Berliner Studierende veranstalten den Kongress „Politik als Marke – Politik zwischen Kommunikation und Inszenierung“ am 26. April 2004. Teilnehmen werden u.a. Sandra Maischberger, Matthias Machnig und Michael Spreng.
Berliner Studierende veranstalten den Kongress „Politik als Marke – Politik zwischen Kommunikation und Inszenierung“ am 26. April 2004. Teilnehmen werden u.a. Sandra Maischberger, Matthias Machnig und Michael Spreng.
Die Trias von Politik, Medien und Gesellschaft ist in Bewegung: sozialer und gesellschaftlicher Wandel, der Wandel der Beziehungen von Wählern zu Politik und Parteien und der Wandel der Medienlandschaft bedingen sich gegenseitig.
In Zeiten einer immer stärker medienvermittelten politischen Kommunikation gilt es, auf wachsende Herausforderungen zu reagieren: Die Bedeutung des Leitmediums Fernsehen und die Entwicklung neuer Medien stellen die Politikvermittlung vor neue Aufgaben. Immer komplexere Inhalte werden als immer einfachere Botschaften kommuniziert. Die mitgeteilte Information bezieht sich nicht mehr auf den Gebrauchswert des Produkts Politik, sondern zumeist auf das Image einer Marke. Jede politische Entscheidung ist zugleich vermittelte Politik. Sie entfaltet oder verfehlt kommunikative Wirkungen.
Zeitgemäße Werbestrategien setzen auf die Entwicklung von Markenbewusstsein. Sie kommunizieren statt eines konkreten politischen Produkts eine Marke und damit eine ganze Produktwelt, die mit dem sorgsam entworfenen Image übereinstimmt. Hierdurch ergibt sich ein verändertes Bild von Politik in der Gesellschaft – im Schatten der Diskussionen um Personalisierung, Mediatisierung, Visualisierung und Infotainment fürchten Kritiker einen Substanzverlust. Sie sehen die Glaubwürdigkeit von Politik auf dem Spiel. Ist Politik nur noch Kommunikation?
Diese Entwicklungen waren für Berliner Studierende der Politikwissenschaft Anlass, den ersten studentisch organisierten Kongress zur politischen Kommunikation in Berlin zu veranstalten. Die Organisatoren, allesamt Mitglieder der studentischen Agentur „Politikfabrik“, möchten mit
„Politik als Marke“ eine Plattform für inhaltliche Diskussionen und zum Austausch zwischen Politik, Medien und Wirtschaft untereinander sowie mit dem akademischen Nachwuchs bieten.
Im Rahmen des Kongresses werden die Themen „politische Kommunikation“ und „Glaubwürdigkeit in der Politik“ aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Mit welchem Selbstverständnis kann sich ein Journalist der auf Agenda-Setting angelegten Medienarbeit politischer Parteien entziehen und investigativen Journalismus betreiben? Welchen Beitrag können politische Werbung und politische PR leisten, um der wachsenden Politikverdrossenheit entgegenzuwirken – oder sind sie gar mitverantwortlich für dieses Phänomen? Politik zwischen Kommunikation oder Inszenierung – die Vermittlung von politischen Inhalten oder das Verkaufen von Illusionen – wohin bewegt sich die politische Kommunikation?
Die politischen Akteure jagen immer mehr der tagespolitischen Aktualität hinterher und versuchen sich selbst zu vermarkten. Oder werden Sie dazu getrieben? Wer also ist Jäger und wer Gejagter in diesem Spiel? Bleibt vor lauter Vermarktung genügend Kraft für die Gestaltung politischer Inhalte? Und wo bleibt da die persönliche Authentizität?
Unter der Schirmherrschaft der TV-Journalistin Sandra Maischberger werden zahlreiche Experten aus Politik, Journalismus, politischer Werbung und politischer PR diskutieren.
Hauptvorträge haben u. a. Rupert Ahrens (Geschäftsführer Ahrens&Bimboese), Prof. Dr. Günter Bentele (Universität Leipzig) und Wolfram Weimer (Chefredakteur von „Cicero“) zugesagt.
Auf dem Nachmittags-Podium „Politik als Marke“ werden vier „Wahlkampf-Macher“ aus dem Bundestagswahlkampf 2002 diskutieren: Dr. Fritz Goergen, der Erfinder des „Projekt 18“ der FDP, Bernd Heusinger, Geschäftsführer der Agentur Zum goldenen Hirschen, die für den Grünen-Wahlkampf verantwortlich zeichnete, Matthias Machnig, KAMPA-Chef in den Jahren 1998 und 2002 sowie Michael Spreng, Leiter des Stoiber-Teams 2002.
Am Abend wird es persönlich: im Rahmen der Podiumsdiskussion zum Thema „Mensch als Marke“ erwarten die Organisatoren die Berliner Marke Eberhard Diepgen, die alternative Marke Hans-Christian Ströbele und Silvana Koch-Mehrin, eine Marke im Aufbau. Ergänzt wird die Runde durch Axel Wallrabenstein, also die Sicht eines „Markenmachers“ sowie Giovanni di Lorenzo und Claus Strunz, die aus Sicht der Medien argumentieren werden.
Der Kongress findet am 26. April 2004 im dbb forum berlin statt. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung unter
www.politik-als-marke.de – Teilnahmebeitrag 30.- Euro (Studierende ermäßigt 15.- Euro). politik-digital.de ist Medienpartner des Kongresses.
Der Autor Marvin Geilich ist Kongressleiter von politik-als-marke.