Shawn Fanning, Kopf hinter der Musiktauschbörse Napster und Kurzfrist-Erzfeind der Musikindustrie arbeitet für und nicht mehr gegen die Branche. Seine neue Firma hat sich auf das Blockieren von illegalen Musikdateien und Verkaufen von MP3s spezialisiert.

 

Shawn Fanning hat die Seiten gewechselt. Der inzwischen
26-Jährige und Ex-Titelblattheld des Magazins Time
arbeitet heute für und nicht mehr gegen die Musikindustrie. Seine
neue Firma Snocap hat sich auf das Blockieren von illegalen Musikdateien
und den Vertrieb von Musik im Mitmach-Internet Web 2.0 spezialisiert.

Absprung von Napster

Nach eigenen Angaben verdient Fanning damit zwischen
118.000 und 196.000 Dollar im Jahr. Die Tauschbörse Napster, die
das kostenlose Herunterladen von Dateien von heimischen Festplatten
organisierte (peer-to-peer-Verfahren) und kurzfristig angeblich
über 60 Millionen Nutzer hatte, war dem Medienkonzern Bertelsmann
Anfang des Jahrtausends Kredite in Höhe von 80 Millionen Dollar
wert. Inzwischen existiert Napster nur noch als Marke für einen
kommerziellen Downloaddienst.

Während die Internettauschbörse Napster von der
Musikindustrie mit Milliardenklagen wegen Urheberrechtsverletzungen
zur Aufgabe gezwungen wurde und Fanning mit Anfang 20 den Absprung
schaffte, gründete er im Jahr 2002 mit Geld von Risikokapitalunternehmen
die Firma Snocap.

Das Start-Up-Unternehmen aus San Francisco nimmt
Audio-Fingerabdrücke von Musikstücken und kann diese so auch auf
den illegalen Tauschbörsen im Netz wiederfinden und blockieren.
Kerngeschäft ist aber der Musikverkauf.

Fanning arbeitet weiter mit Netzwerken

Dazu klebt im Snocap im Prinzip Preisschilder an
MP3-Musikdateien. Die Methode funktioniert so: Die Rechteinhaber
registrieren ihre Musik in der Snocap-Datenbank und entscheiden,
wie teuer sie ihre Stücke verkaufen wollen und was der Käufer damit
anstellen darf. Dafür erhalten sie ein Stück HTML-Code, dass sich
auf fast allen Internetseiten einbauen lässt – auch in Blogs, MySpace-Profilen
usw. Damit wird die Verbreitung von MP3s unabhängig von Zwischenhändlern
und zentralen Downloadplattformen wie iTunes von Apple. Auch Fans
können den Code auf ihren Seiten einbauen. Seit September arbeitet
das Unternehmen beim MP3-Vertrieb mit der populären Netzwerkseite
MySpace aus dem Konzern von Rupert Murdoch zusammen.

Fanning nutzt also weiter das Netzwerkprinzip, das
bereits hinter Napster steckte. Das anarchistisch-illegale Flair
von Napster, fehlt bei Snocap allerdings völlig. Die Frage, warum
User ihren Freunden auf ihrem Blog die heruntergeladenen Songs verkaufen
sollen und ihnen nicht einfach die MP3-Datei per E-Mail schicken,
kann Snocap aber auch nicht beantworten.

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