Wie die CSU ihren Web-Auftritt auffrischen will
Von der ”
bajuwarischen Gemütlichkeit” zum Fast Response – die
CSU bereitet sich auf einen Sprint im Wahlkampf vor. Was vormals auf Übersichtlichkeit und thematische Klarheit ausgerichtet war, soll jetzt um interaktive Elemente und multimediale Instrumente erweitert werden. Alexander von Schmettow, Online-Redakteur der CSU, stand uns dazu Rede und Antwort.
Die CSU hat sich die Kritik an ihrem Internetauftritt zu Herzen genommen. Mit einem technischen und inhaltlichen Relaunch im Frühjahr 2002 wird sie in den virtuellen Wahlkampf einsteigen und hofft, sich damit stärker der durchschnittlichen Internet-Usergruppe anzunähern. Zu wenig Frauen und einen zu hohen Altersdurchschnitt gebe es in der derzeitigen Nutzerstruktur, so von Schmettow. Grundsätzlich wolle man aber über das Internet ein breites Spektrum von Menschen ansprechen: Neben den eigenen
Mitgliedern über den geschlossenen Bereich wende man sich vor allem an unentschlossene Wähler, politische Interessierte und Journalisten. Der Fokus liege auf einer quantitativen Verbesserung, denn “eine hohe Qualität haben wir jetzt schon, wie man an der Soziodemographie unserer Nutzergruppe erkennt.”
Ändern soll sich einiges – die trockenen Fakten sollen durch Flash-Animationen und andere multimediale Instrumente besser visualisiert werden, und auch die Interaktivität, die im letzten Wahlkampf noch nicht Teil des CSU-Auftritts war, wird stärker ins Zentrum gerückt. “Dieses Mal soll es ein rundes Paket mit e-Mail-Campaigning, tagesaktueller Berichterstattung und redaktioneller Begleitung werden. Die Wahlkampftour der Spitzenkandidatin oder des Spitzenkandidaten der Union sollte natürlich nur unter lückenloser Erfassung von Laptop und Digitalkamera stattfinden.”
Inspiriert seien die neuen Elemente sehr stark durch die Wahlkampfseiten der
Labour Party. “Ein Rechner, wie etwa der
Mortgage Calculator, den die Labour Party auf ihrer Website eingesetzt hat, könnte bei der Visualisierung der Zahlen zu Arbeitslosigkeit, Zuwanderung oder der zusätzlichen finanziellen Belastung durch die Ökosteuer helfen.” Man orientiere sich aber auch an den Amerikanern, bei denen Features wie Fast Response und e-Mail-Alerts besonders interessant seien.
Natürlich solle es auch weiterhin einen Newsflash geben, und interaktive Gewinnspiele sollen zum erneuten Besuch der Seite motivieren. Von einem SMS-Service sehe man aber ab. Nach Ansicht von Schmettows befindet sich dieses Feature bereits wieder auf dem Rückzug, zumal eine Verteuerung von SMS geplant sei.
Besonders intensiv will sich die CSU um ihre Mitglieder und Verbände kümmern. Bereits jetzt gibt es zwei e-Mail-Verteiler, einen für die Orts- und einen für die Kreisverbände, die schon von 50 % der etwa 3.000 Kreisverbände genutzt werden. Außerdem haben die Verbände die Möglichkeit, ihre e-Mail-Adresse (ortsverbandxy@csu.de) über den zentralen Server laufen zu lassen. Parallel zum Internetauftritt wird auch das
Mitgliedernetz neu gestaltet, wobei ein Schwerpunkt auf dem Ausbau des Kandidatenservices liegt. Erste Erfahrungen habe er dabei bereits mit den Vorbereitungen zur Kommunalwahl in Bayern am 3. März 2002 gesammelt, so von Schmettow.
Der enge Bezug zu den Mitgliedern, die man dauerhaft einbinden will, wird wohl auch eine Kampagnen-Mitgliedschaft bei der CSU verhindern. “Das steht zwar auf unserer Add-on-Liste und wird diskutiert, ist aber eher eine politische Entscheidung, die von der Parteiführung getroffen werden muss. Ein wenig ist dieser Gedanke konträr zum Selbstverständnis der CSU; wir haben ein breites Spektrum der bayerischen Bevölkerung unter unseren Mitgliedern. Diese wollen wir das ganze Jahr über, auch außerhalb des Wahlkampfs, in die Partei- und Gremienarbeit einbinden”.
Sei es beim Mitgliedernetz oder dem Internetauftritt – mit einer Anlehnung an den britischen und amerikanischen Internetwahlkampf sind die Ziele der CSU hoch gesteckt. Das Konzept erscheint jedoch durchdacht. Auch wenn nur ein kleiner Teil des Budgets auf den Internetwahlkampf verwendet wird – 1/13 des SPD-Budgets stand der CSU zum letzten Bundestagswahlkampf für den Webauftritt zur Verfügung – ist die personelle Ausstattung verhältnismäßig gut. Neben der festen Stelle des Online-Redakteurs gibt es mit Referenten, IT und Öffentlichkeitsarbeit etwa 15 Personen, die den Relaunch und Wahlkampfauftritt unterstützend begleiten. Darüber hinaus wird sich eine Agentur mit dem optischen Erscheinungsbild befassen. Man kann also auf den Relaunch der CSU-Seiten im April/Mai 2002 gespannt sein.
Erschienen am 06.12.2001
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