Kendra Reinhardt hat Dr. Stefan Hennewig, Leiter des Bereichs Marketing und interne Kommunikation der CDU, für politik-digital.de zum Online-Wahlkampf 2005 befragt. Im Interview spricht er über die Bedeutung des Wahlkampfes im Internet und den Einsatz von Weblogs für die CDU.

politik-digital.de: Das Logo TeAM Zukunft, mit dem die CDU im Bundestagswahlkampf wirbt, enthält die Initialen von Angela Merkel. Ist das ein Zeichen dafür, dass der Wahlkampf eher personenorientiert geführt wird?



Dr. Stefan Hennewig:
Nein, das ist kein Zeichen dafür. Allerdings spielt das AM natürlich auf Angela Merkel an und das Team ist zur Unterstützung der CDU und der Kanzlerkandidatin da.

politik-digital.de: Wird der CDU-Wahlkampf eher sach- oder personenorientiert geführt?



Dr. Stefan Hennewig:
Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stehen unsere Konzepte und die Auseinandersetzung mit der Leistungsbilanz der rot-grünen Regierung. Unsere Kanzlerkandidatin Angela Merkel spielt von Anfang eine große Rolle in unserer Kampagne.

politik-digital.de: Welche Werbeagentur unterstützt die CDU im Wahlkampf?



Dr. Stefan Hennewig:
Wir werden unterstützt von McCann Erickson und Shipyard New Media. McCann hat bereits im letzten Bundestagswahlkampf für die CDU gearbeitet und Shipyard hat bereits die Wahlen für die CDU in Hamburg erfolgreich begleitet.

politik-digital.de: Wer ist für den Online-Wahlkampf zuständig?



Dr. Stefan Hennewig:
Die Online-Redaktion im Konrad-Adenauer-Haus. Unterstützt werden wir dabei überwiegend von der Union Betriebs GmbH. Aber auch McCann Erickson steuert für wichtige Projekte kreativen Input bei.

politik-digital.de: Welches Budget entfällt auf den Internetwahlkampf? Und ist es verglichen mit 2002 gestiegen?



Dr. Stefan Hennewig:
Schwierig zu sagen. Gerade wegen dieser Aufteilung auf verschiedene Akteure. Geschätzt vielleicht ein gutes Prozent, wie auch schon 2002.

politik-digital.de: Sehen Sie in dem kurzen, intensiven Wahlkampf einen Vorteil für das Medium Internet? Wenn ja, wo liegt er?



Dr. Stefan Hennewig:
Er liegt in der Schnelligkeit des Netztes. Das gilt sowohl für den Bereich der internen Kommunikation und Organisation des Wahlkampfes, als auch für den der öffentlichen Kommunikation.

Denn in diesem Wahlkampf müssen wir noch schneller agieren und reagieren als sonst. Manche Dinge machen wir deshalb ausschließlich online: Argumentationskarten oder bestimmte Informationsmaterialien verbreiten wir fast nur noch online, da ein massenhafter Druck in der gegebenen Zeit nicht realisierbar ist.

politik-digital.de: Mit welcher Wahlkampf-Website ziehen Sie in den Wahlkampf?



Dr. Stefan Hennewig:
Wir werden mit der Domain cdu.de weiter arbeiten. Es ist eine Erfahrung des Online-Wahlkampfes 2002, dass sich das Splitten auf verschiedene Domains kaum lohnt.

politik-digital.de: Welche Domain-Namen werden den Webwahlkampf prägen?



Dr. Stefan Hennewig:
Ein paar Überraschungen sollten noch für die letzten Wochen bestehen bleiben. 2002 bestand eine zentrale Wahlkampfseite parallel zu
www.cdu.de. Das werden wir dieses Jahr anders organisieren.
www.cdu.de bleibt das „Eingangstor“ in das CDU Internet-Angebot.

politik-digital.de: Welche über den NRW-Wahlkampf hinausweisenden Innovationen werden im Internet zum Einsatz kommen?



Dr. Stefan Hennewig:
Eine Innovation ist das Freiwilligenprojekt. Das ist keine technische Innovation, aber eine weitaus dramatischere Innovation als Multimedia-Gimmicks aus vergangenen Wahlkämpfen. So eine Organisation wäre ohne das Internet gar nicht realisierbar. Wahlfakten.de hat den Online-Wahlkampf 2002 geprägt, wie ja auch bei politik-digital nachzulesen ist. Die hohe Bedeutung und den Einfluss, den die Seite im Verlauf der Kampagne bekommen hat, haben wir aber nicht vorab am Reißbrett geplant. Ich hoffe, dass bei unseren aktuellen Aktivitäten wieder einige dabei sein werden, die eine ähnliche Wirkung entfalten. Wir werden nicht mit allen Elementen sofort starten. Unser Wahlkampf ist in drei Phasen gestaffelt: Die Kampagne beginnt in der Warmlaufphase mit der Vorschaltseite. Dann gibt es eine zweite Phase ab etwa der zweiten Augustwoche und die dritte Phase startet Ende August.

politik-digital.de: Was sind die wesentlichen Elemente ihrer Online-Wahlkampfstrategie?



