Wir alle waren schon in Situationen, in denen Stress und Leistungsdruck überhand zu nehmen drohten. Wenn nun Medikamente uns helfen könnten, diese überfordernden Situationen in den Griff zu bekommen, und uns langfristig zu einer “verbesserten” Version von uns selbst zu machen – sollten wir diese Möglichkeit nicht ergreifen? Oder müssen wir das vielleicht sogar, um immer größeren Herausforderungen des heutigen Lebens gewachsen zu sein? Im Rahmen des Projekts supermenschen.info diskutieren wir in unserem dritten Videochat am 3.11. über gesellschaftliche und ethische Aspekte des Hirndopings.
Neue medizinische oder technische Entwicklungen faszinieren und beängstigen die Gesellschaft oft gleichermaßen. Im Falle des pharmakologischen Neuro-Enhancements steht der Reiz, leistungssteigernde Präparate für die Bewältigung beruflicher und privater Herausforderungen zu nutzen, der Sorge gegenüber, dass unser gesellschaftliches Zusammenleben ins Ungleichgewicht geraten könnte. Im dritten Teil unserer Hangout-Reihe sprechen wir über gesellschaftliche und ethische Aspekte des Hirndopings. Wie verändern Mittel, die uns angeblich zu besseren Menschen machen können, uns persönlich und die Gesellschaft als Ganze?
In dem Zusammenhang können unter anderem bio-ethische Aspekte betrachtet werden. Ähnlich wie in der Debatte um Genforschung, werden wir auch beim Thema Hirndoping mit der Frage konfrontiert, ob wir es zulassen können oder sogar unterstützen wollen, dass Menschen ihren Körper durch technologisch-medizinische Entwicklungen verändern und verbessern. Übertreten wir mit der Legalisierung von Hirndoping eine ethische Grenze oder werden nur natürliche, biologische Unterschiede in Talent und Leistungsfähigkeit ausgeglichen? Und was macht eigentlich einen “verbesserten” Menschen aus?
Daran anschließend gibt es außerdem gewisse soziale und gesellschaftliche Auswirkungen, die in Verbindung mit Hirndoping diskutiert werden. Im Fokus steht dabei die Frage, ob Hirndoping ein sozio-ökonomisches Ungleichgewicht herstellt oder verstärkt. Sollten Hirndopingpräparate für alle frei verfügbar sein oder nur für bestimmte Berufsgruppen oder gar nur für jene, die es sich leisten können? Wenn manche Menschen durch Medikamente mehr leisten können als andere, ist das dann ungerecht? Oder brauchen wir eine Elite, die besondere Aufgaben in unserer Gesellschaft übernimmt und daher mehr leisten können muss?
Diese und weitere Fragen diskutierte unser Moderator Frank Ulmer am 3.11. ab 17 Uhr mit folgenden Gästen:
- Prof. Dr. Ortwin Renn: u.a. Sozialwissenschaftler und Risikosoziologe an der Universität Stuttgart
- Dr. Wiebke Rögener: Freie Wissenschaftsjournalistin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dortmund
- Dr. Thorsten Galert: Wissenschaftlicher Mitarbeiter Deutsches Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE)
- Patrick Schubert: Soziologie-Absolvent der TU Berlin. Er schrieb seine Masterarbeit zu “Dopingmit Antidepressiva”
Habt Ihr Fragen zum Thema oder möchtet Ihr Euch bei den kommenden Hangouts einbringen? Meldet Euch bei uns unter redaktion@politik-digital.de oder stellt Eure Fragen über die Kommentare oder direkt auf supermenschen.info.
Hier gibt es weitere Information zu dem Projekt supermenschen.info
Hier geht es zum ersten und zweiten Videochat unserer Hangout-Reihe.
Bild: Unsplash/José Martín (CC0 1.0)