Business Clubs gibt es im Internet viele. Da muss man sich von der Masse abheben, um Erfolg zu haben. Wie man das schafft? Zum Beispiel indem etwas Altbewährtes mit sozialem Engagement gepaart wird. Die Betreiber der social-Networking-Plattform
socialBC haben es so gemacht und verbuchten innerhalb von acht Wochen Erfolge. Doch nun gerät das sozial engagierte Projekt durch das juristische Vorgehen des Marktführers
„openBC“ in Bedrängnis.
Das Konzept von socialBC
Die Idee kommt einem bekannt vor: Menschen geben auf einer Internetplattform ihre Kontaktdaten ab, um mit anderen Menschen aus ihrem Arbeitsfeld zusammenzukommen. Doch was sich anhört wie eine Beschreibung der Business-Plattform „openBC“ ist inzwischen auch in einer anderen Variante zu haben: SocialBC setzt einen Schwerpunkt auf Nonprofit-Akteure und hat sich nach eigenen Angaben die Verbesserung der sozialen Verantwortung von Unter-nehmen zum Ziel gesetzt. Den Marktführer openBC, 800.000 Nutzer und soeben mit einer 5,7 Millionen Euro-Finanzspritze von Venture-Kapitalgebern ausgestattet, ließ das nicht kalt.
SocialBC will nicht alles anders, aber vieles besser machen als openBC: Die Business-Plattform, die erst seit Anfang Oktober 2005 online ist und in der Kürze der Zeit nach eigenen Angaben bereits rund 1000 Mitglieder hat, will die Hälfte der Einnahmen aus Mitglieder-beiträgen sowie 100% möglicher Spendeneinnahmen vierteljährlich an Hilfsorganisationen auszahlen. Im Mittelpunkt steht hierbei das Soziale beim Netzwerken – deshalb auch die Namensgebung.
Den Mitgliedern stehen die herkömmlichen Funktionen einer Networking-community zur Verfügung – wie bereits von openBC hinlänglich bekannt. Die zusätzlichen PR- und News-Bereiche von socialBC beinhaltet Presseinformationen über Unternehmen oder Personen, die von den Mitgliedern selbst eingestellt werden können. Im Jobportal werden aktuelle Stellenangebote und Stellengesuche bereitgestellt.
Darüber hinaus können Foren zu unterschiedlichen Themen von den Nutzern besucht werden. Beispielsweise steht den Mitglieder das Forum "Allgemeine Kommunikation" zur Verfügung. Es splittet sich in vier Unterforen. In dem Unterforum "Vorstellungsrunde" werden Unternehmen, Produkte oder Referenzen vorgestellt. Im "Smalltalk"-Forum wird ungezwungen und ohne Themenvorgabe kommuniziert. Das Unterforum "Vorschläge, Ideen und Kritik" gibt den Mitgliedern die Möglichkeit des Feedbacks und Anregungen.
Ein weiteres Beispiel einer Forumsgruppe sind die Mitglieder-Foren. Hierin könnnen sich die Mitglieder zu einer Interessengruppe for-mieren und eine eigene Plattform zu einem speziellen Themengebiet anbieten. Beispielsweise gibt es die "Initiative ZukunftsForum Deutschland", in der unter anderem über die Steigerung der Wirt-schaftskraft und Zukunftsfähigkeit in Deutschland diskutiert wird. Die Interessenforen soll den Mitgliedern die Möglichkeit bieten, Ihre eigenen Spezialisten Netzwerke aufzubauen und diese dann selbst zu moderieren – eine Art Netzwerk im Netzwerk.
Im socialBC-Blog sind viele Beiträge zu diversen Ansichten und Erfahrungen der Nutzer vorhanden, die in Blog-Form kommentiert werden können. Einzelne Blogs können auch von den Mitgliedern abonniert werden. Im Kontakt-Portal stellen die Mitglieder ihre beruflichen Daten zur Verfügung, damit sich die verschiedenen Nutzer ein weitreichendes Netzwerk aufbauen könnnen.
Konkurrent streitet um Namen
Doch jetzt ist der neue Dienst in seiner Existenz bedroht. Der Gründer des offensichtlich als Ideenvorlage genutzen Vorbild-Projektes, „openBC“ hat „socialBC“ abmahnen lassen. Ziel: socialBC soll wieder vom Netz gehen. Initiator der Abmahnung gegen socialBC ist Lars Hinrichs, Gründer und Geschäftsführer der Networking-Plattform Open Business Club GmbH.
Streitpunkt der Auseinandersetzung ist die Namensgebung des Konkurrenten. Mit dem Kürzel "BC" für "Business Club" verstoße dieser gegen das Markenrecht des Hamburger Marktführers, soll Hinrichs argumentieren. Ob socialBC weiterexistieren wird, ist daher fraglich.
