Diese Linkliste soll ein möglichst vollständiger Überblick der deutschen Online-Demos sein. Da das Internet keine nationalstaatlichen Grenzen kennt und eine genaue Zuordnung oft schwer fällt, wurden Aktionen im Zweifel mit aufgenommen. Verlinkt sind Online-Demos, zu denen in deutscher Sprache aufgerufen wurde, die auf einer Website mit der Endung .de stattfanden oder deren Aufruf von einer deutschen Gruppierung offiziell unterstützt wurde.
1998
Darkbreed e.V. : User gegen Wucher
Ende des Jahres 1998 rief der Darkbreed e.V. zu einem bundesweiten Internetboykott auf. Unter dem Motto „User gegen Wucher“ sollte der damalige Telefon-Monopolist Telekom dazu bewegt werden, die Kosten für Ortsgespräche und somit auch für die Einwahl ins Internet per Modem zu senken.
Die Macher forderten Internetnutzer in ganz Deutschland auf, am Sonntag den 01.11.1998 nicht über das Netz der Telekom online zu gehen.
Neben dieser Offline-Aktion wurde von den Initiatoren auch zu einem Online-Protest aufgerufen. Die in den kommenden Jahren häufiger
verwendete Protestform einer Vorschaltseite wurde erstmals angewandt.
Um den Streik zu unterstützen, sollten Administratoren für die Dauer der Aktion den Zugang zu ihren Webauftrit-ten durch eine Protestseite blockieren. An der ersten deutschen Online-Demo nahmen allerdings weniger als zehn Websites teil.
GenetiXproject/ Greenpeace: be a photo GENious
Die erste Foto-Demonstration in Deutschland wurde vom “genetiXproject”, einem Jugendprojekt des Greenpeace e.V., in den Jahren 1998/1999 durchgeführt. Der Protest richtete sich gegen genveränderte Lebensmittel, insbesondere gegen den von Nestlé vertriebenen Erdnuss-Schokoriegel “Butterfinger”, der Bestandteile von genverändertem Mais enthielt.
Neben verschiedenen Offline-Aktionen betrieb das Projekt eine Website, auf der Fotos von Gentechnik-Gegnern veröffentlicht wurden. Die Aktion “Be a photo GENious” startete am 24.11.1998. Die Bilder entstanden zum Großteil auf einer Foto- und Infotour quer durch Deutschland, konnten jedoch auch direkt an die Website geschickt werden. Nach Angaben von Greenpeace beteiligten sich bis zum Ende des genetiXproject im Sommer 1999 zwischen 6500 und 7000 Menschen an der Online-Demonstration.
2000
Im Jahr 2000 fanden zwei Online-Demonstrationen für die „Link-Freiheit“ statt. Der Hintergrund beider Aktionen war eine Serie teurer Abmahnungen gegen Website-Betreiber, auf deren Seiten ein Link zum Hersteller des Programms „FTP-Explorer“ zu finden war. Die Firma Symicron hatte sich den Namen „Explorer“ in Deutschland markenrechtlich schützen lassen und sah in den Verweisen eine Verletzung des Markenrechts.
Odem/ Alvar C.H. Freude: Active Link
Am 29.06.2000 fand die von Alvar C.H. Freude initiierte Online-Demo „Active Link“ statt. Als Mittel des Pro-tests wählte er das kollektive Aufrufen einer bestimmten Website, grenzte sich jedoch bewusst von Aktionen des Elektronischen Zivilen Ungehorsams ab. Zwar griffen die Demonstranten zeitgleich auf die Website des Bundesjustizministeriums zu, durch die „erste virtuelle Stizblockade“ in Deutschland sollte und konnte jedoch keine Überlastung oder Blockade des Servers erreicht
werden. Die Demonstration, an der sich ca. 150 Personen beteiligten, fand in den Abendstunden statt.
