Frank Steffel wäre sowieso lieber in München,
und Klaus Wowereit ist zu beschäftigt mit Regieren. So ist es denn an Gregor Gysi,
auf der PR-Rennbahn vorzupreschen. Geschlafen hat der Genosse nicht, denn seine
neue Website wurde schon eine
Woche nach unserer letzten Bestandsaufnahme
gelauncht.
Übersichtlich
und informativ präsentiert sich der PDS-Frontmann hier. Informationen zur Kandidatur
und zum Wahlprogramm werden ergänzt durch Persönliches und abgerundet mit zahlreichen
Fotos. Mit der zweiten Domain www.take-it-gysi.de hat die PDS für ihren Spitzenkandidaten
auch gleich einen zugkräftigen Slogan entwickelt.
Die übrigen Kandidaten lassen mit eigenen Auftritten noch auf sich warten.
Die Seiten des derzeitigen Regierenden Bürgermeisters werden voraussichtlich
nächste Woche ins Netz gehen, nachdem sie von seinem Wahlkampfleiter abgesegnet
worden sind. Sein Konkurrent aus dem CDU-Lager hat zumindest die eigene Domain
schon mit einem Bild und einem Bildschirmschoner zum Downloaden besetzt, aber
wann sich hier wirklich Informationen abrufen lassen, ist noch offen. Sibyll
Klotz von den Grünen bietet eine schlichte Biographie als Unterangebot der Seiten
des Landesverbandes, und auf der Homepage von Günter Rexrodt ist der Wahlkampf
schlichtweg kein Thema.
Frischer Wind bei den Grünen
Um
einen Vergleich unter den Kandidaten zu ziehen, ist also noch Geduld angesagt.
Derweil schweift der Blick wieder auf die Parteiseiten zurück, und erfreut nimmt
der Wahl-Surfer eine Neugestaltung der Grünen-Seiten
zur Kenntnis. Sehr viel übersichtlicher und interaktiver präsentiert sich die
Umweltpartei der Hauptstadt jetzt.
Die Berlin-Wahl nimmt als eigenes Thema die oberste Stelle auf der Navigationsleiste
ein. In diesem Komplex steht unter anderem das ausführliche, 25-seitige Wahlprogramm
als PDF-Datei zum Download bereit. Wer sich aktiv am Wahlkampf oder anderen
Kampagnen beteiligen möchte, kann gleich das entsprechende Formular ausfüllen.
Die Spitzenkandidatin steht für ein virtuelles Interview bereit. Spendenwillige
haben darüber hinaus die Möglichkeit, ihr Geld gleich online zu den Grünen umzuschichten,
und auch die Mitgliedschaft kann man online beantragen. Insgesamt hinterlässt
der Neuauftritt der Berliner Grünen einen sehr guten Eindruck, und wer sich
zum Wahlkampf informieren möchte, kommt hier durchaus auf seine Kosten.
Langsame Veränderungen bei den anderen Parteien
Nach dem Relaunch bei den Grünen ist die Neugier geweckt, und so führt der
Weg weiter zu den anderen Parteien, die in Berlin um Plätze im Abgeordnetenhaus
werben. Das Design der SPD-Seiten
hat sich nicht geändert, aber die Sozialdemokraten haben ihre Ankündigung wahrgemacht,
Berlin als ersten Landesverband an das SPD-Migliedernetz anzuschließen. Über
dieses Intranet können die Miglieder nicht nur alle relevanten Informationen
abrufen, sondern auch schnell mobilisiert werden. Darüber hinaus hat sich jedoch
in Bezug auf den Wahlkampf bis auf einige aktuelle Meldungen wenig geändert.
Mit Spannung ist also die persönliche Seite von Klaus Wowereit zu erwarten.
Auch
die Seiten der Berliner CDU
weisen wenige Veränderungen auf. Empfangen wird man nun vom Spree-Kennedy samt
First Lady auf der Vespa. Einen eigenen Verweis auf den Wahlkampf mit den zugehörigen
Dokumenten gibt es hier nicht, so dass man etwas suchen muss, um die relevanten
Informationen zu finden. Ein Link zur Rede von Frank Steffel auf dem Landesparteitag
wird direkt von der Startseite aus angeboten, wer aber das Wahlprogramm abrufen
möchte, muss erst tiefer in die Seiten eintauchen.
Unter „Politik aktuell“ sind die „100 Punkte für das Neue Berlin“ offensichtlich
so überarbeitet worden, dass sie nicht mehr auf Diepgen und die große Koalition
zurückverweisen. Auch unter „Themen/Programm“ tut sich etwas, wenn auch nicht
viel: Auf der Navigationsleiste wird man zu einer Erklärung verlinkt, die die
Erarbeitung des Wahlprogramms ankündigt. Der altbekannte gleichnamige Link im
Text führt nun zu drei Bildern, die leider nicht geladen werden und damit Rätsel
aufgeben. Hoffentlich liefert die Frank Steffel Homepage nach ihrer Fertigstellung
umfassendere Auskünfte zur Wahl.
Der PDS-Landesverband hat
einen größeren Schritt vorwärts getan. Er bildet auf seinen Internet-Seiten
groß den Wahlkampfauftakt ab und leitet damit auch gleich zum Thema „Wahlkampf
2001“ weiter. Diese Seite war beim letzten Besuch noch in Arbeit, und die vormals
toten Buttons sind nun mit Inhalten gefüllt. Kandidaten, Programm, Termine und
weiterführende Links geben potenziellen Wählern Stoff zum Nachdenken. Wem das
noch nicht reicht, kann Gregor Gysi per Link auch noch auf seiner Homepage besuchen.
Das sollte den PDS-Interessenten fürs Erste reichen.
Bleibt noch das Trauerspiel mit der FDP.
Wahlkampf ist bei den Berliner Liberalen kein eigenes Thema im Netz, aber immerhin
liefern sie jetzt ein 18(!)-Punkte-Programm für die Hauptstadt. Das muss offensichtlich
als PR-Maßnahme reichen, denn weder Kandidaten noch Aktionen werden vorgestellt.
Auch ein Link zur FDP Charlottenburg-Wilmersdorf,
bei der zumindest in Grundzügen der Wahlkampf Einzug ins Internet gehalten hat,
ist nicht vorhanden.
Kein völliger Stillstand im Netz also, aber nicht die Geschwindigkeit, auf
die Surfer eigtentlich pochen dürfen. In den knapp 12 Wochen bis zur Wahl kann
sich noch einiges tun.