Wie nutzen die Parteien Soziale Medien? Wie kann ich mich als Bürger einbringen? Welche Partei hatte eine wirklich innovative Idee? Antworten zu der Frage, wie sich Bürger online in den Berliner Wahlkampf 2011 einbringen können, gibt es hier.

In unserer letzten Kategorie geht es unter anderem um die Social Media-Auftritte der Parteien, die Nutzung von Web 2.0-Elementen und darum, wie innovativ die Parteien im Online-Wahlkampf sind und wie sehr sie auf die Bürger eingehen.

Facebook

Zunächst haben wir uns die Facebook-Seiten der Landesverbände der Parteien angeschaut. Schnell wurde hier deutlich, dass eine gut gepflegte Fan-Seite im Berliner Wahlkampf zum Standard gehört. Aktuelle Neuigkeiten zur Partei, zu den Kandidaten und dem Wahlkampf werden gepostet. Wenn es zu wünschenswerten Diskussionen zwischen Nutzern oder zu Fragen einzelner User kommt, reagierten alle Parteien auf diese und versuchten sich produktiv einzubringen sowie zu antworten. Dafür erhielten alle Parteien die Note „Sehr gut“.

Twitter

Bis auf die CDU haben alle Parteien einen Twitter-Account. Auch der Spitzenkandidat der CDU zwitschert nicht. Dies lässt im direkten Vergleich mit der Konkurrenz sehr zu wünschen übrig, so dass wir hierfür keinen Punkt vergeben konnten. Die genauen Zahlen sind auf dem Stand des 18.8.2011. Für die Bewertung war die Zahl der Tweets zunächst wichtiger als die der Follower. Vor allem ging es darum, erkenntlich zu machen, wie aktiv die Parteien auf diesem Kanal sind. Die Grünen liegen hier deutlich vorne und auch die Piratenpartei macht eine gute Figur. SPD und FDP befinden sich im Mittelfeld, während die Linkspartei deutlich zurückliegt.

YouTube

Ein weiterer üblicher Kanal für den Wahlkampf der Berliner Parteien ist YouTube. Die genauen Zahlen sind hier vom 16.8.2011. Die Zahl der Uploads wurde hierbei wichtiger als die der Abonnenten bewertet. Die SPD fuhr hier einen deutlichen Sieg ein. CDU und Grüne befinden sich im oberen Mittelfeld, während die Linke schon deutlich weniger aktiv ist. FDP und Piraten scheinen ihren YouTube-Kanal kaum zu nutzen, allerdings können letztere noch mehr Abonnenten mit ihren Videos erreichen.

Blog

Die Hälfte der getesteten Parteien hat auch einen eigenen Wahlkampf-Blog. Ganz vorne bei Aktualität und Themenbreite sind die Grünen, so dass sie hierfür die volle Punktzahl erhielten. Das Blog der Linkspartei ist zwar auch sehr aktuell, allerdings konzentrieren sich die Beiträge lediglich auf Berichte von Wahlkampfveranstaltungen. Bei der Piratenpartei ist dies genau andersherum. Die behandelten Themengebiete sind breit gefächert, allerdings werden leider nur in längeren Zeitabständen neue Beiträge gepostet. Für beide Parteien gab es dafür aber immerhin noch die Note „Gut“. Allerdings muss man einräumen, dass sich Kommentare von Lesern bei allen Wahlkampf-Blogs auf einem Minimum halten. Gelungene Kommunikation sieht anders aus. Mit ein bisschen Suchen stießen wir auch auf einen alten Blog der FDP. Dieser scheint aber nicht mehr in Betrieb zu sein. Daher erhält die FDP genauso wie SPD und CDU, die gar keinen Blog haben, keine Punkte.

