Die Scharia und Linkverkürzungsdienste, zwei Netzphilosophen im Streit, facebooken für den Weltfrieden und ein Twitter-Shitstorm bricht über MDR-Intendant Reiter herein: Lesenwerte Links aus der Netzwelt in der Linkliste.
Ein neuerlicher Vorstoß in Richtung Wiederaufnahme der Vorratsdatenspeicherung kommt von Innenminister de Maizière und bezieht sich auf eine Studie des Bundeskrininalamtes. Diese kommt zu dem Schluss, dass durch verdachtsunabhängige Speicherung von Telekommunikationsdaten mehr Verbrechen aufgeklärt werden könnten. Die Zuverlässigkeit der BKA-Interpretation wird aber von Experten angezweifelt. Die unterschiedlichen Standpunkte der Koalitionsparteien CDU und FDP zu diesem Thema werden sich dadurch wohl nicht annähern, analysiert die tageszeitung (taz).
Andreas Bogk, Mitglied des Chaos Computer Clubs, im Interview auf zeit.de zur öffentlichen Anhörung der Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft im Bundestag zum Thema Netzneutralität. Bogk glaubt weiter an die Netzneutralität – auch wenn es noch kein Konzept gibt, möglichen Infrastrukturengpässen entgegenzuwirken und fordert eine Mindestqualität für Dienste von Netzanbietern.
Google übernimmt das Wohnzimmer
Der Einstieg von Google ins TV-Geschäft ist fix. Diesen Herbst startet der Internet-Konzern in den USA mit einer Reihe renommierter Partner sein Angebot. Ob und in welcher Form Google auch in Europa Fernsehen anbietet, ist noch nicht sicher. Momentan fehlt es an Partnern und einem Konzept für die Fernsehgewohnheiten der Europäer. Die von Staat zu Staat unterschiedlichen Kabel- und Satelliten-Betreiber erschweren ebenfalls den Einstieg.
Zur falschen Zeit, der falsche Tweet
Udo Reiter, Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), sorgte mit einem vermeintlich islamfeindlichen Beitrag auf Twitter über „Bundespräsident Mohammed Mustafa“ für heftige Diskussionen. Auch wenn Reiter beteuerte, alles nur als „Joke“ gemeint zu haben: Die scharfen Repliken konnte Reiter nicht mindern – freute sich wenig später ebenfalls via Twitter über seinen ersten „Shitstorm“.
Facebooken für den Weltfrieden
Mit der Initiative peace.facebook.com will Randi Zuckerberg, Schwester des Facebookgründers Mark Zuckerberg, Freundschaften zwischen Staatsbürgern weniger freundlich gesinnter Nationen initiieren, wie „Die Presse“ berichtet.
Protest 2.0 bringt nichts! Doch!
Die Autoren und Vordenker Malcom Gladwell und Clay Shirky liegen bei der politischen Bedeutung des Social Web weit auseinander. Laut Gladwell brauchen politische Bewegungen klassische Organisationen. Shirky hingegen vertritt die Meinung, Veränderung von Gesellschaft und Politik sei nur durch die Digitalisierung möglich. sueddeutsche.de seziert den Streit.
Nachdem Libyen ohne Vorwarnung den im Nahost-Staat registrierten Linkverkürzer vb.ly geschlossen hat, warnt Blogger Ben Metcalf die Nutzer der beliebten Dienste von bit.ly und ow.ly vor dem Verlust ihrer Verlinkungen. Aus Libyen heißt es, dass Inhalte gegen die Scharia verstießen und deshalb entfernt wurden. Metcalf fordert die Nutzer auf, sich wieder mehr auf die Domain j.mp zu beschränken. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Staatsoberhaupt Barack Obama auf den Nördlichen Marianen (.mp) die Scharia einführt.
Datapeace soll Ergebnisse liefern
Weil sich die Politik mit dem Internet nach wie vor schwer tue, sollen Netzaktivisten sich schlagkräftiger zusammenschließen. Der Journalist Lars Reppesgaard fordert ein digitales und ähnlich professionelles Greenpeace für Netzaktivisten.
Laut dem Friedrichshafener Professor und Kulturforscher Dirk Baecker können Regierungen im digitalen Zeitalter Bürgerprotest nicht mehr einfach aussitzen. Er plädiert im Interview mit dem Südkurier mit Blick auf die Proteste gegen Stuttgart21 dafür, dass Politiker die neuen Organisationsformen zu ihrem Vorteil nutzen sollten – zur Not auch mit Hilfe von Spezialisten.
Unter Mitarbeit von Wolfgang Gerstenecker.