SelfHTML/ Freedom For Links e.V./ Advograf.de: Gemeinsam gegen den Abmahnwahn
Eine weitere Online-Demo für die Link-Freiheit starteten der Verein Freedom for Links sowie die Betreiber der Websites SELFHTML und Advograf.de.
Stefan Münz von SLFHTML wurde ebenfalls vom Anwalt der Firma Symicron abgemahnt. Da Münz sich weigerte, die ihm Abmahnkosten zu zahlen, wurde eine Gerichtsverhandlung angesetzt. Anlässlich der Verhandlung riefen die Initiatoren dazu auf, den Zugang zu den eigenen Internetauftritten aus Protest für einen Tag zu blockieren und eine Vorschaltseite mit einem Hinweis auf die Verhandlung zu platzieren. Am 20.09.2000 beteiligten sich nach einer Vorlaufzeit von nur zwei Tagen die Betreiber von 2579 Websites an der Online-Demo.
2001
Libertad!/ “kein mensch ist illegal”: Stop Deportation Business
Das erste und bisher größte virtuelle Sit-In in Deutschland organisierten die Initiative Libertad! und „kein mensch ist illegal“. Um gegen die Abschiebung von Flüchtlingen in Linienmaschinen zu protestieren, riefen sie in einer groß angelegten Kampagne zu einer Blockade des Servers der Lufthansa am 20.06.2001 zwischen 10.00 und 12.00 Uhr auf. Der Online-Protest fand zeitgleich mit der jährlichen Aktionärsversammlung des Unternehmens statt. Die Organisatoren meldeten das virtuelle Sit-In sogar per E-Mail beim Ordnungsamt in Köln offiziell als Demonstration an. Die Anmeldung wurde jedoch mit der Begründung, das virtuelle Proteste in der geltenden Rechtsnorm nicht vorgesehen seien, nicht akzeptiert.
Insgesamt beteiligten sich ca. 13.000 Menschen an der Online-Demo. Die Website der Lufthansa war für einige Minuten nicht erreichbar.
Im Anschluss an die Online-Demonstration lief ein bis ins Jahr 2006 dauernder Prozess gegen einen der Initiatoren. Ihm wurde vorgeworfen, mit dem über die Domains www.libertad.de und www.sooderso.de verbreiteten Aufruf zur Online-Demo öffentlich zur Nötigung aufgerufen zu haben. Nach einer Verurteilung im Jahr 2005 wurde der Angeklagte im Revisionsverfahren vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt im Mai 2006 freigesprochen.
2002
Cowboys & Cowgirls für den Frieden : N23 – Against Repression in Italy
Im November 2002 rief die deutsche Gruppierung „Cowboys und Cowgirls für den Frieden“ zu einem virtuellen Sit-In auf dem Server des italienischen Justizministeriums auf. Der Protest richtete sich gegen das Vorgehen der italienischen Polizei, die im Anschluss an das erste europäische Sozialforum in Florenz (06.-08.11.2002) 20 der Initiatoren inhaftierte und ihnen „demokratiefeindliches Verhalten“ vorwarf. Die Online-Demonstration fand als internationale Unterstützung einer Offline-Großdemonstration in Italien statt. Laut einem Eintrag bei Indymedia beteiligten sich innerhalb von drei Stunden circa 5000 Personen an dem virtuellen Sit-in.
2003
FFII e.V. : „Online Protest against Software Patents”
In den Jahren 2003-2005 fand eine Serie von Online-Demonstrationen gegen eine geplante europäische Direktive zur Patentierung von Software, statt . Die Richtlinie wurde auf politischer Ebene kontrovers diskutiert und durchlief in den Jahren 2002 bis 2005 mehrere staatliche und europäische Entscheidungsebenen. Im Vorfeld der ersten Lesung der von der Europäischen Kommission erarbeiteten Direktive im europäischen Parlament im Sommer 2003 formierte sich eine bis ins Jahr 2005 wachsende, europaweite Bewegung aus Software-Patent-Gegnern rund um den FFII und die Eurolinux-Allianz.