Zusammenhalt verleiht neue Stärke
Zunächst wollte das Team von socialBC als Reaktion auf die Abmahnung wegen Markenrechtsverletzung ihre Plattform vom Netz nehmen. Doch nun schöpfen die Betreiber nach eigenen Angaben durch die emotionale, finanzielle und juritische Unterstützung ihrer Mitglieder neue Hoffnung für die Fortführung ihres Projekts. Zudem steigen die Nutzerzahlen auf Grund des Wirbels in den letzten Tagen offenbar beständig an. Die Solidarität und Mithilfe die socialBC nun widerfahre, sei genau das, was socialBC seinen Mitgliedern vermitteln wolle.
In einem
veröffentlichten Brief an die Mitglieder und Nutzer der Plattform äußert sich socialBC-Betreiber Alexander Dort über das mögliche Ende des Projekts. Er kritisiert darin die wirtschaftlichen Ziele von vergleichbaren Unternehmen wie openBC und äußert sich pathetisch zu der Bedrohung der Existenz socialBC’s.
Doch Dort sollte vorsichtig sein. Tatsächlich weist nicht nur die Namensgebung „socialBC“ auf die Orientierung am Vorbild „openBC“ hin. Im Weblog von openBC wird zudem diskutiert, ob die Macher von socialBC nicht auch Grafiken verfremdet übernommen haben.
Zudem bleiben die Eigeninteressen von Dort im Dunkeln. Auf der
Website des Unternehmers jedenfalls wird nicht erkennbar, dass Dort sich auch professionell vordringlich dem Thema Corporate Social Responsibility widmet. Als Absender von „socialBC“ fingiert Dorts Firma „Cross.Media.Design“. Kunden wie Agfa, Adobe oder Merck werden aufgeführt, offenbar ist der Unternehmer an der Erstellung von Messeständen beteiligt.
Auch das
Weblog von Dort bringt keine weitere Erkenntnis – abge-sehen davon, dass er openBC als einzigen externen Link als „genialen Business Club“ mit „kongenialen Usern aus allen Managerebenen“ anpreist. socialBC – Alles nur Eigen-PR von Dort?
Für eine juristische Auseinandersetzung mit dem Marktführer aus Hamburg fehlt dem eigenfinanzierten socialBC jedenfalls nach eigenen Angaben die Finanzkraft. Schon die 2.000 € Kosten, die mit der Abmahnung verbunden sein sollen, scheinen für die Betreiber ein finanzielles Problem darzustellen.
Durch Spendenangebote und Informationen über juristischen Beistand versuchen engagierte Mitglieder dem Betreiber der Website und seinem Team Mut zu machen. Die Mitglieder geben sich in ihren Kommentaren des Forums kämpferisch und signalisieren eine hohe Spendenbereitschaft um eine finanzielle Basis für das Weiterbestehen des Projekts zu gewährleisten.
Nach anfänglichem Zögern nimmt Alexander Dort die Hilfe seiner Unterstützer nun doch an. "Zu wichtig ist auch der soziale Aspekt, den wir über socialBC erzeugen wollen und es scheint fast, als wäre eine Niederlage von socialBC gleichzusetzen mit einer Niederlage sozialer Verantwortung vor dem Kommerz" schreibt Dort.
Gleichzeitigt beteuert er, es sei „definitiv“ nie Absicht gewesen, in „irgendeiner Form mit openBC verglichen zu werden“. Vielmehr sei eine grafische Nähe zum openBC-Projekt eher so zu erklären, dass die eigene Aktivität auf der Plattform openBC mit „tausenden ge-schriebenen Zeilen und hunderten von Stunden wohl visuell prägend für mich“ gewesen sein könnten.
Dort ist nicht der einzige Projektmacher, dem eventuell Plagiatsvor-würfe von openBC gemacht werden können. Im hauseigenen Weblog von openBC wird etwa die Website „successBC“ genannt, die eben-falls eng an das Original angelehnt zu sein scheint und ebenfalls inzwischen von openBC abgemahnt wurde. Ob dies weiteren Angeboten droht, die sich ebenfalls von openBC inspirieren ließen, bleibt derzeit offen.
Auch wenn Alexander Dort sich bei der Auseinandersetzung nach eigener Darstellung keinesfalls an „David gegen Goliath“ erinnert sehen möchte sondern eher an einen Konflikt zwischen „Stan Laurel und Oliver Hardy“ – die ganze Sache hätte vermutlich leicht vermieden werden können. OpenBC griff offenbar ohne Vorwarnung zum Instrument der Abmahnung – vielleicht hätte es auch eine inoffizielle Warnung in Freundschaft getan. Die Rolle des „Underdogs“ jedenfalls steht socialBC nur teilweise gut.