Die chinesische Regierung hat eine Registrierungspflicht für Nutzer von Pekinger Internetcafes eingeführt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag, 17. Oktober berichtete, dürfen sich die Kunden der über 1500 Internetcafes in 14 Bezirken der chinesischen Hauptstadt über einen vereinfachten Registrierungsprozess freuen. Bis Dezember sollen vier weitere Bezirke dazukommen.
Beim ersten Besuch reicht ein kurzes Lächeln in die Digitalkamera, dann noch schnell ein unkomplizierter Scan des Ausweises und schon erhält man ein vierstelliges Passwort.
Dieses gewährt einem in Verbindung mit der Ausweisnummer, Zugang zu allen angeschlossenen Internetcafes in Peking. Das praktische System nennt sich schlicht "Beijing Internet Cafe Customer Registration Device". Die Daten werden dann sofort auf digitalem Weg zur "Municipal Law Enforcement Agency of Beijing" gesendet und dort in einer zentralen Datei gespeichert.
"This is a reasonable measure. You spend two minutes and you can enjoy a healthier virtual world",
erzählt eine Kundin freudig in dem Bericht von Xinhua.
Offiziell soll das System dazu beitragen, Jugendliche vor pornographischen Inhalten und Computerspielsucht zu schützen sowie die Verbreitung von Internetkriminalität einzudämmen.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt
Bei solch einer Fülle von edlen Motiven sollte nicht außer acht gelassen werden, dass der Volksrepublik die Freiheiten des Internets schon länger ein Dorn im Auge zu sein scheinen. Das Politbüro Chinas hat schätzungsweise 30.000 Mitarbeiter abgestellt, um in akribischer Feinstarbeit den Internetverkehr zu überwachen und zu zensieren. Internetseiten von Amnesty-International, Reporter ohne Grenzen oder der britischen BBC beispielsweise, werden teilweise oder komplett geblockt. Auch Themen wie das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens oder die Unruhen in Tibet werden aus dem chinesischen Web herausgefiltert. Laut Reporter ohne Grenzen befinden sich zur Zeit 62 Personen wegen Online-Veröffentlichungen in Haft – größtenteils Blogger und freie Journalisten.
Nach der Registrierungspflicht im Internetcafe an der Ecke wird wohl so mancher Nutzer zweimal darüber nachdenken, ob er weiterhin den ein oder anderen Blog lesen wird.
Es ist immer leichter, den Balken im Auge des Andern zu sehen.
Unsere Handhabe der Pressefreiheit, sei es die aktive durch die Medien, sei es deren Einschränkung durch Behörden ist nicht viel geschickter und das Problem ist sehr komplex. Es geht Hand in Hand mit der Auffassung von Freiheit und Toleranz. Beides zu beanspruchen ist für jeden sehr viel einfacher als es andern und vor allem anders Denkenden und eine andere Ästhetik Suchenden und Ausdrückenden zu gewähren, was ja zuweilen auch ganz anstrengend werden kann.