Seit 1999 existiert das weltweit agierende Netzwerk unabhängiger Medienzentren, seit 2001 ist indymedia auch in Deutschland/Berlin vertreten. Der Berliner Webauftritt
Indymedia.de wurde von der Jury des poldi-Awards zur besten Online-Inititative im Bereich “Wissenschaft, Bildung und Kultur” gekürt.
Die Ziele
Der selbstgesetzte Auftrag von Indymedia zielt darauf ab, der Medienkonzentration entgegen zu treten und eine andere, eine Berichterstattung “von unten” zu ermöglichen. “Reclaim the media” ist eine der Forderungen der Organisation. Medienkonzerne würden “mit ihrer Definitionsmacht oft ein Bild der Realität konstruieren, das teilweise in krassem Gegensatz zu einer von vielen Menschen ganz anders erlebten Wirklichkeit steht”, heißt es auf der Homepage. Ziel ist es, einen emanzipatorischen Umgang mit Informationen und Medien zu fördern. Das erste “Independent Media Center” wurde 1999 anlässlich des WTO Gipfels in Seattle gegründet. Seitdem sind weltweit über 70 unabhängige Medienzentren entstanden, oft im Rahmen großer Anti-Globalisierungsprotestaktionen.
Indymedia bündelt die Informationsarbeit unterschiedlicher Aktivistengruppen, und verwandelt Bürger von Medienkonsumenten zu Medienproduzenten. Dabei kommt Indymedia ohne Redaktion aus. Auch eine “offizielle” Struktur, wie beispielsweise ein regelmäßig besetztes Büro mit telefonisch erreichbaren Ansprechpartner, gibt es bei indymedia.de nicht – das Netzwerk organisiert sich selbst.
Das Organisationsprinzip
Wir funktioniert ein Netzwerk, das beinahe ohne Infrastruktur auskommt? Die Homepage gibt dazu weitreichend Auskunft. Durch das “Open Posting” Prinzip sei es prinzipiell jedem möglich, bei Indymedia zu publizieren. Der Text sei auf dem “public-posting” Sektor der Seite sofort verfügbar und würde, bevor er in eine der einzelnen Rubriken der Indymedia-Homepage eingeordnet wird, von einem Moderatorenkollektiv gelesen. Das Moderatorenkollektiv werde regelmäßig gewechselt, so dass auch hier kein Machtmonopol erwachsen soll. Die Kommunikation läuft über Mailinglisten zu den unterschiedlichsten Themen, wie zum Beispiel die Weiterentwicklung der Mission von Indymedia. Eine andere Liste organisiert die Übersetzung fremdsprachiger Texte. Es genüge einen Text mit dem Betreff “please translate language x language y” zu posten und ein Listenteilnehmer übernimmt dann unentgeltlich die Übersetzung. Die auf der Seite verwendete Software ist ein open-source Produkt und kann zur Wiederverwendung und Weiterentwicklung genutzt werden. Auch hierfür gibt es eine eigene Mailingliste.
Des einen Stärke, des anderen Herausforderung
Die Stärke von Indymedia liegt sicherlich in der dezentralen, sich selbst organisierenden Struktur, die dem Modell eines peer-to peer (P2P) Netzwerks entspricht. Für die Organisatoren des poldi-Awards entpuppte sich diese Stärke jedoch als große Herausforderung: keine Telefonnummer auf der Homepage, kein Ansprechpartner. Wen also zur Preisverleihung einladen, wem gratulieren? Auch nachdem Indymedia informiert war, gab es noch kein Aufatmen bei den Organisatoren, denn Indymedia blieb den basisdemokratischen Grundsätzen treu und musste erst zu einem Konsens darüber kommen, ob der Preis angenommen wird bzw. wer ihn für Indymedia entgegen nehmen sollte. Am Abend vor der Preisverleihung durfte sich dann auch das Award-Team zurücklehnen und sich auf ein Kennenlernen mit Vertretern von Indymedia freuen.
Die Sieger der anderen Kategorien:
- Demokratie und Bürgerengagement:
Zivi in Ghana - Umwelt und nachhaltige Entwicklung:
Germanwatch - Gesundheit und Soziales:
tourette.de
Links im Internet: