Der Wahlkampf zur Landtagswahl in Wien am 10. Oktober 2010 zeigt, dass das Internet inzwischen zum Standardrepertoire für Wahlkämpfer gehört. Auch die Politiker in Österreich senden gerne ihre Botschaften, beim Empfangen sind sie zögerlicher.
Mit Ausnahme von Amtsinhaber und Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) besitzt jeder Kandidat der im Nationalrat vertretenen Parteien eine eigene Facebookseite und twittert täglich über absolvierte öffentliche Auftritte. Außerdem gibt es eine Vielzahl von YouTube-Videos, deren Inhalte von der Wahlkampfrede bis zum islamfeindlichen Rapvideo des Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache (FPÖ) reichen.
Blogs sind schon weit seltener. An erster Stelle sind hier die Wiener Grünen aktiv. Die Homepage der Grünen bewirbt auch offensiv die Möglichkeit, Fragen zu stellen und somit eine Form der direkten und transparenten Kontaktaufnahme. Die Fragen sind für alle Nutzer sichtbar.
Die SPÖ setzt auf eine Reihe eigener Plattformen für den Wahlkampf. "Ich bin Wien", "I Love Vienna" und das "redbook" sind auf bestimmte Wählerschichten zugeschnitten. So richtet sich beispielsweise "Ich bin Wien" mit Partys an die Jungwähler. Hier können User auch mitmachen, ohne sich gleich an die Partei zu binden. Diesen niederschwelligen Zugang gibt es beim "redbook" nicht. Man muss eine persönliche Einladung eines registrierten Mitglieds haben, um selbst Blogbeiträge zu verfassen.
Einen etwas bescheideneren Auftritt zeigt die ÖVP, hier "dienen die Web-2.0-Kanäle mehr der Content-Füllung der eigenen Homepage und nicht umgekehrt", analysierte Josef Barth, Strategieberater für digitale Kommunikation für die Wiener Zeitung. Die Seite bietet vom YouTube-Video über einen Link zu Facebook bis hin zu Hintergrundinformationen alles.
Erfolgreich in Sachen PR über Facebook zeigt sich der Spitzenkandidat der FPÖ, Heinz-Christian Strache. Mit über 62.000 Fans liegt er im direkten Vergleich mit enormen Abstand an erster Stelle der Bewerber. Ebenfalls nicht selten sind Postings mit über 500 Reaktionen, die sich auch zu ausgewachsenen Diskussionen entwickeln. Auf der FPÖ-Homepage in den Mittelpunkt gestellt werden vor allem der "HC-Rap" und die "Sagen aus Wien", ein Märchenbuch zu den Problemen der Österreichischen Bundeshauptstadt und deren Lösungen.
Die ehemalige Haiderpartei BZÖ macht Wahlkampf hauptsächlich auf der Straße und Plakatwänden – und kaum im Internet. Die grundlegenden Ansichten der Partei sind auf der Homepage zwar nachzulesen, jedoch fehlen interaktive Medien weitgehend. Abgesehen von einem unregelmässig aktualisierten Blog und einem Fotoalbum bietet die Seite des BZÖ nur schriftliche Informationen in klassischer Homepageform.
guter kommentar und ja, die fpö wählerInnen zeigen eine hohe netzaktivität. und noch etwas in eigener sache: liebes politik-digital, lässt euren journalistInnen doch bitte die artikel gendern. schließlich sind 2 frauen als spitzenkandidatInnen im wiener wahlkampf vertreten.