Vorneweg die Hiobsbotschaft: Bei der Bargeldeinführung wird es Geschädigte geben.
Haribo gab Mitte Dezember bekannt, dass sämtliche Gummibären
abspecken müssen, sofern sie als Stückartikel einzeln über den Ladentisch gehen. Sonst wird das Verhältnis von Preis und Gewicht nach der Euro-Bargeldeinführung am 1. Januar 2002 gestört.

Diese Meldung wird der legendären
Maus aus der WDR-Sendung mit den Lach- und Sachgeschichten zusagen. Millionen wissbegieriger Kinder, also den Versagern kommender PISA-Studien, könnte die Maus an einem prominenten Beispiel erklären, wie sich die Währungsumstellung auswirkt. In diesem Bereich gibt es nämlich eine Marktlücke, seit es ruhig geworden ist um den bisherigen Erklärbär in Sachen Euro, den
“Bescheidwisser aus Düsseldorf” Bolko Hoffmann.

Zwar beharrt der Herausgeber des Aktienjournals
Effecten-Spiegel weiter darauf, die Einführung der neuen Währung könnte rückgängig gemacht werden. Doch seine Partei
PRO DM verfolgt dieses Ziel nicht mehr ernsthaft. “Wir kämpfen nicht mehr gegen den Euro”, betont der sachsen-anhaltinische PRO DM-Vorsitzende Karl Gagelmann. Das “DM” im Parteinamen steht auch nicht mehr für die alte Währung, sondern für die sinnige Wendung “Deutsche Mitte”. Ganzseitige Zeitungsanzeigen und Verfassungsbeschwerden gegen den Euro gehören nun also der Vergangenheit an.

Die Euroskeptiker haben kapituliert, wie es scheint. Bewohner der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt berichten sogar, der geläuterte Eurokritiker Hoffmann verschenke in der Düsseldorfer Innenstadt Starter-Kits mit den neuen Münzen an Passanten.

Einer erfolgreichen Bargeldeinführung steht also nichts mehr im Wege. Tatsächlich?

Seit Ende Oktober versucht das
Bundesministerium der Finanzen (BMF), die Ausgabe der neuen Währung zu sabotieren. Anders wäre der entsprechende
Werbespot nicht zu erklären, den Eichel und Co. am 31. Oktober vorstellten. Laut Pressemitteilung richtet er sich an die junge Generation. Er soll die Bargeldeinführung “locker und dennoch seriös” aufbereiten. Es wirken mit: Götz George, Ingolf Lück und Hans Eichel. Lück besticht durch die Ausdruckslosigkeit seines Auftritts; George spielt mit der Vehemenz eines 13-jährigen, der seinen ersten Playboy in der Hand hält; und schließlich Hans Eichel. Der Bundesfinanzminister wiederholt die zentrale Botschaft des Films, wonach der Euro die Einheit Europas symbolisiere. Dabei wirkt er so enthusiastisch und überzeugend, als habe er sich mit einer Familienpackung Schlaftabletten auf die Rolle vorbereitet. Die Abschluss-Sequenz zeigt ein computeranimiertes Euro-Logo. Vermutlich hat der BMF-Praktikant für diesen Teil des Films seinen alten Amiga 500 reaktiviert.

Dabei wäre ein guter Werbefilm so einfach zu produzieren gewesen! Ein allseits geschätzter Fernsehveteran, glaubwürdig und gleichzeitig locker, hätte zur Verfügung gestanden, und zwar… die Maus! Generationen von Deutschen wurden mit ihr sozialisiert und verehren sie abgöttisch. Um den drohenden Imageschaden abzuwenden, muss sie nun ran! Die Maus rettet den Euro. Für weitere Rollen bieten sich die üblichen Verdächtigen an: Götz George als kleiner Elefant, Bolko Hoffmann als Ente.

Erschienen am 27.12.2001