Die On- und Offline-Proteste der Softwarepatent-Gegner wurden über das Internet organisiert und koordiniert. Die Aktiven kommunizierten und koordinierten sich überwiegend über Wikis und Mailinglisten, also E-Mail-Verteiler. Die Kampagne lief über mehrere Jahre, vor wichtigen Entscheidungen gab es besonders aktive Phasen der Softwarepatent-Gegner.
Die erste Online-Demo fand anlässlich der ersten Lesung der Direktive im EU-Parlament im September 2003 statt. Um auf die möglichen Konsequenzen der EU-Richtlinie aufmerksam zu machen, blockierten Softwarepatent-Gegner im Vorfeld durch Vorschaltseiten den Zugang zu ihren eigenen Websites.
Die Protestseiten waren nicht standardisiert, sondern wurden von Mitgliedern der Gegenlobby entworfen und anderen Aktiven zur Verfügung gestellt. Laut einer im Wiki geführten Teilnehmerliste beteiligten sich ca. 1500 Webseitenbetrieber an der Online-Demo.
In der ersten Lesung sprach sich das Parlament für eine europaweit einheitliche Regelung, jedoch gegen die Patentierung von Computerprogrammen aus und beschloss am 24.09.2003 eine in grundlegenden Punkten geänderte Version der Direktive.
2004
stopthenato.org: Netstrike against NATO
Am 06.02.2004 gab es ein virtuelles Sit-In auf der Website der Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik, die am 07./08.02.2005 in München stattfand. Der Online-Protest war als internationale Unterstützung breiter Anti-Nato Proteste vor Ort gedacht. Konkrete Aussagen über die Anzahl der Teilnehmer liegen nicht vor. Laut eines anonymen Forumsbeitrages auf der Website stopthenato.org beteiligten sich zu einem nicht näher benannten Zeitpunkt ca. 500 Personen.
FFII e.V.: Keine Software-Patente in Europa
Von April bis Juni 2004 protestierten Softwarepatent-Gegener erneut mittels Vorschaltseiten gegen das geplante Gesetzesvorhaben. Anlass der Online-Demo war ein nach der ersten Lesung im EU-Parlament erarbeitetes Kompromissdokument, in dem die im Parlamentb eschlossenen Änderungen der Direktive rückgängig gemacht wurden. Die Online-Demo war zunächst auf zehn Tage angelegt, wurde dann jedoch auf einen Zeitraum von drei Monaten ausgedehnt. Im Laufe der drei Monate Beteiligten sich 3202 Administratoren.
FFII e.V.: Offener Brief an Renate Künast
Ende des Jahres 2004 gab es eine weitere Protestwelle der Softwarepatent-Gegner. Das gegen den Einspruch des Europäischen Parlaments im Rat der Europäischen Union bestätigte Kompromissdokument sollte ohne Einbindung des Parlaments schnellstmöglich durchgewunken werden.
Die Gegner der Regelung starteten eine Netzaktion in Form eines offenen Briefes an die Vertreter der EU-Staaten. 239 Website-Betreiber tauschten ihre Startseite gegen eine Vorschaltseite in Form eines offenen Briefes aus. Die deutsche Version war ein Offener Brief an die damalige Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast.
2005
FFII e.V.: Keine Bananen Union – Keine Softwarepatente
Die im Dezember 2004 gestartete Online-Demonstration gegen Softwarepatente ging im Februar 2005 in eine permanente Webdemo unter dem Motto „Keine Bananen-Union – Keine Softwarepatente“ über.
Angaben über die Zahl der Teilnehmer liegen keine vor.
iDemokratie/ „Gesicht Zeigen“: Schöner leben ohne Nazis
Am 03.05.2005 startete die Berliner Initiative iDemokratie in Kooperation mit „Gesicht Zeigen“ unter dem Motto „Schöner leben ohne Nazis“ eine Foto-Demonstration gegen Rechtsextremismus. Ziel der noch laufenden Online-Demo ist es, im Laufe der Zeit ein virtuelles Pendant zu einem realen Demonstrationszug entstehen zu lassen. Circa 600 Personen sandten bisher ihr Foto ein.
