Vier Studien untersuchen die Internet-Nutzung in Deutschland. 50 Prozent sind online. Und wer ist warum drin? Ob die Nutzer-Zahlen steigen oder nicht, bewerten die Studien unterschiedlich.
Während einige Studien zu dem Ergebnis kommen, das die Internetnutzung in Deutschland weiter zugenommen hat, blieben laut der Forschungsgruppe Wahlen die Nutzerzahlen auf einem gleichbleibenden Niveau. Laut der Studie nutzen 55 Prozent der deutschen Erwachsenen das Internet im
III Quartal 2003 (pdf). Im Vergleich zu Zahlen des Vorjahres würde die Entwicklung sogar auf diesem Stand stagnieren. Im Gegensatz dazu formuliert die ARD/ZDF Online Studie (
pdf) eine Trendwende. Der Anteil der Internetnutzer wachse wieder schneller. 53 Prozent der bundesdeutschen Erwachsenen, das sind 34,4 Mio. Personen ab 14 Jahre, erwiesen sich als Internetnutzer. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil damit um 22 Prozent gestiegen. Zu einer ähnlichen Erkenntnis kommen auch die Autoren des (N)Onliner Atlas 2003 (tns emnid, Initiative D21), die ebenfalls ein schnelleres Anwachsen der Gruppe der Internetnutzer feststellen. Insgesamt 50,1 Prozent aller Deutschen sind laut dieser Studie Internetnutzer. Nach Einschätzungen des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (
BITKOM) , veröffentlicht in der Studie
„Deutschland Online“ der T-Online International AG, soll bis zum Jahr 2003 die Anzahl der Haushalte, die über einen Internetanschluss verfügen um 300 Prozent auf 12,6 Mio. Haushalte steigen.
Nutzungsentwicklung Ost-West
Während die ARD/ZDF Online Studie zu dem Ergebnis kommt, dass 46,1 Prozent der Ostdeutschen das Internet nutzen und dies vor allem dem wirtschaftlichen Gefälle zugeschrieben wird, sind 50,1 Prozent der Ostdeutschen laut der Forschungsgruppe Wahlen Nutzer des WWW. Der Anteil unterscheide sich zwar immer noch vom Anteil der Internetnutzer in Westdeutschland (56%), der Osten hole jedoch ständig auf. Der (N)Onliner Atlas 2003 beschreibt sogar keinen Unterschied zwischen dem Anteil der westdeutschen und ostdeutschen Internetnutzer. Der Osten verzeichne zusätzlich höhere Zuwachszahlen. Die Autoren vermeiden jedoch einen genauen Zahlenvergleich. Interessant ist in dieser Studie auch die Gegenüberstellung von Städten mit überdurchschnittlicher oder unterdurchschnittlicher Internetnutzung. So würde vor allen in Frankfurt am Main, Dresden und Stuttgard das Internet überdurchschnittlich genutzt. Dortmund, Leipzig und Essen bilden derzeitig die Schlusslichter.
Die Internetnutzer unterscheiden sich in weiteren demographischen Merkmalen. So sind immer noch vorrangig Männer im Internet unterwegs. Weniger als die Hälfte der Frauen nutze das Internet laut der ARD/ZDF Online Studie (42,3%9) und dem (N)Onliner Atlas (42,1). Die Forschungsgruppe Wahlen fand jedoch schon einen Anteil von knapp 50 Prozent weiblichen Nutzern heraus. Im Gegensatz dazu sind knapp 60 Prozent der Männer Internetnutzer laut der genannten Studien. Überdurchschnittlich häufig wird das Internet von jungen Menschen genutzt. Die Autoren der ARD/ZDF Online Studie nennen einen Anteil von 92,1 Prozent. Der (N)Onliner Atlas benennt diesen Anteil jedoch mit nur 80 Prozent. Des Weiteren unterscheiden sich die Internetnutzer laut der Forschungsgruppe Wahlen bezüglich ihrer Parteipräferenz. So sind 78 Prozent der Anhänger der Grünen und 74 Prozent der Anhänger der FDP Internetnutzer. Die Hälfte der Anhänger der CDU (56%) und SPD (52%) nutzen das Internet.
Nutzungsstrukturen
Inhaltlich beschäftigt sich hauptsächlich die ARD/ZDF Online Studie mit der Thematik, wofür das Internet im Allgemeinen genutzt wird. Nach der Nutzung von eMail werden vor allem Serviceleistungen des Internets im Sinne von Preistransparenz, Onlineshopping sowie interaktiver Spiele genutzt. Die Nutzer gehen dabei primär interessen- und zweckgeleitet vor.
Mit einem anderen Aspekt der Internetnutzung setzen sich die Studie „Deutschland Online“ und der (N)Onliner Atlas 2003 auseinander. So haben bereits 40 Prozent der Befragten das Internet im hohen Umfang zur Arbeitsplatzsuche genutzt. 65 Prozent beabsichtigen dies 2005 zu tun. Der (N)Onliner Atlas liefert dazu die Zahlen, wie viele der Gesuche erfolgreich verliefen. Von ca. 67 Prozent der Befragten, die das Internet für die Jobsuche nutzten, waren 11 Prozent in ihrer Suche erfolgreich.
eGovernment noch in den Kinderschuhen?
Die einzige Studie, die sich mit dem Aspekt eGovernment beschäftigt, ist „Deutschland Online“. So wurden die Teilnehmer gefragt, inwieweit ein Interesse bestünde, staatliche Verwaltungsabläufe auch online nutzen zu können. Über 70 Prozent der Bürger sind in hohem oder sehr hohem Umfang daran interessiert, Amtsgeschäfte wie z. B. KFZ-Zulassungen, Ausweisverlängerungen oder Ummeldungen online durchzuführen. Sie wären sogar bereit für diese Dienstleistung einen Betrag von durchschnittlich 5,67 € zu entrichten. Unternehmen würden für die digitale Abwicklung von Amtsgeschäften ungefähr 20 Euro bezahlen. Für Staat, Länder und Kommune gelte es deshalb, diese Potentiale zu erschließen.