Dies ist ein Beitrag der politik-digital.de-Redaktion zum ersten politischen Blogkarneval.
Manchmal scheint es, als hätten Politiker Angst vor ihren Wählern. Speziell im Internet verbreiten Politiker ihre Botschaften in eine Richtung: „von oben“ an die Bürger. Eine Diskussion lassen sie nicht zu.

Unter den wenigen Politiker-Blogs gibt es kaum welche mit Kommentarfunktion. Reaktionen auf den Videopodcast des Hamburger Senats oder Angela Merkels wöchentliche Internetansprache darf der Wähler „per E-Mail, Telefon oder Brief“ mitteilen – auf jeden Fall so, dass kein anderer mitkriegt, was an Feedback kommt.

Dabei sitzen in den Staatskanzleien und im Bundespresseamt Mitarbeiter, die den ganzen Tag Bürgeranfragen beantworten und weiterleiten. Selbst wenn die Politik kein Forum für verfassungsfeindliche oder pöbelnde Kommentatoren bieten will: Moderierte Leserstimmen wären möglich. Und vielleicht müsste man so doppelte Fragen nur einmal beantworten. 

Warum läuft also gerade die politische Kommunikation im Internet mit weniger Feedback ab als bei einer Podiumsdiskussion oder einer Parteiversammlung?
Die Politiker igeln sich ein, weil sie mitbekommen, dass den „Menschen da draußen“ ihre Entscheidungen nicht passen. Aber allen recht machen können sie es auch nicht, dafür sind die Interessen zu unterschiedlich. Die Kommunikation zu verweigern, ist aber der falsche Weg.
Dabei bietet das Internet zahlreiche Möglichkeiten für Politiker, mehr Offenheit zu zeigen: . Abgeordnete könnten sich beispielsweise nach den Sitzungen ein Stunde Zeit nehmen, um mit ihrem Wahlkreis zu chatten (wie der Grünen-Abgeordnete Reinhard Bütikofer vorgeschlagen hat), Parteien könnten Programmdiskussions-Wikis zu ihren Parteitagen aufsetzen und die Ergebnisse dort ernst nehmen.

Und wenn Parteien die Mitglieder weglaufen oder wegsterben, lassen sich im Internet wie z.B. auf MySpace prima Spenden sammeln.
Denn die Leuten wenden sich verdrossen von der Politik ab, weil sie sich nicht mehr ernst genommen fühlen. Nicht, weil sie kein Interesse an Politik haben. In Computerspielforen diskutieren Teenager fundiert und kontrovers über ein Killerspielverbot , am Arbeitsplatz ist das Rauchverbot Thema und beim Stammtisch wird auch nicht nur über Fußball gesprochen.

Auch die angeblich unpolitischen Nichtwähler haben durchaus eine Meinung zum politischen Tagesgeschehen und debattieren in Online-Foren wie ich-gehe-nicht-hin.de.
Politische Großereignisse wie der G8-Gipfel in Heiligendamm zeigen ebenfalls, dass das politische Interesse der Bürger vorhanden ist. Über 18.000 Demonstranten zelteten im Protestcamp, mobilisiert nicht zuletzt über die Webauftritte globalisierungskritischer Organisationen wie Attac. Das Internet wurde zum Ort der Live-Berichterstattung: G8-Gegner protestierten im Netz und Journalisten bloggten über die Ereignisse rund um den Zaun.

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