FFII e.V.: No Software Patents!
Netzstreik:
Die Direktive zur Patentiereung von Software wurde nicht vorzeitig beschlossen, sondern sollte letztendlich Anfang Juli 2005 in zweiter Lesung im Europäischen Parlament in Brüssel diskutiert und beschlossen werden. Im Vorfeld der Lesung wurden weitere Online-Demonstrationen organisiert.
An diesem letzten Netzstreik in Protests gegen Softwarepatente beteiligten sich 4893 Administratoren. Die Protestseiten sollten im Gegensatz zu vorher möglichst einheitlich gestaltet sein, um den Wiedererkennungswert zu erhöhen. Die Vorschaltseite war ein Countdown bis zur Tag der Entscheidung am 06.07.2005.
Foto-Demonstration:
Im Rahmen der selben Kampagne gab es im Wiki der Gegenallianz eine Foto-Demonstration. Alle Unterstützer, die sich nicht an den realen Demonstrationen vor dem
Europäischen Parlament beteiligen konnten, hatten die Möglichkeit Fotos der eigenen Person oder einer Gruppe von Personen in den Wiki hochladen, die sie als Teilnehmer einer der unzähligen europaweiten Proteste zeigten. 4748 protestierten so gegen Software-Patente.
Campact/ Attac Wissensallmende: Stoppt Softwarepatente – No ePatents
Anlässlich der zweiten Lesung der Direktive im Europaparlament initiierten das Online-Bürgernetzwerk Campact und die Attac Wissensallmende ebenfalls eine Foto-Demonstration gegen Softwarepatente. Die seit dem 10.06.2006 eingesandten Bilder wurden online zu einer Collage zusammengesetzt, die ausgedruckt als Transparent auf einer realen Demonstration am 05.06.2005 in Straßburg präsentiert wurde. Insgesamt beteiligten sich 4814 Personen an der Online-Demonstration.
„Die Kellerasseln“/ Initiative gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens: Stop Airport Expansion
Vom 11. bis zum 14. 06.2005 veranstaltete eine anonyme Initiative ein virtuelles Sit in gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Gleichzeitig war die Online-Demo eine Solidaritätsbekundung mit dem Angeklagten Initiator der „Stop Deportation Business“-Demo der Initiative Libertad!. Sie fand in den Tagen vor dem geplanten Prozessbeginn statt. Über die Zahl der Teilnehmer liegen keine Informationen vor.
Ich habe sie nicht gewählt
Zur Bundestagswahl am 18.09.2005 startete am 19.09.2005 die privat organisierte Foto-Demonstration „Ich habe sie nicht gewählt“. Auf der von Website wurden Bilder von Personen veröffentlicht, die öffentlich bekannten, nicht für die CDU und somit nicht für Angela Merkel als Kanzlerin gestimmt zu haben. Unterstützt wurde die Aktion unter anderem von der Titanic-Partei „Die PARTEI“, die zum Start der Online-Demo einen Aufruf zur Teilnahme auf ihrer Website veröffentlichte. Bis zum Ende des Jahres 2005 beteiligten sich 520 Personen.
Attac: Unsere Stimmen in Hong Kong
Im Vorfeld der sechsten Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) vom 13. bis 18.12.2005 in Hong Kong rief Attac zur Teilnahme an der Foto-Demonstration „Unsere Stimmen in Hong Kong“ auf. Die auf der Demonstrations-Website zusammengestellte Collage aus den Fotos der Unterstützer wurde kurz vor der Konferenz ausgedruckt und im Rahmen einer Demonstration am 13.12.2005 in Hong Kong präsentiert. Insgesamt beteiligten sich 1365 Personen an der Foto-Demonstration.
