Auf der Klimakonferenz wird es jetzt ernst: Die Staats- und Regierungschefs reisen nach Kopenhagen, um im Streit um Emissionen, CO2-Reduktion und Erderwärmung zu entscheiden. Im Internet laufen auch die Online-Aktionen für Klimaschutz auf den Höhepunkt zu. Die interessantesten und beliebtesten Seiten hat Jasmin Reitzig in einer Linkliste zusammengestellt.
Ein Dreh- und Angelpunkt ist die Seite Hopenhagen.org. Dort wird jede Stimme zu einer Sprechblase auf einer großen interaktiven Weltkarte. Möchte man genauer wissen, was die Menschen in Südafrika oder Dubai denken, kann man deren Slogans lesen. Jeder, der die Online-Petition „unterschreibt“, darf nämlich einen eigenen schlauen Spruch zum Thema auf der Seite verewigen. Durch eine Facebook App kann sich jeder Bürger Hopenhagens einen eigenen Pass ausstellen lassen. Indem die "Hopenhagener" sich aktiv für „ein faires
Klima-Abkommen“ einsetzen, sammeln sie Stempel. Die bekommt man z.B.
wenn man seinem Abgeordneten eine E-Mail schreibt oder die
Klima-Petition unterzeichnet.
Ganz offiziell – Blogs, Fakten und Nachrichten
Unter www.cop15.dk ist die offizielle Webseite des Klimagipfels zu finden. Dort kann man sich über die aktuellen Neuigkeiten der Konferenz informieren sowie Fakten und Zahlen zum Thema nachlesen. In Blogs schreiben Experten, Wissenschaftler, Politiker oder Wirtschaftsvertreter über den Klimawandel von Russland über Vietnam bis in die Sahelzone.
Einen direkten Einblick in die Verhandlungen gewährt der offizielle Webcast. Auf sieben Live-Channels werden alle Plenar-Sitzungen, Pressekonferenzen sowie Präsentationen von NGOs und politischen Akteuren wie Al Gore live übertragen und binnen weniger Minuten zum On-Demand-Abruf bereitgestellt.
Eine Greeting Card für die Delegierten
Die eigene Meinung, in 150 Wörter komprimiert, kann man den Staats- und Regierungschefs unter www.greetings.cop15.dk zu kommen lassen. Auf die "Climate Greetings" können die Delegierten während der Konferenz per Videobotschaft antworten.
Eine Live-Debatte für das Klima
CNN und Youtube haben sich zusammengeschlossen und veranstalten am 15. Dezember eine Live-Debatte, die auf beiden Plattformen ausgestrahlt wird. Schon jetzt kann man Fragen auf www.youtube.com/cop15 stellen, die dann von Staatsmännern und Aktivisten beantwortet werden.
Wer gerne hören möchte, wie Arnold Schwarzenegger oder Al Gore über den Klimawandel denken, sollte zu www.google.com/landing/cop15/ gehen. Interessanter wird die Webseite für diejenigen, die Google Earth installiert haben. Mit dem Programm kann man sich die globalen Folgen des Klimawandels ansehen, virtuell in den Ozeanen tauchen oder gerodete Waldflächen erkunden. In geführten Touren lernt man etwas über die möglichen Auswirkungen des Klimawandels sowie über Lösungsansätze und Klimaschutz.
Ein Themenvorschlag für das Klima
Associated Press und zehn weitere internationale Nachrichtenagenturen haben den Climate Pool gegründet. Auf der Facebook-Seite können sich die User mit Journalisten, die über die Konferenz in Kopenhagen berichten, austauschen, diskutieren und ihnen Themen vorschlagen.
Ein Szenario für das Klima
Dass der Klimawandel nicht durch einzelne Staaten allein bekämpft werden kann, zeigt der Weltklimarechner des WWF. In drei Szenarien kann man auf einer interaktiven Karte sehen, was mit der Erde geschieht, wenn gehandelt oder nicht gehandelt wird. Im dritten Szenario kann der User selbst entscheiden, welches Land seine Emissionen senkt und welches so weitermacht wie bisher. Durch wenige Mausklicks erfährt man, welche CO2-Reduktionen nötig sind, damit sich die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 nicht um mehr als zwei Grad Celsius erhöht.
Ein Action-Paket nach Kopenhagen schicken, dabei hilft Greenpeace mit ihrer Aktion auf
http://www.action-pact.org/. Mit Foto und Slogan lässt sich ein Pappkarton-Selbst individuell gestalten. Die User wählen die besten Pakete, die Greenpeace dann nach Kopenhagen schickt.
Ein Musikdownload für das Klima
Die Organisation „Time for Climate Justice“ fordert die Staats- und Regierungschefs der Welt in ihrer Online-Petition auf, ein starkes und verbindliches Abkommen beim UN-Klimagipfel in Kopenhagen zu verabschieden. Durch das Downloaden des Songs „Beds are burning“, gesungen von Stars wie Lily Allen oder Fergie, kann jeder Einzelne seine Stimme für die Petition abgeben.
Eine Kerze für das Klima
Andere Organisationen setzen auf das Internet, um weltweite Aktionen durchzuführen und ein größtmögliches Publikum anzusprechen. www.avaaz.org organisierte online zusammen mit www.350.org/de und www.tcktcktck.org über 3.000 Klima-Mahnwachen, die am 12. und 13. Dezember in über 130 Ländern abgehalten wurden. So trafen sich etwa hundert Menschen in Berlin und bildeten eine Lichterkette vor dem Brandenburger Tor.
Was bringt das?
Doch sind diese Mitmach-Methoden so wirksam wie erhofft? Der Hamburger Meteorologe und Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Uni Kiel kommentiert die neuen Wege zweifelnd: "Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten haben zu einer enormen Aufmerksamkeit für das Thema Klimawandel geführt. Passiert ist allerdings, global betrachtet, das Gegenteil von dem, was hätte passieren müssen. Man fühlt sich vielleicht besser, weil man etwas getan hat, egal, ob das der Sache tatsächlich dient."