Bürgerbeteiligung

Den Punkt der Bürgerbeteiligung erachten wir als besonders wichtig. Ein innovativer und moderner Online-Wahlkampf muss den Nutzern Möglichkeiten geben, sich aktiv in das Geschehen einzubringen. Daher wird dieser Punkt doppelt gewichtet und die Parteien können bis zu 12 Punkte erhalten. Klarer Sieger sind die Grünen. Sie bieten den Bürgern die Möglichkeit, Aufgaben zu stellen. Das bedeutet: Wenn Bürger in Berlin auf ein Problem stoßen (z. B. in punkto Erneuerung von Spielplätzen oder der Schaffung von Radfahrwegen), können sie die Stelle auf einer interaktiven Karte von Berlin auf der Seite der Grünen markieren und ihr Anliegen darlegen. Fast immer erhalten die Bürger eine zeitnahe und ausführliche Antwort eines Kandidaten der Grünen. Dies ist neu und verdient daher die volle Punktzahl. Auch die Linke will die Bürger zur Diskussion anregen. So können User Fragen und Antworten an die Linkspartei auf deren Seite veröffentlichen. Dies erinnert stark an den Stil von abgeordnetenwatch.de, auf deren Seite Politiker Fragen von Bürgern beantworten. Auch die CDU verweist deutlich auf abgeordnetenwatch.de und zeigt damit, dass sie bereit ist, sich den Fragen der Bürger zu stellen. Zu erwähnen ist zudem, dass die CDU Bürgern die Möglichkeit gab, Vorschläge für das Wahlprogramm der Partei online einzureichen. Die Piratenpartei setzt auf Liquid-Feedback. Parteimitglieder können dabei aktiv in einem Forum diskutieren. Für Außenstehende besteht die Möglichkeit, sich als Gast einzuloggen und die Diskussionen mitzuverfolgen. Zudem haben sie ein eigenes Wiki, bei dem alle Bürger zur Beteiligung eingeladen sind. Die Tools von Linke, CDU und Piratenpartei schaffen Transparenz, Bürgernähe und fördern Initiativen des Austausches zwischen den Bürgern. Bei der SPD können Bürger sich auch einbringen, aber nur bei eher unwichtigen Dingen. So können Bürger selbst ein Plakat im Stil der SPD gestalten und in der Foto-Community Bilder von SPD-Veranstaltungen hochladen. Diese Optionen können aber nicht mit den partizipativen Möglichkeiten der anderen Parteien mithalten. Der klare Verlierer hier ist die FDP. Sie bietet dem Bürger keine nennenswerten Optionen sich aktiv einzubringen.

Zusatzpunkte

Kommen wir nun zum letzten Punkt unserer Testreihe. Die Parteien hatten hier noch einmal die Möglichkeit, durch innovative und moderne Elemente, die in keiner der vorhergegangenen Kategorien bewertet wurden, bis zu zehn Zusatzpunkte zu sammeln. Am besten gelang dies der CDU. Neben den auf ihrer Website einbezogenen interaktiven Elementen veröffentlicht sie auch ein Online-Magazin namens „Berliner Rundschau“ und verbindet durch einen Scan-Code auf ihren Plakaten erfolgreich Offline- und Online-Wahlkampf. Auch die Piratenpartei konnte gut mithalten. Neben Podcasts ist diese auch noch neben den üblichen Sozialen Medien auf flickr, Myspace, Digg und identi.ca aktiv. Auch die Grünen benutzen interaktive Elemente und schaffen durch ihre App für Smartphones sowie ihre „sprechenden Plakate“ eine Brücke zwischen Offline- und Online-Kampagne. Außerdem sind die Grünen auch auf flickr vertreten. SPD und Linke konnten durch interaktive Elemente und umfangreich beantwortete Wahlprüfsteine jeweils drei Punkte erlangen, für die FDP reichte es nur zu einem Trostpunkt.

Beteiligungsmöglichkeiten

In der Kategorie Soziale Medien und Beteiligungsmöglichkeiten gewinnen klar die Grünen. Sie haben die innovativsten Ideen und geben sich die größte Mühe, den Kontakt mit den Bürgern zu suchen. Auf einem guten zweiten Platz liegt die Piratenpartei, die ebenfalls interessante Ansätze gefunden hat. Im Mittelfeld befinden sich SPD, Linke und CDU. Alle Parteien zeigten im Vergleich sowohl Schwächen als auch Stärken in punkto Interaktivität. Abgeschlagen in diesem Feld ist nur die FDP. Potentiellen Wählern räumt der Online-Wahlkampf der Liberalen so gut wie keine Möglichkeiten ein, sich in Diskussionen einzubringen.

Hinweis: Kommentare bitte beim Hauptartikel "Grüne punkten online" posten!

Hier geht es zu den Auswertungen mit ausführlichen Begründungen:

  • Gesamtergebnis
  • Einzelauswertung der Parteien:

  • SPD
  • Die Linke
  • CDU
  • Bündnis 90/Die Grünen
  • FDP
  • Piratenpartei
  • Einzelauswertung der Kategorien:

  • Nutzerfreundlichkeit und Design
  • Service
  • Kriterien