2006
Tierschutztipps.de: Aktion unschuldig verurteilt
Mit einer Blog-Demonstration protestierten Hundehalter von März bis Dezember 2006 gegen den Leinenzwang für Hunde. 58 Personen luden ein Foto ihres Hundes und eine Protestbotschaft in den eigens dafür eingerichteten Blog. Aufgerufen zu der Aktion haben die Betreiberinnen der Website tierschutztips.de.gg.
Ver.di Jugend NRW: Face for Future
Seit dem 15.07.2006 die Foto-Demonstration „Face for Future“ der ver.di jugend NRW online. Bisher beteiligten sich 1469 Personen, um auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit sowie die schlechte Ausbildungsplatzsituation in Deutschland aufmerksam zu machen.
Campact/ Fairsharing Netzwerk/ Verbraucherzentrale Bundesverband: Privat kopieren ist kein Verbrechen
Um gegen den zweiten Korb des neuen Urheberrechts zu protestieren, initiierten Campact, das Fairsharing Netzwerk und der Verbraucherzentrale Bundesverband eine Foto-Demonstration für das Recht auf Privatkopie. Seit dem 05.10.2006 konnten Teilnehmer sich selbst zu Insassen des ersten Online-Gefängnisses der Welt machen und bekennen, dass sie schön einmal für private Zwecke urheberrechtlich geschützte Werke kopiert haben. Bis zum Ende der Aktion im Oktober 2007 beteiligten sich 3810 Personen.
iDemokratie, „Gesicht zeigen“, Anne Frank Haus, Hauptstadtblog: Berlin ohne Nazis
Am 26.10.2006 ging die von der Initiative iDemokratie ins Leben gerufene und auf den Berliner Raum begrenzte Foto-Demonstration „Berlin ohne Nazis – Rechtsextreme raus aus unserer Stadt und unseren Parlamenten“ online. Anlass des Protests war der Ausgang der Kommunalwahlen im Oktober 2006, bei dem Abgeordnete der rechten NPD in fünf Berliner Bezirksparlamente gewählt wurden. Insgesamt beteiligten sich ca. 350 Personen mit einem eigenen Bild an der Demonstration.
Reporter ohne Grenzen: 24 Stunden klicken gegen Internetzensur
Die Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ veranstaltete am 07.11.2006 eine internationale Online-Demo gegen Internetzensur. Die Protestseite lag für einen Tag auf der Startseite der internationalen Website Reporter ohne Grenzen. Teilnehmer der Online-Demo setzten per Mausklick einen blinkenden Lichtpunkt auf eine virtuelle Landkarte, in der die 13 Staaten mit der stärksten Internetzensur symbolisch geschwärzt waren. Ziel des Protests war es, diese Staaten sinnbildlich zu erleuchten. Am Aktionstag selbst beteiligten sich ca. 17.000 Menschen an der „virtuellen Lichterkette“. Bis heute ist die Zahl auf knapp 40.000 angestiegen, allerdings ist nach einer gewissen Zeit auch eine doppelte Teilnahme möglich.
“Die Kellerasseln”: Stop the European Pressurised Reactor
Im Rahmen eines deutschlandweit stattfindenden Protest-Wochenendes gegen Castortransporte fand am 08. und 09.11.2006 ein virtuelles Sit-In auf der Website des Herstellers des Atomreaktors „European Pressurized Reactor“ statt. Mit Hilfe eines online bereitgestellten Skripts sollte eine Blockade der Website erreicht werden.Das Online-Skript zeigte jeden Zugriff auf die Seite als Schneeflocke im Atomaren Winter. Eigenen Angaben zufolge beteiligten sich ca. 100 Personen an dem virtuelle Sit-In.
Freie Netzkräfte/ Freundeskreis Halbe: Mit Bits und Bytes gegen die Diktatur der Heuchler
Ende des Jahres 2006 bediente sich zum ersten Mal die rechtsradikale Szene des mittels einer Online-Demonstration. Auf der Website des Bündnisses gegen Rechtskalismus „Tag der Demokraten“ veranstalteten sie am 18.11.2006 ein virtuelles Sit-In, an dem eigenen Angaben zufolge ca. 120 Personen teilnahmen.
