Wir haben es schon öfters gehört und gelesen: Mächtige Telekommunikationsfirmen bedrohen die Netzneutralität. Momentan wird jedes gesendete oder empfangene Bit gleichbehandelt, egal ob es von einer eMail oder einem Video, einem privaten oder kommerziellen Nutzer kommt. Die Telekommunikationsunternehmen besitzen die Infrastruktur der Datenautobahn und können also bestimmen, wer wieviel Bandbreite bekommt. Befürworter der Netzneutralität fürchten, dass dies zu Diskriminierung von Meinungsäußerung führen kann. Die Telekommunikationsfirmen sollten für jeden die maximale Bandbreite zur Verfügung stellen, damit auch arme Minderheiten die gleiche Chance bekommen, sich im Netz zu äußern. So kann das Netz ein offenes Medium bleiben.

Heute berichtet pressetext von einer Schweizer Studie der Hochschule St. Gallen über Netzneutralität. Sie sei ökonomisch ineffizient. Der Grund: Die maximale Nutzung der Bandbreite durch ökonomisch wertlosen Datenverkehr (vor allem Videos und Internettelefonie) würde den Transaktionsverkehr und geschäftliche Innovationen im Internet verhindern. Die Forscher schlagen eine Basisgeschwindigkeit mit Erweiterungsmöglichkeit vor. Wer also schnelleres Internet will, muss dafür dem Provider mehr zahlen.

Okay, bin ich jetzt blöd, oder sagt diese Studie einfach gar nichts? Eigentlich sagt sie: Es soll so bleiben, wie es ist. Leute mit Geld haben schnelles Internet, Leute ohne gar keines oder sehr langsames. Natürlich ist Netzneutralität ökonomisch ineffizient! Weil es dabei gerade NICHT um ökonomische Kommunikation geht. Warum schreiben sie nicht: Um die Netzneutralität zu behalten, soll man die Infrastruktur des Datenverkehrs erweitern. Da gibt es eine Menge an Jobs – ich meine, große Kabel auf dem Meeresboden anlegen, ist keine kleine Sache. Es ist eine gute Zukunftsinvestition. Danach regnet es innovative Geschäftsideeen im Netz, weil es wieder mehr Bandbreite gibt. Warum werden in den letzten Jahren plötzlich so viele in der "New Economy" gescheiterten Ideen jetzt erst erfolgreich? Genau: Bandbreite. Also bitte, denkt doch mal in Möglichkeiten und nicht in Problemen!