Die Schriftstellerin und Moderatorin Else Buschheuer gehört zu
den deutschen Promi-Bloggern der ersten Stunde. Alina Barenz sprach
mit ihr über das "leipzig tagebuch".

 

politik-digital.de: Sie haben während Ihres
Aufenthaltes in New York mit dem Bloggen begonnen. Was war damals
der auslösende Moment für diesen Schritt?

Else Buschheuer: Nein. Ich führe mein Internet-Tagebuch seit
2000 – seit Erscheinen meines ersten Romans “Ruf!mich!an!"

Haben sich Ihre Motive für das Bloggen über
die Zeit verändert?

Am Anfang hab ich es gemacht, weil ich es mal ausprobieren wollte.
Aber schon seit einigen Jahren ist mein Tagebuch eine Art Angel
für temporäre Wahlverwandte.

Bloggen Sie im "leipzig
tagebuch
" einfach aus Lust oder auch aus anderen Gründen?

Aus Lust. Aus Sucht. Und um einen Sinn in all den Irrungen und
Wirrungen zu finden, durch die mich jeder Tag schickt. Wenn ich
mich ärgere, verletze, freue, eine Idee habe, eine Erfahrung
mache, die ich für allgemeingültig halte, dann jubelt
es in mir: “Das gibt ein tolles posting".

Was ist der Grund dafür, dass Sie regelmäßig
auf Artikel bei amazon.de hinweisen?

Durch meine Amazon-Partnerschaft, an der ich übrigens auch
so um die fünf Euro im Monat "verdiene”, kann ich
eine Statistik führen, ob von mir empfohlene Bücher oder
DVDs auch wirklich gekauft werden. Selbst dann, wenn sie nicht populär,
ja, regelrechte Ladenhüter sind. Die fünf Euro wandle
ich wiederum über Gutschrift in Bücher um, meist in meine
eigenen, weil ich die immer verschenke.

Wonach wählen Sie Ihre Tages-Tipps für
die Leser aus?

Musik: Was immer mir vor die Füße weht. Ich höre
sie im Radio, im Zufallsmoduls meines iPods, bei Freunden.
Zitate: kommen einem ständig unter. In Filmen, im Alltag, beim
Lesen.
Bücher: Das, was mich grad beschäftigt. Im Moment Sterben
und Tod.
Filme: Sind seit Anfang des Jahres ausgelagert nach www.westropolis.de,
das mich als Filmkritikerin engagiert hat.

Weshalb verzichten Sie auf eine Kommentarfunktion?

Ich hab das in den letzten sieben Jahren zweimal kurz versucht.
Die anonymen Wichser, die überall in Gästebüchern
rumschmarotzen, werden sich nicht in meinem home (= my castle) rumtreiben.
Sollen sich selbst eine Domain kaufen. Sachbezogen und redaktionell
kontrolliert können meine Kinokritiken auf westropolis kommentiert
werden. Ich kriege oft Bitten, in meinem Tagebuch jemanden zu verlinken
oder jemandes Buch zu besprechen. Sowas mache ich nicht. Ich mache
nur, was ich will.

Stehen Sie anderswo im regelmäßigem direkten
Kontakt mit Ihren Lesern?

Mit Stammlesern schreibe ich Mails. JEDER kann mir schreiben, meine
E-Mail-Adresse ist bekannt. Wer was fragt und nicht grad “haha_dustirbst”
oder ähnliches als E-Mail-Adresse hat, kriegt eine Antwort.
Für Briefe von Irren hab ich einen “Irre”-Ordner.
Irren antworte ich grundsätzlich nicht (Bin ja nicht irre).

Mit welcher Technik betreiben Sie Ihr Blog?

Irgendwas ganz tolles Neues. Ein flexibles Programm, das aus Bausteinen
besteht. Das weiß Frank
Walka
, mein Webmaster. Der hat mir das Anfang des Jahres gemacht.
Keine Konfektion. Klamotten trag ich von der Stange. Blogprogramm
ist maßgeschneidert.

Wie würden Sie selbst die Inhalte Ihrer Blogeinträge
beschreiben?

Gar nicht. Aber wenn Sie drauf bestehen: Ein Beet mit sehr edlen
Rosen, mit Brennnesseln, Kakteen, Sumpfdotterblumen, Runkelrüben,
einem Maulwurfshügel, einem Wühlmausloch, diversen Käfern,
Schnecken, Insekten – und einem Haufen Katzenscheiße.

Das Interview wurde per E-Mail geführt.