WikiLeaks in Geldnot, Kritik an TKG-Novelle, Datenkrake Amazon – dies und mehr in der dieswöchigen Digitalen Presseschau.
Am Montag trat WikiLeaks-Chef Julian Assange in London vor die versammelte Presse und verkündete, dass die Blockade von Spenden durch Bezahldienste den Whistleblower in große Geldnöte gebracht habe und die Veröffentlichung geheimer Dokumente von nun an ausgesetzt werde. Diese Kritik greift Dan Gillmor in seinem Guardian-Artikel auf, und bezeichnet die Finanzblockade als einen gefährlichen Präzedenzfall. Seinen Beitrag wählten wir auf Platz 1 der Presseschau.
Laut Einschätzung des Autors hätten die Mainstream-Medien von einem Skandal gesprochen, wenn Finanzdienstleister wie PayPal, Mastercard, Visa oder die Bank of America ihre Gelddienste für ein traditionelles Medienunternehmen wie die New York Times blockiert hätten. Der Whistleblower habe wertvolle Arbeit geleistet und es sei ein Skandal, dass die traditionellen Medien WikiLeaks in diesem Sachverhalt nicht verteidigen würden. Das sei letztlich auch in ihrem Interesse, da eine solche Finanzblockade auch sie einmal treffen könne.
Auf dem zweiten Platz ein Beitrag von Konrad Lischka bei Spiegel Online. Er hinterfragt die Fundamentalkritik am Datenschutz der Autoren Jeff Jarvis und Christian Heller. Die beiden Positionen, die die Autoren in ihren jeweils aktuellen Buchveröffentlichungen beschreiben, seien widersprüchlich. Sowohl die Ethik der Datenverarbeitung als auch eine Praxis der Pseudonymisierung kämen nicht ohne die Ermächtigung des Individuums durch Grundrechte aus.
Gleichberechtigung im Netz fällt aus
Am Mittwoch beschloss der Deutsche Bundestag die TKG-Novelle. Laut Kai Biermann von Zeit Online würden die jetzigen Änderungen am Telekommunikationsgesetz (TKG) zeigen, dass die Regierungskoalition lediglich auf den Markt vertraue. Weder habe sie die Netzneutralität gesetzlich verankert, noch den Breitbandausbau zur Pflicht gemacht.
Auf Facebook kannst du nichts löschen
Auf faz.net setzt sich Max Schrems von der Initiative “Europe versus Facebook” in einem Gastbeitrag wiederholt kritisch mit dem Internetriesen Facebook und dessen Datenschutzpolitik auseinander. Nachdem er von Facebook die Einsicht in die über ihn gespeicherten Daten gefordert hatte, muss er nun feststellen, dass die gelöschten Daten nach wie vor von Facebook gespeichert werden: „Meine Akte bei Facebook ist umfangreich wie eine dicke Stasi-Akte“, so Schrems.
Nicht etwa Google, Facebook oder Apple, sondern Amazon sei die größte Datenkrake. Das behauptet Philip Hetjens bei netzwertig.com. Das Online-Versandhaus speichere viel sensiblere Daten als die anderen Internetunternehmen. Hetjens beklagt, dass sich bislang kaum jemand darüber erregt habe.
Internet-Kampagne für blinden Aktivisten
Bei Dradio Wissen berichtet Ruth Kirchner über eine Internet-Kampagne für den blinden chinesischen Aktivisten Chen Guangcheng. Dieser saß für mehrere Jahre im Gefängnis, weil er sich gegen die Missstände der Ein-Kind-Politik positioniert hatte. Nun wird er in seinem Heimatort von bezahlten Schergen unter strengem Hausarrest gehalten. Der Audiobeitrag beschreibt ein erschreckendes Szenario.