Google und Facebook als Verzerrer von Netzinhalten, Statusbericht zu WikiLeaks, Sexy Bundestag, Gläserner Demonstrant und das Ende der Hackergruppe LulzSec – dies und mehr in der Digitalen Presseschau.
„Google Plus“ sorgt aktuell für einigen Wirbel in der Netzwelt: scheint es sich dabei doch um einen ernsthaften ‚Gegenschlag’ in Richtung Facebook beim Kampf um Marktanteile und Werbekunden zu handeln. Beide Unternehmen und ihre Praxis des Filterns von Suchbegriffen und Ergebnissen sind Thema eines kürzlich erschienenen Buches des US-amerikanischen Sozialwissenschaftlers Eli Pariser gewesen. Dirk von Gehlen hat das Buch für die Süddeutsche Zeitung rezensiert. Ein Artikel, den unsere Redaktion besonders lesenswert fand. Weitere Artikel und Beiträge, die uns beim Streifzug durch die digitalen Blogs und Gazetten aufgefallen sind, betreffen die Zensurpraxis in der Volksrepublik China, die aktuelle Situation bei WikiLeaks, die Internetaffinität der Volksparteien und das Ende der Hackergruppe LulzSec.
Die Ergebnisse, nach denen wir suchen?
‚Edge-Rank’ und ‚Page-Rank’ sind Termini, die vielleicht nicht jedem Nutzer von Diensten wie Facebook und Google sofort etwas sagen. In der Realität unserer alltäglichen Internet-Nutzung leisten diese Hilfsmittel der beiden Internet-Riesen jedoch einen maßgeblichen Beitrag zu einer Verzerrung der Darstellung von Netzinhalten, so die These des US-Autors Eli Pariser in seinem Buch „The filter bubble: What the Internet is hiding from you“. Dirk von Gehlen hat Parisers jüngst erschienenes Buch für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung rezensiert.
Die Kommunistische Partei Chinas blickt inzwischen auf eine 90-jährige Geschichte zurück. Doch die Machthaber in Peking gehen, wie Konrad Lischka auf Spiegel Online zu berichten weiß, mit der Zeit und zensieren im Internet alles, was im Verdacht steht, gegen die Parteiführung gerichtet zu sein. Lischka dokumentiert anhand von Videos eine Protestbewegung, die sich als Reaktion auf die staatliche Zensur herausgebildet hat und inzwischen zu einer weltweit rezipierten Szene von Kreativen zur Umgehung der Zensurmaßnahmen avanciert ist.
Was macht eigentlich Julian Assange? Diese Frage ist einerseits leicht zu beantworten, denn der exzentrische Kopf der Enthüllungsplattform WikiLeaks steht weiterhin in Großbritannien unter Hausarrest. Andererseits ist die Geschichte des Whistleblower von jeher verworren und die Finanzströme sind Gegenstand von Spekulationen. Nachdem es um Assange in jüngerer Zeit ruhig geworden war, richtet das österreichische Blog futurezone den Blick auf die eingefrorenen Spenden für WikiLeaks und beleuchtet die Kontroverse rund um den Einfluss, den die Whistleblower auf den arabischen Frühling gehabt haben.
Dorothee Bär, stellvertretende Generalsekretärin der CSU, hat bereits in der Vergangenheit für Christsoziale eher fremdes Terrain erfolgreich durchquert und ihr Studium am als chronisch „links“ verschrienen Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin absolviert. Auch als eifrige Twitter-Nutzerin zählt die fränkische Bundestagsabgeordnete zur Netz-Avantgarde der CSU. Im Gespräch mit Welt Online ermuntert Bär Politiker der hergebrachten Volksparteien, die Auseinandersetzung mit den netzpolitisch deutlich agileren Bündnisgrünen zu suchen – und Boulevardangebote wie das inhaltlich zweifelhafte Partizipationsangebot „Sexy Bundestag“ nicht allzu ernst zu nehmen.
Immer dann, wenn es bei Regierungen, Behörden oder Parteien nicht so ganz mit rechten Dingen zuzugehen scheint, ist der Suffix „-gate“ nicht weit. Nach „Watergate“ und „Waterkantgate“ hat Dresden jetzt sein „Handygate“, so lautet zumindest der Hashtag bei Twitter. Im Februar fand in der sächsischen Landeshauptstadt ein Aufmarsch von Neonazis statt. Im Rahmen des Polizeieinsatzes zur Verhinderung des Zusammentreffens von Neonazis und Gegendemonstranten wurden von offizieller Seite Handykoordinaten im gesamten Stadtgebiet der Elbmetropole abgegriffen. Den lange Zeit nur Insidern bekannten Auswirkungen der Funkzellenabfrage widmet sich der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar in einem Blogbeitrag für das „Datenschutz Forum“.
Das Ende eines Hacker-Projekts
LulzSec ist seit vergangener Woche Geschichte. Zuvor war das Hackerkollektiv mit spektakulären Attacken auf Regierungsinstitutionen und Privatunternehmen bekanntgeworden. Die weiterhin nicht ganz geklärten Gründe für die Selbstauflösung sind dem britischen Guardian einen Bericht wert. Dort ermuntert der Autor Loz Kaye die Internetnutzer dazu, auch in Zukunft die Machtverhältnisse im Internet zu hinterfragen.