forsa will Vorteile von Online mit Qualitätstandards von Offline verbinden
Seit der Entdeckung des Internets für die Markt- und Meinungsforschung arbeiten die namhaften Institute und Wissenschaftler an der Lösung des Problems der Repräsentativität von Onlineumfragen. Neben verschiedenen sozialwissenschaftlichen Methoden hat das Berliner Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa Ende letzten Jahres eine neue technische Lösung vorgestellt: Das forsa OmniNet. Das OmniNet arbeitet auf Basis des Datentransferprotokolls http, ist aber eine vom normalen Internet abgekoppelte Lösung. Die Probanden von forsa bekommen eine sogenannte Set-Top-Box von forsa zur Verfügung gestellt, die an den Fernseher und an das Telefon angeschlossen, Online-Meinungsumfragen möglich macht.
“Es gab vor zwei bis drei Jahren ja einen regelrechten Online-Boom und jeder musste zeigen was er kann. Allerdings waren da auch einige unseriöse Unternehmen dabei, die noch nicht einmal die Repräsentativität der an sich nicht repräsentativen Onlinenutzerngruppe nachweisen konnten”, erklärt Thorsten Thierhoff, IT-Leiter bei forsa. Bei forsa sei man sich stets im Klaren über die Vorteile und Nachteile des Netzes gewesen. Und vor allem das Problem der Repräsentativität habe man mit herkömmlichen Lösungen im Netz nicht umgehen können. “Beim OmniNet können wir aber nun die Vorteile von online, wie zum Beispiel die Visualisierung von Fragebögen, mit den Stärken und der Zuverlässigkeit von Telefonumfragen kombinieren”, so Thierhoff. Die Stärken des OmniNets sind die Rekrutierung auf Basis echter Zufallsstichproben, Einsatz von Skalen, Bildern und Animationen im Fragebogen, Befragung in vertrauter Umgebung und zu Zeiten, die den Befragten passen, für die Teilnahme sind keine technischen Voraussetzungen (einzige Bedingung: Fernseher und Telefon) und keine technischen Kenntnisse erforderlich.
Die Set-Top-Box des forsa OmniNet ist ein schwarzer Kasten, einem Videorekorder ähnlich, der sich via Telefon selbständig ins Internet einwählt und sich dann mit dem forsa-Server verbindet. Über eine kostenlose Einwahlnummer wird sicher gestellt, dass den Befragten dabei keine Einwahlkosten entstehen, gleichzeitig kann so auch mit Sicherheit festgesetllt werden, welche Person sich gerade mit dem Online überspielten Fragebogen beschäftigt. Dabei kann forsa die Repräsentativität für die Gruppe der 14 bis 69jährigen garantieren. Besonders im Bereich visueller Kommunikation könnte das OmniNet schon in naher Zukunft für den Kampagnen-, Trailer- oder Produktcheck zum Standardtool werden. So ist seit Anfang des Jahres ein Panel von knapp 2000 Personen Online, der Ausbau auf bis zu 30.000 Personen ist geplant. Des weiteren soll es in Zukunft via Satellitentechnologie auch möglich sein, längere Clips und sogar Filme zum Testkunden zu senden. Auch an einen Einsatz in der Meinungsforschung und bei politischen Meinungsumfragen ist gedacht. So könnten zum Beispiel online die Situation in der Wahlkabine und vor dem Stimmzettel simuliert werden.
Gegen diese Vorteile stehen allerdings relativ hohe Investitionskosten. Pro Stichprobenteilnehmer werden etwa 500 Euro Investitionskosten fällig. Für Thorsten Thierhoff ist das aber nicht der Knackpunkt: “Online-Meinungsforschung ist einfach nicht das, für was sie ursprünglich gehalten wurde. Qualitativ gute Umfragen haben einfach ihren Preis.”
Erschienen am 02.05.2002
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