Es soll "die größte Wahlkampagne aller Zeiten" werden. Was die Initiatoren auf ihrer Kampagnenwebseite vollmundig behaupten, fand an diesem Dienstag, 25. August, in Berlin seinen Anfang – zumindest in der Öffentlichkeit.
Seit einigen Tagen wurde über die üblichen Web 2.0-Kanäle um rege Teilnahme am Videodreh einer Demonstration geworben. In der Nähe des Reichstagsgebäudes tauchten gegen 9 Uhr morgens die ersten "Demonstranten" mit ihren Bannern und Plakaten auf. Diese waren jedoch weiß und unbeschriftet – aber das hatte seine Richtigkeit. Die "Demonstration" ist Teil eines Wahlaufruf-Films, den jeder personalisieren kann. Dabei kann der Absender im Spot auftauchen und eine Freundin oder einen Freund direkt ansprechen und sie/ihn bitten, zur Wahl zu gehen.
Dass es am Ende nur rund 15 Teilnehmer waren, die sich zur frühen Stunde eingefunden haben, ist für Dietrich Boelter, Chef der Agentur Face2Net kein Problem: "20 bis 25 Leute sind genug, um die richtige Szene zu drehen, den Rest macht die Kamera-Perspektive." Mit ein paar mehr Interessierten hätte er allerdings schon gerechnet, gibt er gegenüber politik-digital.de zu. Face2Net ist die Agentur, die für die SPD die Online-Kampagne 2009 entwickelt und umgesetzt hat. Gemeinsam mit den Jusos und den Agenturen Micromovie und Panorama3000 hat die Agentur nun auch diese von der SPD finanzierte Aktion konzipiert.
"Keine SPD-Werbung"
Trotz der offensichtlichen SPD-Nähe legen die Initiatoren Wert auf die Feststellung, dass der Spot keine Wahlwerbung für die Sozialdemokraten darstellen werde. Vielmehr solle er "alle Bürger auf unterhaltsame Weise zum Wählen auffordern". "Das macht doch sonst keine Partei so selbstlos", betont Dietrich Boelter. Deutlicher wird da schon ein Teilnehmer der Aktion: "Wir wissen, junge Wähler wählen eher im SPD-Umfeld – also rot, rot-grün."
Vorbilder Obama und Westerwelle
Der Film, der wie so vieles im deutschen Wahlkampf, sein Vorbild in der Obama-Kampagne in den USA hat, soll rund zehn Tage vor der Wahl den viralen Weg durch das Internet zu den Jungwählern, bzw. – nichtwählern finden. Micromovie hatte bereits im Mai 2009 die Technik bei der Aktion "Hauptdarsteller gesucht!" mit dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle eingesetzt.