Das Internet als „gigantische Maschine gegen den Tod“, der Verein die „Digitale Gesellschaft“, Beschwerden über Noten auf abgeordnetenwatch.de, eine potentielle europäische Suchmaschine, eine Übersicht über die zahlreichen Hacker-Gruppierungen, dies und mehr in unserer Digitalen Presseschau.
Heute erscheint die 29. Ausgabe unserer Digitalen Presseschau im Jahr 2011! An diesem Freitag gab es einen großen Konsens über die spannendsten Artikel, die im Laufe der Woche erschienen sind. Et voilà:
Eine gigantische Maschine gegen den Tod
Der eindeutige Sieger unserer wöchentlichen Abstimmung ist der sehr lesenswerte Artikel “Eine gigantische Maschine gegen den Tod” von Peter Glaser, erschienen auf Spiegel Online. Der Autor bescheibt, wie das Internet sich über die vergangenen Jahre fortwährend zu einem gigantischen Gedächtnis entwickelt und sich dieser Prozess in der Zukunft noch auf nicht vorhersehbare Art und Weise weiterentwickeln wird. Dadurch, dass nichts mehr vergessen oder gelöscht wird, könnte das Internet zu einer potentiellen Maschine gegen den Tod werden. Aber erst durch die Fähigkeit zu vergessen konnte sich der Mensch zivilisieren, deshalb hofft der Autor darauf, dass es auch in Zukunft Defekte und Fehler im Netz geben wird.
Im einem Gespräch mit The European erklärt Geraldine de Bastion, Mitgründerin des Vereins “Digitale Gesellschaft” die Ziele des Vereins, nämlich die Aufklärung über netzpolitische Themen sowie die Schaffung einer “professionelleren Interessenvertretung für Verbraucher und Bürger”. Dafür sollen entsprechende Informationen bereitgestellt werden. De Bastion redet über die Erfolge des Vereins und die Bereitschaft einer Zusammenarbeit mit Politikern. Der Verein wolle helfen, professionell Politik zu betreiben. Zudem wird über das Interesse der Bürger und Politiker über Netzpolitik gesprochen. Äußerst informativ und lesenswert. Das komplette Interview ist auch als Video abrufbar.
Note „mangelhaft“ für Bundestagsabgeordnete Gottschalck
In einem differenziert geschriebenen Blogeintrag, der es auf Platz drei geschafft hat, äußern sich die Betreiber von abgeordnetenwatch.de kritisch über das Verhalten der Bundestagsabgeordneten Ulrike Gottschalck. Diese hatte die Note “mangelhaft” bekommen, da sie Bürgeranfragen nur unzureichend beantwortete. In einem Zeitungsinterview äußerte sich die Abgeordnete entsetzt über die Note und die Vorwürfe. Die Transparenzwächter von abgeordnetenwatch.de beziehen in ihrem Blog Stellung zu dem Interview und den Anschuldigungen Gottschalcks. Diese ließ auf ihrer website, zwischen den Zeilen verlauten, dass sie sich wie Freiwild fühle, obwohl sie doch eine äußerst transparente Arbeit leiste.
Der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher schreibt auf faz.net über den gigantischen Speicher Internet, der in wenigen Jahren das Leben eines jeden Menschen detailgenau rekonstruieren könne. Der Autor zeigt sich beunruhigt darüber, dass all unser Wissen und unsere Erinnerungen von drei Großkonzernen – Google, Facebook und Apple – bewacht und bestimmt würden. Er stellt die These auf, eine “europäische, nicht privatwirtschaftliche Suchmaschine, die keiner politischen oder ökonomischen Kontrolle unterliegt“, sei vielleicht das wichtigste technologische Projekt der Gegenwart. Ist es das wirklich? Dieser Artikel ist jedenfalls ein Text, der zum Nachdenken darüber anregt.
Übersicht über Studien zur Online-Kommunikation
Zwar kein journalistischer Artikel, aber unser Ansicht nach trotzdem erwähnenswert ist der Studienrückblick Q2/2011 des Institutes für Kommunikation in sozialen Medien (ikosom). Das Institut stellt damit die wichtigsten und aufschlussreichsten Studien zur Online-Kommunikation in verschiedenen Bereichen vor: von der Demographie über Politik bis hin zum Journalismus. Im Bereich Politik nennt das ikosom zum einen die Studie von Stawowy Media: „Politik nicht dialogfähig in den sozialen Medien” und die von infosys: „Internet als Zeitenwende für die Politische Kommunikation”. Die Seite bietet einen sehr guten Überblick über lesenswerte Studien zum Thema Netzwelt in den verschiedensten Bereichen.
Überblick über die aktuelle Hacker-Szene
Und last but not least ein weiterer Überblick. Dieses Mal von Silvia Stöber, erschienen auf tagesschau.de. Der Autorin ging es wohl wie vielen, die in der letzten Zeit den Überblick über sämtliche Hackerangriffe und Gruppierungen verloren hatten. Deshalb stellt sie die Profile von Anonymous, LulzSec, AntiSec und der No Name Crew klar gegliedert vor und nennt noch weitere kleinere Hacker-Gruppen. Zudem beschreibt sie noch einmal kurz die wichtigsten Angriffe der Gruppen, wie das Hacken von Rechnern großer Finanzinstitute oder den Angriff auf die Website der britischen “Sun”, die kurzzeitig vom angeblichen Tod ihres Verlegers Rupert Murdoch berichtete. Stöber schafft es, ein wenig Ordnung in das “Wirrwarr” der Hackerwelt zu bringen.