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Breitband ist ein entscheidender Faktor für Kommunen, um als Unternehmensstandort attraktiv zu bleiben. Ein Projekt des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstützt Kommunen dabei, individuelle Lösungen zu finden.

„Bis Ende 2018 sollen 50 Megabit pro Sekunde in allen Haushalten in Deutschland zur Verfügung stehen.“, so die Bundesregierung im August 2017. Verfehlt hat sie das Ziel allemal.

Nicht nur Landbewohner sind von schlechten Internetverbindungen betroffen, auch ansässige Unternehmen können die digitale Transformation nicht weiter vorantreiben. Daher scheint ein Standortwechsel in Ballungsgebiete die einzige Alternative- zum Nachteil der kommunalen Wirtschaft. „Breitband ist aktuell unter den vielfältigen Infrastrukturen ein zentraler, unverzichtbarer Standortfaktor, der die Attraktivität ganzer Regionen für die Gesellschaft und für die Wirtschaft entscheidend prägt“, so Steffen Maretzke vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Statt auf bundesweite Initiativen zu warten, müssen Kommunen den Breitbandausbau aus eigener Initiative vorantreiben und ausbauen. MOROdigital ist ein Projekt des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, das ausgewählte Regionen bei ihren Ausbauvorhaben unterstützt.

„MOROdigital“

Die Ungleichverteilung von schnellem Internet macht sich überwiegend auf dem Land bemerkbar. Während viele Großstädte und Ballungsgebiete von einer Internetverbindung von 50Mbit die Sekunde profitieren, ist die Internetversorgung in ländlichen Regionen durch die geringe Bevölkerungs- und Nachfragedichte bisher unzureichend.

Um ländliche Regionen für Bewohner und Unternehmen attraktiver zu gestalten, stellt die Bundesregierung jährlich finanzielle Unterstützung für die Kommunen zur Verfügung. Häufig reichen diese Mittel jedoch nicht aus, da vielen Kommunen das „Know How“ und Fachkenntnisse fehlen. Um Kommunen auf wissenschaftlicher und inhaltlicher Ebene bei ihren Ausbauvorhaben zu unterstützen, wurde im Dezember 2014 das Projekt „MOROdigital“ ins Leben gerufen. Anhand verschiedener Kriterien wurden Regionen ausgewählt, die mit ihrem Breitbandausbau noch am Anfang stehen oder bei ihren Vorhaben fortgeschritten sind. „Die Breitbandversorgung wird von den beteiligten Akteuren als wichtiger Faktor für die Schaffung regionaler Wertschöpfung erkannt.“, so MOROdigital. Im Regelfall erhalten die Modellregionen finanzielle Unterstützung von bis zu 80.000€. Bei Kostenüberschreitung müssen die Regionen diese aus eigenen finanziellen Mitteln aufbringen.

Von achtzehn Bewerberregionen, beteiligten sich acht bei dem Projekt. MOROdigital stellt Tipps, Beratungen und Informationen für die konkrete Planung oder weiteres Vorgehen zur Verfügung.  Die Projektleiter unterstützen die Regionen mit fachlichen Kompetenzen, um unter anderem verwaltungstechnische Fragen zu klären. Neben fachlicher Beratung, dokumentiert das „Projektcontrolling“ die erarbeiteten Ziele und Ergebnisse während der Aufbauphase. „Bis Ende 2017 haben sechs Modellvorhaben ihre spezifischen Forschungsprojekte umgesetzt“ berichtet Maretzke.

Ergebnisse durch MOROdigital

Zu Beginn des Projektes wurde schnell klar, dass jede Region individuelle Vor- und Nachteile aufweist und daher unter verschiedenen Voraussetzungen den Breitbandausbau vorantreiben muss.

Im südlichen Nordfriesland sind erste Ergebnisse zu vermerken. Die Region zeichnet sich durch eine dünne Besiedlung, viele Zweitwohnsitze und mittelständischen Unternehmen aus. Der Breitbandausbau soll die Region für Unternehmen, aber auch für Einwohner mit Erstwohnsitz attraktiver machen.

Das südliche Nordfriesland setzte bei der Umsetzung auf die Bürgerbeteiligung und die Kommunikation. Nach einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit entschieden sich 95% der Bürger mit einer Einlage von mindestens 1000€ bei der BürgerBreitbandNetz GmbH & Co. KG (BBNG) Gesellschafter zu werden. BBNG ist ein Bürgerbeteiligungsmodell, das durch seine Finanzierungsverträge Baumaßnahmen in Höhe von knapp 30 Millionen Euro umsetzen konnte und somit den Ausbau des schnellsten Internets im südlichen Nordfriesland durchführte. Mit der Unterstützung von 1600 Gesellschaftern, wurde der Grundstein für den flächendeckenden Ausbau gelegt.  „Dieses Netz bringt nicht nur verbindlich 50M Bit/s oder 100 MBit/s – es macht bereits heute Anschlüsse mit einer Leistung von 1 GigaBit/s und mehr möglich.“, blickt die BBNG voraus.

Auch die Gemeinden Luckau und Calau in Brandenburg beteiligten sich an dem Modellvorhaben. Beide Kommunen sind durch seine weit auseinander angesiedelten Wohngebiete geprägt, was den Breitbandausbau erschwert. Die Alternative: Der Ausbau des Mobilfunknetzes, das für alle Bewohner zugänglich ist. Eine Prozessplattform bot die Möglichkeit, die Zusammenarbeit der Nutzer, der beteiligten Unternehmen und der Fördermittelgeber zu koordinieren und schaffte es mit dieser, erste Erfolge zu erzielen. So profitiert jeder Haushalt von einem schnellen Internet ohne an ein Glasfasernetz angebunden zu sein. Auch hier gilt: Das Engagement der Beteiligten ist das wichtigste Element für die Realisierung der Vorhaben.

Die Hoffnung auf Besserung

Das Projekt lief Mitte des Jahres 2018 aus. Klar ist, dass die Umsetzung in jeder Region individuell angepasst werden muss, da die Bedürfnisse und die Bevölkerungsdichte stark voneinander abweichen. Nach dem Ende des Projektes arbeiten die Kommunen weiterhin an ihrem Ziel und setzen ihre Arbeit über MOROdigital fort.

Das Projekt zeigt, dass die Eigeninitiative der einzelnen Regionen Veränderungen anstoßen kann. Die Landbewohner müssen diese Veränderungen annehmen, akzeptieren und Engagement zeigen, um ihre Region für Unternehmen und neuen Bewohnern attraktiv zu gestalten.

Natürlich muss noch viel getan werden. Es muss nicht nur eine ausreichende digitale Infrastruktur gewährleistet werden, sondern auch ein allgemeines Versorgungsnetz, der Nahverkehr, die Nahversorgung und die Lebensqualität. „Neben dem Breitbandausbau gibt es noch viele andere Faktoren wie Fachkräfte, Kooperationspartner und großräumige Erreichbarkeit. IHK Umfragen zeigen allerdings bundesweit, dass aktuell die leistungsfähige Breitbandverfügbarkeit an herausragender Stelle steht, wenn es darum geht wichtige Standortfaktoren zu benennen.“, so Maretzke.
Solange der Breitbandausbau auf Bundesebene stockt, müssen Kommunen daher selbst aktiv werden- und dabei die Bürger mit ins Boot nehmen.

 

 

Titelbild: Andreas Glücklhorn, via Unsplash

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