(Artikel) Mit vorsichtigen Schritten nähern sich die Senioren dem Internet. Wenn sie aber einmal drin sind, wird das Internet schnell Teil des Alltags. Corvin Jordan beleuchtet die wichtigsten Trends und Entwicklungen.

 

Die Mehrheit der Altersgruppe 50plus ist bisher nicht im Netz und viele verfügen über keinen Computer. Zu diesem Ergebnis kommt die größte Studie zur Internetnutzung der Deutschen der
(N)ONLINER Atlas 2006 der Initiative D21. Doch die Zahl der älteren Internetnutzer – den so genannten Silversurfern – wächst ständig.

So hat den Ergebnissen der Studie nach die Internetnutzung bei der Altersgruppe 50plus im Jahr 2006 um weitere drei Prozentpunkte zugelegt und liegt derzeit bei 34 Prozent. Zum Vergleich: Auf 58 Prozent ist die Internetnutzung 2006 in Deutschland insgesamt gestiegen.

Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die einzelnen Altersgruppen zu werfen. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen bewegen sich 56,8 Prozent im Netz. Die 50- bis 59-Jährigen nutzen also das Internet so häufig wie der Durchschnittsdeutsche. Anders sieht das bei den 60- bis 69-Jährigen aus. In dieser Altersgruppe nutzen nur 32,7 Prozent das Internet. Gerade einmal 12,2 Prozent der Altersgruppe 70plus nutzen das Internet. Vielen Älteren ist die Internetwelt grundsätzlich fremd geblieben.

„Ich bin technisch neugierig und will im Alter nicht versauern.“

Allerdings ist es an der Zeit mit den Vorurteilen aufzuräumen, ältere Menschen seien kaum im Internet unterwegs – und diejenigen, die „drin“ sind, würden kaum das Netz nutzen. Genauere Untersuchungen zu diesem Thema fehlten bisher. Doch nun hat eine
Studie des Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit einige Vorurteile widerlegt. Im Rahmen der Studie wurden 1.120 aktive Nutzerinnen und Nutzer der Altersgruppe 50plus genauer befragt.

Die Studie zeigt, dass wenn von den Senioren erst einmal die Vorteile der neuen Medien erkannt werden, sie nicht mehr aus dem Alltag der Älteren wegzudenken sind. „Der Computer ist ein Stück von meinem Leben“, antwortete ein Befragter der Studie. „Unser Leben ohne PC ist oft umständlich geworden“, meint ein anderer. Das Internet wird mit wachsenden Kenntnissen häufiger genutzt. Die befragten Nutzerinnen und Nutzer bewegen sich aktiv online, fast 80 Prozent surfen sogar täglich.

„Das Internet ist eine tolle Verbindung zur Außenwelt“

Besonders beliebt sind Seiten mit praktischem Wert, denn Ältere sehen im Internet mehr ein Nutzmedium als ein Unterhaltungsmedium. Gerade das Medium Internet hat ein hohes Potenzial, die Menschen in ihrem Ruhestand zu unterstützen. Es gilt als Mittel zur Weiterbildung, gegen die Einsamkeit und als eine unerschöpfliche Informationsquelle. Das Internet bietet die Möglichkeit sich umfassend über fast jedes Fachgebiet zu informieren, von medizinischen Fragen bis zur Ahnenforschung und es ist ein unschlagbares Hilfsmittel, um Reisen zu planen.

Die befragten Silversurfer legen großen Wert auf aktuelle und hoch wertige Ausstattung. So haben die aktiven Nutzer eine aktuelle Hardware- und Softwareausstattung. Jeder zweite Rechner ist jünger als zwei Jahre und 62 Prozent haben einen Arbeitsspeicher, der 512 MB oder größer ist. Die aktiven Onliner gehen auch meist mit einer schnellen Internetverbindung ins Netz.

Die Silversurfer sind zum größten Teil Autodidakten. Teils haben sie sich mit Hilfe von Freunden und Bekannten oder von Arbeitskollegen und Kindern die notwendigen Kenntnisse angeeignet. Doch auch Computer- und Internetkurse werden verstärkt in Anspruch genommen. Besonders Frauen nehmen gerne die Hilfestellung professioneller Dienstleister in Anspruch und belegen Computerkurse.

„Weil es ohne halt nicht geht!“

Für Computerneulinge oder wenig Erfahrene ist „mitreden zu können“ der wichtigste Grund, sich einen Computer zuzulegen. Diese Gruppe fühlt sich ohne Computer immer stärker gesellschaftlich ausgegrenzt. Zunehmend häufiger lesen sie den Hinweis, dass weitere Informationen im weltweiten Netz zu finden sind. Immer mehr Dienstleistung und Sonderangebote sind ausschließlich über das Internet zu bekommen. Daher sehen auch zwei Drittel der Befragten die gesellschaftliche Teilhabe und die Versorgung mit Dienstleistungen für Menschen ohne Zugang zu den neuen Medien als gefährdet.