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung: Trauertag um das Fernmeldegeheimnis
Anlässlich des ersten Jahrestages der Verabschiedung einer EU-Richtlinie, die die verdachtsunabhängige Vorratsdatenspeicherung personenbezogener Kommunikationsdaten im gesamten EU-Gebiet vorschreibt, veranstaltete der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung am 14.12.2006 einen Netzstreik. Nach Aussagen von Patrick Breyer, eines
Sprechers des Arbeitskreises, lag die Zahl der Administratoren, die ihre Startseite durch die Vorschaltseite in Form einer Traueranzeige ersetzten im mittleren dreistelligen Bereich.
2007
IGM-Jugend/ Ver.di-Jugend – Die Zukunft gehört uns
Seit Februar 2007 läuft eine von der IG-Metall-Jugend und der ver.di-Jugend ins Leben gerufene Online-Demo für mehr Ausbildungsplätze und die Übernahme von Lehrlingen nach der Ausbildung. Die Foto-Demonstration trägt das Motto “Die Zukunft gehört uns” Die Teilnehmer können sich entscheiden, ob sie für eine Übernahme nach der Ausbildung oder/ und für mehr Ausbildungsplätze protestieren wollen.
Bis heute sind ca. 400 Fotos eingegangen, wobei auf vielen Bilder mehr als eine Person abgebildet ist.
Elfenwald/ Martin Hoffmann: 1000 Ärsche für Berlin
Von Februar bis Herbst 2007 war die Foto-Demontration „1000 Ärsche für Berlin“ online. Sie richtete sich allgemein gegen die Politik der Bundesregierung und staatliche Überwachungsmaßnahmen. Gegen einen Betrag zwischen 50 Cent und einem Euro konnten Teilnehmer ein Foto ihres entkleideten Hinterteils in eine Collage einfügen und sich so der Demonstration anschließen. Die Bilder wurden auf Wunsch mit den Weblogs der Teilnehmer verlinkt. Der Initiator bezeichnete die Foto-Demonstration als einen Akt des Elektronischen Zivilen Ungehorsams. Er verzichtete bewusst darauf, der gesetzlich vorgegebenen Impressums-Pflicht für Websites nachzukommen.
Bis zum Ende der Aktion beteiligten sich lediglich drei Personen.
Computech Media AG/ GamesWear: Gaming ist not a Crime – Gaming has many Faces
Am 19.02.2007 ging eine Foto-Demonstration unter dem Motto „Gaming is not a crime – Gaming has many Faces“. Dahinter steckt eine von der Computech Media AG und GamesWear ins Leben gerufene Online-Initiative gegen die Kriminalisierung von Computer- und Viedeospielen in Zusammenhang mit Gewalttaten. An der Online-Demonstration beteiligten bis heute ca. 4500 Personen.
NETZ: Deine Stimme gegen Armut
Die Bangladesch-Organisation NETZ hat im Rahmen der Aktion „Deine Stimme gegen Armut“ eine Avatar-Demonstration in der virtuellen Welt Second Life organisiert. Am 31.05.2007 protestierten Unterstützer der Organisation in weiß gekleidet in der virtuellen Stadt „Frankfurt am Main-West“.
