Zwei Urgesteine verteidigen die Freiheit des Netzes bzw. den Nutzen von Hackern, der Politiker Ansgar Heveling (CDU) nimmt das Leistungsschutzrecht in Schutz und Lifelogger sind voller Datendrang. Außerdem: Suchmaschinen sind eigentlich auch nur Ratingagenturen. Dies und mehr in der heutigen Ausgabe der digitalen Presseschau.

Diplomatie 2.0 – In Syrien hat der US-Botschafter Robert Ford eine neue Art von Diplomatie für sich entdeckt. Da er kaum Einfluss auf Assad und sein Gefolge hat(te), suchte er via Twitter und Facebook das Gespräch mit der syrischen Bevölkerung sowie mit Anhängern von Assad. Auch in Zukunft sollen amerikanische Diplomaten lernen mit dem Netz umzugehen und dem Beispiel Fords zu folgen. ZDFs Elektrischer Reporter hat mit dem US-Botschafter in Deutschland gesprochen.

Freiheit statt Freibier

Er gilt als Erfinder oder Vater des Internets. Am letzten Tag der Campus Party Europe hat der 57-jährige Brite Tim Berners-Lee in einer Rede vor hunderten “Campuseros” für ein offenes und buntes Internet geworben. Wie der Journalist Marin Majica bei der Frankfurter Rundschau berichtet, wünscht sich Berners-Lee ein dezentrales Internet, um auch in Zukunft Probleme der Menschheit lösen zu können. Beim Urheberrechtsstreit bezieht der Physiker und Informatiker Berners-Lee eine klare Position: Das Netz solle frei im Sinne von “Freiheit” sein und nicht im Sinne von “Freibier”. Musiker und andere Kreative sollten von ihrer Arbeit ihre Familien ernähren können.

CDU-Fraktion bleibt bei harter Linie für ein Presse-Leistungsschutzrecht

Am Mittwoch hat das Bundeskabinett einen Entwurf zum Presse-Leistungsschutzrecht verabschiedet. In einem auch auf medienpolitik.net veröffentlichten Interview für das Magazin promedia erläutert Internet Enquete-Mitglied Ansgar Heveling (CDU) seine Position im Streit von Verlagen vs. Suchmaschinen und über die Notwendigkeit eines Leistungsschutzrechtes.

Suchmaschinen: Auf der Suche nach einem Korrektiv

Suchmaschinen besetzen in der Onlinewelt eine Bottleneck-Position. Zu dieser Ansicht kommen die Medienexperten Hans Hege und Eva Flecken auf dem Portal Vocer.org. Nicht nur, dass Suchalgorithmen die neuen Meinungsbildner sind – nein, für Hege und Flecken ist das Ranking der Suchmaschinen das Rating für den Nutzer. Deswegen liege auch ein Vergleich mit der Eurorettung und den Ratingagenturen nahe.

Vom Nutzen des Hackings

Hacker gibt es nicht erst seit dem Film Hackers im Jahr 1995. Einer, der es wissen muss, ist John Draper alias Captain Crunch. Er hat schon in den Siebzigern das System von AT&T mit einer Trillerpfeife geknackt. Im Interview mit Kai Biermann von Zeit Online erklärt Draper, warum eine Gesellschaft Hacker brauche und die heutige Gesellschaft von Kontrollfreaks dominiert werde. Am Ende kommt der Großvater der Hackergemeinde zu dem Schluss, dass Geld die Welt regiere und wir nichts dagegen tun könnten.

Voller Datendrang

Wollen Sie wirklich immer genau wissen, was Sie den ganzen Tag (und Nacht) über machen? Nein? Sogenannte Lifelogger schon. Diese möchten nämlich so viele Daten wie möglich über ihre eigene Person sammeln, um sie dann später abzugleichen und zu analysieren. Was bringt das? Na, Erkenntnis über das eigene Leben – Sei es wie viele Stufen man steigt oder wie viel man jeden Tag liest. Der Journalist und Autor Leo Hickmann hat das Leben eines Lifeloggers gelebt und über die Sinnhaftigkeit dieser Datensammelwut berichtet.