwangerschaft liefert.

Ein Bund fürs Leben?

Martin Eiermann von The European beschreibt das untrennbare Abhängigkeitsverhältnis zwischen Journalismus und Zivilgesellschaft. Dies versucht er mittels dreier Beispiele zu untermauern. Dabei kritisiert er den vermeintlichen Zweckpessimismus: Die These von der zunehmenden Bedeutung der digitalen Öffentlichkeit werde durch kritische Anmerkungen verfeinert, nicht entkräftet.