Die voranschreitende Integration künstlicher Intelligenz (KI) in den Journalismus markiert den Beginn einer neuen Ära der Medienbranche und stellt uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen. Ob es um den Einsatz von generativer KI oder um die Automatisierungen datengesteuerter Berichterstattung geht – mit KI werden zukünftig Nachrichten anders produziert, publiziert und konsumiert.

Die Forderung, dass KI – Anwendungen in erster Linie dem Wohl der Gesellschaft dienen sollen, sind nicht neu. So ruft die Journalistin Marlis Prinzing in einem Artikel alle Publizisten dazu auf, die zunehmende Entwicklung der Mediatisierung, d.h. die allgemeinen Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Kultur, als menschliches Wesen zu kontrollieren, sodass sich ein Nutzen ergibt. Aber können Journalist:innen das überhaupt?

Herausforderungen und Chancen 

Es stellt sie auf jeden Fall vor die Herausforderung eine Balance zwischen unterstützender Einbettung von generativen KI – Tools in journalistische Arbeiten und ihrer objektiven Vermittlerrolle als Journalist:in zu schaffen. Eine umfangreiche und korrekte Berichterstattung über KI – Techniken ist deshalb notwendig, um der Öffentlichkeit diese für viele noch abstrakte Technologie vertraut zu machen.  

Im Gespräch mit Lisa Priller-Gebhardt betont die Journalistin und Innovationsmanagerin Marie Kilg die Chancen, die sich durch KI – Anwendungen im Journalismus eröffnen. Echtzeitveröffentlichungen in den Medien fordern schnellere redaktionelle Prozesse. KI unterstütze Journalist:innen bei zeitaufwendigen Tätigkeiten, wie langwierigen Rechercheaufgaben, aufwendigen Designentwicklungen oder unübersichtlichen Datenanalysen. Schon länger existieren Algorithmen, die automatisch Berichte aus datengesteuerten Informationen erstellen, bspw. Sportergebnisse, Wahlauswertungen oder Börsendaten. Maschinelles Lernen, Sprachverarbeitungen und die Vorteile generativer KI-Tools vereinfachen das journalistische System. Eine solche Effizienzsteigerung der Arbeitsprozesse bietet Publizist:innen die Möglichkeit sich mehr auf kreativen oder forschenden Journalismus zu fokussieren. Die Automatisierung journalistischer Tätigkeiten schließt jedoch nicht die Verantwortung der menschlichen Kontrolle aus, wie beim Überprüfen von Fake News. 

Risiken 

Verstärkte automatisch reproduzierte Vorurteile, Manipulationen und Diskriminierungen durch den Einsatz von generativen KI – Tools sind nicht zu unterschätzen und bieten ein hohes Risiko. Damit ist das Misstrauen der Öffentlichkeit und der Vertrauensverlust an glaubwürdige Informationen im Netz vorprogrammiert. Zudem besteht das Problem gefährdeter Qualität und Objektivität von Nachrichten. Man bräuchte mehr Vielfalt in Themen, Nachweisen und Kritiken mit unterschiedlichen Expertisen und offenen Diskursen. 

Balance 

Trotz der skizzierten Problematik bringt es nichts in Panik zu verfallen. Es ist wichtig, dass wir uns bewusstwerden, welche Auswirkungen der Einsatz von KI auf unser Leben hat und wie wir KI kontrollieren können. Doch was benötigen wir dazu? 

Während es noch keine einheitliche Einigung zu offiziellen Richtlinien gibt, ist die “Einhaltung der journalistischen Sorgfaltspflicht” entscheidend, um die Glaubwürdigkeit von Journalist:innen zu wahren. Das heißt, dass nur durch menschliche Recherche und Nachweise die Richtigkeit der Informationen bewiesen werden kann. 

Im Journalismus zählt die Wahrheit. Eine ethisch korrekte und sorgfältige Anwendung kann nur dann stattfinden, wenn die eingesetzten Algorithmen transparent gemacht werden. Die klare Kennzeichnung von KI – generierten Inhalten und Schutz ethischer Standards, könnten so den Vertrauensverlust der Öffentlichkeit in Nachrichten vermindern. 

KI und die journalistische Zukunft 

“Das Grundmodell Journalismus bleibt bestehen!”, so Marie Kilg. Dennoch ist offensichtlich, dass die mediale Transformation die traditionellen journalistischen Arbeitsroutinen grundlegend und nachhaltig verändert haben. Wobei die Sorgen um ein Existenz – Aus des Journalismus – Berufes unnötig sind. Vielmehr werden Journalist:innen mit dem Einsatz von KI – Tools weitaus anspruchsvollere Aufgaben zugesprochen. Neue Tätigkeitsfelder eröffnen sich, die Verantwortung gegenüber der Technologie wächst und es gilt sich auf medialer Ebene zu beweisen.  

Doch verändernde Herausforderungen sind essenziell, damit wir mit unserer menschlichen Neugier, Lernbereitschaft und dem Offensein für Neues, für eine erlebenswerte Zukunft kämpfen können.  

Auch wenn eine digitalisierte Zukunft viele Herausforderungen an den Journalismus stellt, zählt es die journalistischen Kernwerte im Auge zu behalten: Wahrheit, Objektivität und Glaubwürdigkeit. 

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