WikiLeaks am Pranger, westliche Überwachungstechnik für Gaddafi, der drohende Bedeutungsverlust von Twitter – dies und mehr in der Digitalen Presseschau.
Wieder einmal stellen wir lesenswerte Artikel der laufenden Woche vor. Der Brisanz wegen fiel unsere Wahl für Platz 1 auf einen Beitrag zu WikiLeaks. Darin wird erklärt, wie es zum Datenleck beim Whistleblower in punkto Cablegate-Affäre kam.
Das kürzlich publik gewordene Datenleck bei WikiLeaks rund um die verschlüsselte Datei „cables.csv”, die hunderttausende Original-Dokumente zur Cablegate-Affäre enthalten soll und bei der das Passwort bekannt wurde, hat für viel Kritik in Öffentlichkeit und Medien gesorgt. Johannes Kuhn gibt bei sueddeutsche.de einen guten Überblick zur Entwicklungsgeschichte der Cablegate-Panne – inklusive Verweis auf weiterführende Artikel. (Ergänzend ein Interview mit Guido Strack, Vorsitzender des Whistleblower-Netzwerk e.V., bei dradio.de).
Westliche Überwachungstechnik für Gaddafi-Regime
Auf dem zweiten Platz landete ein Beitrag der Autoren Paul Sonne und Margaret Coker für die Online-Ausgabe des Wall Street Journal. Darin berichten sie darüber, dass u.a. westliche Technologie-Firmen wie Amesys das libysche Regime von Muammar al-Gaddafi mit Überwachungswerkzeugen versorgten. Im Fokus der Ausspionierung libyscher Internetnutzer standen demnach vor allem Kommunikationsmittel wie E-Mail und Chat.
Bei NZZOnline plädieren Otfried Jarren und Christian Wassmer vom Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich (IPMZ) dafür, rechtliche Rahmenbedingungen für soziale Medien zu schaffen. Grenzüberschreitenden Plattformen wie Facebook, Twitter und Youtube mangele es an Transparenz und Selbstbestimmung. Eine Studie dazu werden sie am 9. September 2011 beim 7. Österreichischen Rundfunkforum vorstellen.
Platz 4 in unserer Digitalen Presseschau sicherte sich ein Artikel von Aliza Sherman auf dem Social Media-Blog Mashable. Darin beschreibt sie, wie staatliche Behörden soziale Medien analysieren und sich zu Nutze machen (können), um dadurch Dienstleistungen für die Bevölkerung zu schaffen. Als Beispiel wird u.a. der Schutz der Bevölkerung bei Naturkatastrophen durch eine entsprechende Informationspolitik der Behörden über Twitter & Co. genannt.
Twitter darf nicht untergehen!
André Vatter äußert bei Zeit Online die Befürchtung, dass der Kurznachrichtendienst Twitter durch Facebook und Google+ verdrängt werden könnte. Das Ergebnis wäre ein Verlust von Transparenz. Vatter meint, dass Twitter von Anfang an eine öffentliche Plattform war, die sich mehr als sichtbare Mikroblogosphäre denn als abgekapseltes soziales Netzwerk verstand. Auch sei dort eine anonyme Berichterstattung besser als bei Facebook und Google möglich, die einen Klarnamenzwang vorsehen – was z.B. für die Organisation von regierungskritischen Protesten in Ländern wie Iran oder China eine wichtige Voraussetzung ist.