Dr. Stefan Hennewig:
Neben dem Freiwilligenprojekt ist das die Information der Bürgerinnen und Bürger. Eine umfangreiche Nutzerumfrage mit mehr als 1500 Teilnehmern hat ergeben, dass die User auf cdu.de spezifische politische Informationen suchen und nicht in erster Linie interaktive Angebote. Danach werden wir uns richten.

Auf regierungsprogramm.de finden Sie jetzt MP3 files, in denen Angela Merkel wesentliche Elemente des Regierungsprogramms erklärt. Zusätzlich dazu gibt es eine FAQ-Liste, über die sich das Programm genau erklärt. Wir haben nach der Vorstellung des Regierungsprogramms viele E-Mails mit Fragen erhalten. Aus diesen wurden inhaltliche Blöcke identifiziert und internetgerecht aufbereitet. Hat der User eine Frage z.B. zum Kinderbonus, so wird er über einen Link in den relevanten Abschnitt des Regierungsprogramms geführt.

politik-digital.de: Wie wollen Sie die Leute erreichen, die im Urlaub sind?



Dr. Stefan Hennewig:
Eher im offline-Bereich. Beim regionalisierten Online-Marketing ist es zwar möglich, die IP-Zugriffe, die z.B. aus Mallorca kommen, zuzuordnen. Wer sich bei web.de aus einem Internetcafé auf der Insel einwählt, ist höchstwahrscheinlich ein deutscher Urlauber und ich könnte mir da auch Einblendungen vorstellen. Bei einem so begrenzten Wahlkampfetat wie dem unsrigen ist das aber leider nicht möglich.

politik-digital.de: Wird die CDU die Wähler in Ostdeutschland anders über das Internet adressieren?



Dr. Stefan Hennewig:
Nein. Es wird einen Wahlkampf für ganz Deutschland geben.
www.cdu.de ist dabei die zentrale Website für alle Bürgerinnen und Bürger. Es wird nicht so weit gehen, dass wir als Bundespartei in irgendeiner Form regionalisierte Angebote machen. Das übernehmen unsere Landes- und Kreisverbände, die ebenfalls im Netz vertreten sind.

politik-digital.de: Wie locken Sie potenzielle Wähler auf Ihre Wahlkampf-Domain?



Dr. Stefan Hennewig:
Wir konnten 2002 feststellen, dass die alle von allein kommen. Auf unseren Plakaten war die Adresse
www.zeit-fuer-taten.de abgedruckt und viele Zugriffe erfolgten dennoch über
www.cdu.de.

politik-digital.de: Werden Sie Anzeigen in etablierten Internetportalen schalten?



Dr. Stefan Hennewig:
Das wissen wir noch nicht. Ich halte das für sinnvoll. Es macht aber erst ab einem bestimmten Budget Sinn.

politik-digital.de: Werden in Ihrer Strategie auch Weblogs eine Rolle spielen?



Dr. Stefan Hennewig:
Es gibt schon einige CDU-Politiker die bloggen. Auch ist mit
www.cdunion.de ein wichtiges Unterstützer-Blog online. Ob die Bundespartei ein eigenes Blog startet ist noch offen. Ich glaube das aber nicht. Wenn man sich die verschiedenen Blogs ansieht, stellt sich die Frage, ob das sinnvoll ist. So war etwa im Kampagnen-Blog der NRW-SPD die Kommentarlage recht dürftig. Da ist mir das Diskussionsforum der CDU mit 700 Beiträgen täglich lieber. Da passiert einfach mehr.

politik-digital.de: Welchen entscheidenden Beitrag liefert das Internet zum Bundestagswahlkampf?



Dr. Stefan Hennewig:
Ich glaube, es wird uns intern ein großes Stück helfen bei der Organisation und Mobilisierung der eigenen Leute. Das ist ein wichtiger Effekt. Ich kann mir vorstellen, dass rund um das TV-Duell viel passieren wird. Die Wirkung des Internet wird da stärker als 2002 sein.

politik-digital.de: Wird es im Anschluss an die Fernsehduelle, die Sie eben andeuteten, Aktionen im Internet geben?



Dr. Stefan Hennewig:
Wir werden, wie 2002 auch, unsere Sicht der Dinge darstellen. Auch werden wieder zahlreiche Freiwillige aller Parteien Diskussionsforen besuchen, sich an den Umfragen beteiligen und in Blogs Kommentare abgeben. Das wird interessant. 2002 hatten wir etwas weniger als 200 e-volunteers. Jetzt ist die Zahl unserer Unterstützer online und offline schon weit jenseits von 7.000 angelangt.