12019 via Pixapay, CC0, bearbeitet. Manuchi via Pixabay, CCo, bearbeitet.Strom-Sharing mit den Nachbarn, Polizei-Roboter mit Webcam oder Stadtnutzungsdaten, die für alle Anwohnerinnen und Anwohner frei zugänglich sind. Sogenannte „Smart Cities“ sollen den Problemen der steigenden Urbanisierung mit Hilfe von modernster digitaler Technik kreativ entgegenwirken. Doch was ist dran an den Lösungsansätzen der Digitalisierung? Bietet das digitale Zeitalter ausreichend Möglichkeiten, die wachsenden Herausforderungen des Städtewachstums zu meistern oder droht dabei eine Kollision mit dem Datenschutz? In unserer Sommerreihe stellen wir fünf Beispiele aus Großstädten vor, in denen die Smart City längst zur Realität geworden ist.

Im Jahr 2050 werden voraussichtlich rund 75% der Weltbevölkerung in urbanen Regionen ansässig sein, Tendenz steigend. Wachsende Treibhausgasemissionen, ein Mangel an Wohnraum und eine nicht ausreichende Infrastruktur sind nur einige Beispiele für die Probleme, die steigende Urbanisierung mit sich bringt. Die Smart City – die intelligente und vernetzte Stadt – ist zum Schlagwort für die Lösung dieser Probleme avanciert. Laut dem „Committee of Digital and Knowledge-Based Cities“ ist die Smart City eine Stadt, in der Ziele wie Nachhaltigkeit, Wirtschaftswachstum und ein hoher Lebensstandard mit Hilfe von modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) umgesetzt werden. Kurz gesagt, eine Smart City setzt IKT gezielt ein, um das Leben in der Stadt auf vielfältige Art und Weise zu verbessern. Dabei gilt vor allem das Gebot der Effizienz, denn Zeit-, Geld- und Energieersparnis sind die deklarierten Ziele der intelligenten Stadt. Verbesserte Infrastruktur, intelligenter Wohnraum oder mehr Sicherheit sind nur wenige Beispiele für die potentiellen Gewinne der Smart Cities, wie in diese Infografik dargestellt. Vor allem in Kombination mit den sich verändernden Werten und Einstellungen der Generationen Y und Z, die andere Ansprüche an das Leben in der Stadt stellen als vorherige Generationen, erscheinen neue Gestaltungsansätze essentiell.

Grenzgebiet Datenschutz und Finanzierung

Ungeachtet der Vorteile der Smart City bereitet vor allem die Frage nach dem Datenschutz vielerorts Sorge. Müssen Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch Besucherinnen und Besucher explizit ihre Erlaubnis geben, wenn die Straßenlaterne in ihrer Straße zukünftig Bewegungsmuster speichert? Welche Rückschlüsse erlaubt der von einem Smart Meter protokollierte Stromverbrauch über mein Leben? Und wer erlaubt dem „Robo Cop“ (zu dt.: Polizei-Roboter) eigentlich, mich zu filmen, während ich meine täglichen Einkäufe in der Stadt erledige? Besonders für die Bewohnerinnen und Bewohner der intelligenten Stadt könnte der Schutz ihrer Daten zum Problem werden. Denn eine Stadt, die die Daten ihrer Bürger ungefragt sammelt, stößt auch auf Widerstand. So hat die Stadt Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien im Mai dieses Jahres beispielsweise ein neues Gesetz erlassen, das dieses Problem aufgreift. Entschieden wurde, dass eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern einen Bericht über die Auswirkungen von neu in der Stadt eingesetzten Technologien verfasst. Von dieser Bewertung hängt dann ab, wie diese Technologie zukünftig in der Stadt eingesetzt wird. Ein erster Versuch einer Stadt, ihren Bürgerinnen und Bürgern mehr Gestaltungsfreiräume im Hinblick auf die Entwicklung ihres Umfelds zu gewähren.

Neben dem Datenschutz stellt sich auch die Frage nach der Finanzierung der Städte von morgen. Tech-Konzernriesen wie Intel oder Huawei sehen in aufwändigen Pilotprojekten ihre Chance, den technologischen Wandel im Bereich Stadtentwicklung zu beflügeln. Da die eigene Technologie dabei selbstverständlich als Universallösung vermarket wird, kommt technischen Mängeln oder preisgünstigeren Alternativlösungen unter Umständen nicht die Aufmerksamkeit zu, die ihnen zusteht. Auf Grund der fehlenden finanziellen Mittel bleibt der Markt der Zukunftsstädte daher nur bedingt ein Markt, der bottom-up von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Städte gestaltet werden kann.

Der Begriff „SmartCity“ bleibt vor allem eines: abstrakt

Unabhängig von seinen Vor- oder Nachteilen ist der Begriff „Smart City“ ist zum Buzzword für Innovation und Zukunftsvision geworden. Dabei bleibt er vor allem eines: abstrakt. Was genau an der Smart City eigentlich smart ist, darunter können sich viele Bürgerinnen und Bürger noch immer wenig vorstellen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung beispielsweise zeigt, dass 45% der Befragten zum Begriff „Algorithmus“ spontan nichts einfällt. Weitere 43% der Befragten sind unentschieden, ob Algorithmen mehr Chancen oder Risiken bedeuten. Diese Ergebnisse untermauern ein Problem, das in vielen Bereichen auftritt, in denen der technologische Fortschritt Einzug hält. Vor allem das fehlende technologische Verständnis verursacht Berührungsängste bei Userinnen und Usern. Ähnlich geht es der Smart City. Fehlendes technisches Know-How verstärkt das Gefühl des Kontrollverlustes. Rasante technologische Entwicklungen, so gewinnbringend sie auch sein mögen, erfordern gerade deshalb auch immer eine Betrachtung und Akzeptanz von allen Seiten. Dabei sollte gerade Fachfremden ermöglicht werden, sich ausreichend zu informieren.

Die Sommerreihe „Smart Cities: Eine Reise durch die Städte von morgen“

Auch wenn sich Befürworter und Gegner noch nicht einig sind, wie die Umsetzung der Smart City voranschreiten soll, so ist vor allem eines sicher: Die Smart City kommt. Vielmehr noch, an vielen Orten ist sie – zumindest in Teilbereichen – bereits zur Realität geworden. Dabei bieten sich neben Vorteilen für Bewohnerinnen und Bewohner auch attraktive Investitionsmöglichkeiten für Wirtschaft und Handlungspotenziale für die Politik. Der Markt wächst und es gilt, sich umzuschauen. Wie setzen andere Städte Projekte um, die ihrer Stadt zu einer intelligenten und vernetzten Zukunft verhelfen sollen?

In unserer Sommerreihe stellen wir fünf konkrete Beispiele vor, die zeigen, dass die Smart City kein Begriff ist, der abstrakt blieben muss. Wir beleuchten Projekte aus Großstädten rund um den Globus und berichten dabei nicht nur über deren Aufbau, sondern fragen auch nach dem Mehrwehrt, den das Projekt für Verbraucherinnen und Verbraucher darstellt. Wie steht es um den Datenschutz der einzelnen Projekte und wie finanziert sich das, was nach einer glänzenden Zukunft aussieht? Unsere Reise durch die Städte von morgen bietet erste Antworten.

Teil 1 befasst sich mit dem Projekt Smart Favelas in Rio de Janeiro. Die weiteren Stationen auf unserer Smart-City-Reise sind: Kopenhagen, Dubai, Wien und Satander.


Titelbild: Hong Kong via Pixabay, CC0, bearbeitet. Manuchi via Pixabay, CC0, bearbeitet.

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