Türkisches Gericht hebt Zensur des Video-Portals YouTube auf, Obama kostet die Bekanntgabe des Vizepräsidenten per SMS 290.000 Dollar und die wahlkabine.at soll den Österreichern die Entscheidung bei Nationalratswahl erleichtern: aktuelle Meldungen der letzten Woche in der Linksammlung.

 

wahlkampf@österreich

Als Orientierungshilfe für die vorgezogene Nationalratswahl am 28. September diesen Jahres können die österreichischen Wähler nun die wahlkabine.at nutzen. Deren Funktionsweise gleicht dem deutschen Pendant Wahl-O-Mat. Nachdem der User 26 Fragen zur aktuellen Politik Österreichs beantwortet hat, listet ihm wahlkabine.at die Parteien auf, die die größten inhaltlichen Übereinstimmungen zu den Antworten aufweisen. Auch der österreichische Privatsender ATV setzt auf mehr Einbindung der Bürger in die Wahlkampfberichterstattung. So können Wähler ihre Fragen an die Kandidaten auf dem Web-Portal YouTube hinterlassen. Diese werden dann am 21. September 2008 in einer Live-Sendung mit den Videos konfrontiert.

Teure SMS

Insgesamt hat die Bekanntgabe des neuen Vizepräsidenten 2,9 Millionen Handynutzer erreicht – und Obama 290.000 Dollar gekostet, errechneten die Marktforscher von Nielsen Mobile. Derweil geht die mediale Inszenierung des Präsidentschaftskandidaten in die nächste Runde: Während des Parteitags werden die eingeladenen Blogger und Bürgerjournalisten im „Big Tent“ digital aufgerüstet. In dem von Google und Digg gesponsorten Multimedia-Zentrum stehen Digitalkameras und Handys zur Verfügung. Außerdem finden Workshops zum Online-Journalismus statt.

Free-YouTube

Ein türkisches Gericht hat die Zensur des Video-Portals aufgehoben. Kurz vorher hatten 500 türkische Blogs und Websites ihre Seiten aus Protest freiwillig gesperrt. Viel gebracht hat die YouTube-Sperrung anscheinend sowieso nicht: angeblich umgingen täglich 1,5 Millionen türkische User die Barriere durch Änderungen in den Netzwerkeinstellungen. Der Zugriff auf die beliebte Website wurde seit mehreren Monaten blockiert. Anlass waren gepostete Videos, die angeblich den Gründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, verunglimpften. Über 850 Websites sind derzeit in der Türkei nicht zugänglich.

Russische Medientristesse

Die Situation russischer Journalisten bleibt angespannt. Die Pressefreiheit ist nicht gewährleistet, 13 Journalisten fanden während der Amtszeit von Präsident Putin den Tod – Russland ist nach dem Irak das zweitgefährlichste Land für Medienschaffende. Direkte Zensur ist mittlerweile „der Kontrolle von oben und der vorauseilenden Vorsicht der Redakteure“ gewichen, berichtet die Zeitung „Das Parlament“ in ihrer aktuellen Ausgabe. Lediglich die Berichterstattung via Internet scheint noch davon verschont zu sein. Allerdings ist nur jeder vierte Erwachsene in Russland online – und wenn, dann meist zu unterhaltenden Zwecken.

Internet kein Massenmedium

Netztheoretiker Clay Shirky widerspricht der Vorstellung, Botschaften im Internet würden ein potentielles Millionenpublikum erreichen. Vielmehr sei es wichtiger, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen, um sich für Proteste gegen Diktaturen zu organisieren, so Shirkys These.

Obama’s Online Operation

Die Zauberformel für Präsidentschaftskandidat Obama lautet: Obama’s Online Operation. Dahinter verbirgt sich ein Team um Joe Rospars, ehemaliger Mitarbeiter der Kampagne des früheren demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Howard Dean. Die Washington Post porträtiert die Gruppe sowie deren multimediale Erfolgsgeschichte.