Allwissende Datensammler, demokratisierende Netzwerke, ideologische Kämpfe und die twitternde Bundeswehr – dies und mehr in unserer heutigen Digitalen Presseschau.

Netz der Ideologien

Einstimmig auf Platz eins gewählt: der kritische Kommentar zur WikiLeaks-Debatte von Andrian Kreye auf sueddeutsche.de. Julian Assanges Forderung nach radikaler Transparenz sei beispielhaft für die ideologische Aufladung, die seit den Anfangsjahren den Diskurs ums Digitale dominiert. Genau diese extremen Positionen aber würden meist zu starren Dogmen verkrusten und für Chaos sorgen – sowohl im Netz als auch in der realen Welt. Kreye ruft deswegen zur Ordnung  und fordert mehr Pragmatismus beim Entwurf eines neuen Gesellschaftsvertrages.

Datenjournalismus bietet eine große Chance

Auf Platz zwei unserer Digitalen Presseschau wählten wir einen Beitrag zum Thema Datenjournalismus. Hinter dem Begriff verbirgt sich die journalistische Aufarbeitung und Visualisierung großer Datensätze. Nach Meinung von Lorenz Matzat werde dies in den deutschen Medien bisher aber viel zu wenig umgesetzt. Das sei bedauernswert, denn der Datenjorunalismus biete die Chance, komplexe Sachverhalte wie den Stresstest zu Stuttgart 21 oder Entwicklungen auf dem Finanzmarkt verständlich und mit Erkenntnisgewinn darzustellen, schreibt er in seinem Beitrag für den Data-Blog auf Zeit Online.

Die Diktatur der Aktiven

Abstimmung per Klick, Bürgerhaushalte und E-Petitionen: Erleben wir aktuell die Revolution unserer Demokratie hin zu mehr direkter Bürgerbeteiligung? Und das dank des Internets? Oder kommt die Euphorie doch etwas zu früh, sind wir überhaupt bereit dazu? Und werden nicht vielmehr Partikularinteressen gefördert, während jene außen vor bleiben, die sich in der digitalen Welt nicht zurecht finden? Eine aufschlussreiche Zwischenbilanz zur Debatte zieht das Deutschlandradio im Online-Talk mit dem Politologen Markus Linden, dem Kommunikationsstrategen Thomas Gebel und dem Blogger Michael Seemann.

Google weiß, was du willst

Auf Platz vier chafft es in dieser Woche eine pointierte Rezension des Sachbuchs “In The Plex. How Google Thinks, Works, and Shapes Our Lives” von Steven Levy. Thomas Thiels Buchbesprechung folgt dem Autor ins Innenleben des Internet-Giganten. Dort offenbaren sich faszienierende Einsichten in die Wandlung Googles vom idealistischen Forschungsprojekt zum machtvollen Datensammler und erlauben erschreckende Ausichten auf die Zukunft unseres digitalen Daseins: Denn Google will nicht nur immer mehr Daten sammeln, sondern schon bald noch stärker als bereits heute auch das alltägliche Handeln seiner Nutzer leiten.

Warum Hacker-Aktivitäten uns alle betreffen

Dieser Frage geht Robert Vamosi in seinem Beitrag auf pcworld.com nach und zeigt, wie vielschichtig das Phänaomen “Hacktivism” ist. Mit WikiLeaks, Anonymous und Co. seien Hacker längst zum Politikum und zur Bedrohung des geistigen Eigentums geworden. Vor allem aber lege das Hackertum die Verletzbarkeit staatlicher und wirtschaftlicher Institutionen offen und sorge für Verunsicherung unter den Nutzern.

Twittern von der Front

Nachwuchswerbung auf YouTube, Gefechtsvideos aus Afghanistan und Liebesgrüße aus der Heimat auf Facebook: Sebastian Schöbel hat für n-tv.de die Präsenz der Bundeswehr in den Sozialen Medien recherchiert und mit den Online-Aktivitäten der NATO und der US-amerikanischen Streitkräfte verglichen. Das Urteil für die Bundeswehr fällt dabei ziemlich ernüchternd aus.