Weblin/ TRND/ MSN: Online-Demo gegen Klimawandel
Am 07.07.2007 fanden weltweit „Live Earth“-Konzerte gegen Klimawandel statt. Diese wurden vom Micro-soft-Portal MSN live im Internet übertragen. Auf der Website versammelten sich während der Online-Live-Übertragung der Konzerte Menschen, die mit einem im Programm Weblin – einer Erweiterung des „Windows Live Messengers“ –
generierten Avatar gegen Armut zu protestieren. Sichtbar waren diese allerdings nur für Internetnutzer, die ebenfalls den Messenger installiert und aktiviert hatten
RSU/ IBM-Mitarbeiter: IBM Union Second Life Protest
Der bisher größte Online-Protest in Second Life wurde von Mitarbeitern der Firma IBM in Italien und der italienischen Gewerkschaft Rappresentanza Sindacale Unitaria (RSU) initiiert. Am 27.09.2007 beteiligten sich insgesamt 2000 Menschen aus 30 Ländern an dem Aktionstag in der virtuellen Welt, um gegen Lohnkürzungen bei IBM-Italien zu protestieren. Im Rahmen des Aktionstages fanden Avatar-Demonstrationen und eine virtuellen Kundgebung statt. Eine der Protestierenden störten ein Second-Life-Meeting leitender IBM-Angestellter.
Die Vereinte Dienstleisungsgewerkschaft (ver.di) solidarisierte sich mit den Protesten.
Free Burma
Im Herbst des Jahres 2007 kam es zu einer von den birmesischen Mönchen ausgelösten Protestwelle gegen die Militärregierung in Birma. Als weltweite Solidaritätsbekundung mit den Protestierenden und um gegen die Menschenrechtsverletzungen in Birma zu demonstrieren, organisierten Blogger, Webmaster und Forenuser aus aller Welt einen Online-Aktionstag. Ähnlich eines Netzstreiks mit einer Vorschaltseite waren Internetnutzer aufgefordert, für einen Tag lang ihre Aktivitäten einzustellen. Am 4.10.2007 sollte lediglich ein Artikel oder Banner mit dem Hinweis „Free Burma“ veröffentlicht werden. Um eine Einheitlichkeit herzustellen wurde als Farbe des Protests in Anlehnung an die Kleidung der birmesischen Mönche Rot gewählt.Insgesamt beteiligten sich ca. 14.000 Personen.
Second Life:
Der international ausgerichtete Online-Aktitionstag wurde auch in das Online-Game Second Life getragen, wo sich einige Bewohner ebenfalls in rot gekleidet zu einer Avatar-Demonstration zusammenfanden.
Avatar-Demonstration im Second Life
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicheung: Bundesweiter Aktionstag gegen Vorratsdatenspeicherung
Als Ergänzung eines überwiegend offline angelegten, vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung organisierten, bundesweiten Aktionstages gegen das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung fand eine Avatar-Demo im Second Life statt. Neben 40 realen Städten demonstrierten eine handvoll Gegner der Vorratsdatenspeicherung zeitgleich in der Online-Welt vor der virtuellen Partei-Zentrale der SPD.
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung: Trauer um das Telekommunikationsgeheimnis
Am 09.11.2007, dem Tag der Bundestagsentscheidung über das Gesetz zur verdachtsunabhängigen Vorratsdatenspeicherung, fand ein Netzstreik statt. Ähnlich des "Trauertages um das Fernmeldegeheimnis" 2006 verhüllten Administratoren ihre Websites mit einer Vorschaltseite. Nachdem das Gesetz im Bundestag beschlossen wurde, sollte damit wiederum die „Trauer um das Telekommunikationsgeheimnis“ zum Ausdruck gebracht werden.
Campact/ „Die Klima-Allianz“: Online-Menschenkette gegen neue Kohlekraftwerke
Am 12.11.2007 startete das Online-Bürgernetzwerk Campact und „Die Klima-Allianz“ eine Foto-Demonstration in Form einer virtuellen Menschenkette um den nachgebildeten Bauplatz des Kohlekraftwerks Neurath. Unterstützer sind aufgefordert, sich mit einem Foto in die Online-Menschenkette einzureihen um gegen den Neubau von 25 Kohlekraftwerken zu protestieren. Die Teilnehmer können auf animierten Trans-parenten Protestbotschaften hinterlassen. Bis heute beteiligten sich 4106 Menschen an der Online-Demo.
Sehr interessante Auflistung! Gerade die ersten Aktionen kannte ich gar nicht.