Global denken, Lokal handeln – liegt die Zukunft des Internet in dezentralen Netzwerken?

„Wireless-LAN“ – abgekürzt WLAN – steht für „Wireless Local Area Network“. WLAN ermöglicht einen drahtlosen Netzzugang via Funk. Ein Rechner – in der Regel ein Laptop, der mit einer Funkkarte ausgestattet ist – erhält in einem durch die Größe des Funkfeldes eingegrenzten Bereich einen Zugang zum Netz.

Der Clou: Mehrere Nutzer können gleichzeitig auf ein Funkfeld zugreifen und in diesem sogenannten Ad-hoc-Netz arbeiten. Die Anbindung der drahtlosen Rechner erfolgt über Access-Points (APs), die die Verbindung zum Ausgangspunkt, dem LAN-Netz, herstellen.

Leider ist die Reichweite von diesen Ad-hoc-Verbindungen deutlich kürzer als von Verbindungen mit fester Basisstation. Deshalb ist es auch schwierig, größere Gebiete zu vernetzen. Aber für Wohnungen oder Büroetagen ist Wireless-LAN geradezu ideal geeignet: Notebooks und PCs verschiedener User können sich gemeinsam ins Netz einwählen und Dateien austauschen ohne das meterlange Kabel quer durch Haus oder Büro gelegt werden müssen.

Probleme bleiben

Nominell soll ein Wireless-Netzwerk 11 Megabit pro Sekunde übertragen. Das reicht natürlich lange nicht an Downloadgeschwindigkeiten wie bei DSL heran und in der Praxis ist selbst dieser Wert kaum zu erreichen. Schuld sind Störfaktoren wie Strahlungen, der umliegende Verkehr oder einfach nur dicke Wände. In der Praxis sind 5 Megabit pro Sekunde bei fünf Metern Entfernung zum Access Point realistisch, in Ad-hoc-Netzen ist bei gleicher Entfernung meist nur ein knappes Megabit möglich. Zum Vergleich: Eine MP-3-Datei umfasst ungefähr 4 Megabit.

Auch die Reichweite des LAN-Netzes ist sehr stark von der unmittelbaren Umgebung abhängig. Man kann von 30 bis 50 Metern in Gebäuden und 100 bis 300 Meter im Freien als maximale Reichweiten ausgehen. Denn: Jede Wand, jeder Baum und jedes Elektrogerät verringert diesen Wert.

Außerdem sind gravierende Sicherheitsprobleme nicht von der Hand zu weisen: Die standardisierte Verschlüsselung ist leicht zu knacken. Von Fachleuten wird eine speziell einzurichtende „128/104-Bit-Verschlüsselungs-Variante“ empfohlen, um die Hürde für Eindringlinge möglichst hoch zu legen. Es soll ja nicht unbedingt jeder, der zufällig vorbeikommt, problemlos ins Netz einsteigen können.

Umweltpolitisch“pc“

Interessant ist noch der umweltpolitische Aspekt: Alle bisherigen Untersuchungen zeigen, das die Strahlung bei WLAN absolut zu vernachlässigen ist. Auch die Anmeldung eines Access-Points ist ziemlich problemlos: Notwendig ist lediglich eine Meldung bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post über die Installation einer entsprechenden Antenne.Und die Bundesbehörde fördert die neue Funktechnik nach Kräften: Vom 13. November 2002 an können für WLAN Frequenzen in den Bereichen 5150 MHz – 5350 MHz und 5470 MHz – 5725 MHz gebührenfrei genutzt werden. “Das ab dem 13. November zusätzlich verfügbare Spektrum für WLAN-Anwendungen soll der mobilen Datenkommunikation in Deutschland einen zusätzlichen Innovationsschub geben. WLAN und UMTS werden sich ergänzen und die Nachfrage nach mobilen Angeboten und Dienstleistungen fördern“, erklärt diesbezüglich Matthias Kurth, Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post.

Lebendige Szene vor Ort

Freie Netzwerke, die zur Schaffung von selbstbetreuten Serviceangeboten für lokale Bürgernetzwerke führen, gibt es weltweit, insbesondere in den großen Metropolen, bereits seit geraumer Zeit. WLAN steht hierbei als Übertragungstechnik im Vordergrund: Dabei wird meistens recht „freakig“ mit einer einfach zugänglichen drahtlosen Ausstattung gearbeitet und alle nur denkbaren Vernetzungsmöglichkeiten werden aufgetan.

Das bekannteste freie Netzwerk ist sicherlich „Consume“ aus London. „Consume“ wurde im Sommer 2000 von Julain Priest und James Stevens ins Leben gerufen. Die mittlerweile rund 300 Teilnehmer bestimmen ihre Netzwerkknoten selbst und stehen für einen freien Datenaustausch und gemeinsame Kollaborationen bereit.

Mit der Zeit wurde das Prinzip zunehmend adoptiert und in Städten auf der ganzen Welt sind Gruppen mit der Bildung von weitläufigen drahtlosen Netzwerken beschäftigt.

Auch in Deutschland gibt es eine recht aktive Szene vor Ort. So vernetzt das Rechenzentrum der Humboldt Universität Berlin mehrere Hörsäle und Gebäude mittels WLAN und der eng mit der alternativen Berliner Medien- und Klubszene verbundene Systemprovider W-Lab vernetzt lokale Communities und Initiativen in der Hauptstadt. Auch in anderen deutschen Städten gibt es entsprechende Initiativen: Stellvertretend sei hier die „Wirless Open Organisation Münster“ erwähnt – Wooms e.V. – die dort gerade ein offenes Bürgernetz aufbaut.

Großes Potential vorhanden

Das Potential für den Einsatz von WLAN ist auf jeden Fall riesig:

Lokale Stadtteilinitiativen können zu geringen Kosten vernetzt werden und ohne großen Aufwand zusammenarbeiten – ganze Büroetagen können drahtlos werden und in mein Lieblingscafe brauche ich nur meinen Laptop mitzubringen, um Mails zu schreiben und im Netz zu surfen. Doch gerade diese faszinierende Möglichkeit der Vernetzung macht die Sache auch kompliziert:

Auf einem Workshop des Berliner Medienkollektivs „Bootlab“ diskutierten Mitte Oktober 2002 Aktivisten aus ganz Europa über die technischen und sozialen Fragen freier Netzwerke. Dabei ging es auch um die Anforderungen an Teilnehmer von freien Netzwerken und die Grenzen des Datenaustausches:

Welche Ordner auf meinem PC gebe ich frei? Muss ich auch eigene Bandbreite der Community zur Verfügung stellen? Wie sehen rechtliche Aspekt bei gemeinsamer Bandbreitennutzung oder beim Benutzen von „Peer to Peer“ im Netz aus? Wie weit reicht die eigene Verantwortung und eigene Partizipation im Netzwerk? Diese und andere relevante Fragen sollen mit Hilfe einer eigenen Verhaltenslizenz für freie Bürgernetze gelöst werden, die über das Internet unter
www.picopeer.net weiterentwickelt wird.