1. Ihr eigenes Anliegen
Bevor Sie einladen und organisieren, überlegen Sie sich, was Sie als Veranstalter genau erreichen wollen: Wollen Sie bestimmte Themen, die Ihrer Vereinigung wichtig sind, in den Wahlkampf einbringen? Wollen Sie bestimmte Zielgruppen (z.B. Jugendliche) für die Wahl interessieren? Wollen Sie einfach die Kandidaten bekannt machen? Wollen Sie Maßstäbe für eine zivile Debattenkultur in der örtlichen Politik setzen? Oder geht es Ihnen mehr um das Ereignis, mit dem Sie sich auch selbst in Szene setzen wollen? Von diesen Überlegungen hängt ab, welche Spielregeln Sie aufstellen und wie Sie die Debatte in den Medien präsentieren. Und wie Sie sich inhaltlich vorbereiten müssen.
2. Ihre Gäste
Kurz vor einer Wahl drängen sich die Termine der Kandidaten. Je früher und verbindlicher Sie anfragen, desto besser. Lassen Sie sich einen Ansprechpartner nennen, mit dem Sie verbindlich über die Details verhandeln können. Überlegen Sie, ob Sie nur die chancenreichen Wahlkreiskandidaten (für die Erststimme bzw. Direktwahl) einladen wollen oder Vertreter aller größeren Parteien. Das Zweier-Duell ist das attraktivste Format, der Dreier ist schwieriger zu managen, aber auch reizvoll. Eine Vierer- oder Fünfer-Kombination wird die Redezeit der Teilnehmer extrem einschränken, ein lebendiger Dialog ist herzustellen, und das Publikum wird sich bei einer Abfolge von Einzelstatements auch nicht recht ein Bild der einzelnen Kandidaten machen können. Fragen aus dem Publikum werden ohnehin erschwert. Es gibt gute Gründe für große und für kleine Runden. Wenn Sie Parteivertreter ausschließen, müssen Sie aber auch öffentlich erklären können, warum Sie das tun.
3. Das Format
Zunächst einmal: Wer soll die Fragen stellen – ein Solo-Moderator, ein Moderatorenteam, ein Dreierkomitee (z.B. aus Journalisten, Professoren oder dem Veranstalter), oder das Publikum? Stellen Sie sicher, dass Ihr Moderator oder Ihre Fragesteller fair, professionell, in der Sache hart, aber im Ton höflich bleiben. Wenn das Publikum Fragen stellen soll, dann sollten Sie nicht darauf vertrauen, dass sich schon spontan zahlreiche und gleichzeitig vernünftige Fragen ergeben. Wenn Sie Gruppen einladen, sollten diese sich auf Fragen vorbereiten. Stellen Sie klare Spielregeln für die Fragen auf (keine Monologe, nur eine Frage zu einem Thema, nicht länger als 20-30 Sekunden).
Sie müssen entscheiden: Wie lang soll die Veranstaltung dauern? Wollen Sie die Debatte auf bestimmte Themen begrenzen? Wer spricht zuerst, wer fragt zuerst? Sollen Ihre Gäste Gelegenheit zu einem Eröffnungs- und Schlussstatement haben? Setzen Sie ein Zeitlimit für die Antworten und für Nachfragen oder Gegenrede? Wenn ja, muss der Moderator auf die Zeit achten oder übertragen Sie diese Aufgabe einem anderen?
Alle Formatfragen sollten im Detail mit Ihren Gästen abgestimmt sein und ihnen auch schriftlich vorliegen.
4. An der Logistik hängt der Erfolg
Für eine Debatte braucht man wie für jede Veranstaltung Helfer, Ausstattung und Geld. Sie benötigen nicht nur einen Raum, sondern vielleicht auch eine besondere Bühne mit Rednerpulten, speziellen Hockern oder Sesseln, eine Licht- und Soundanlage. Wenn das Publikum die Möglichkeit zu Fragen haben soll, benötigen Sie Saalmikrofone. Wie groß soll das Publikum überhaupt sein? Überlegen Sie auch, ob das Publikum frontal den Kandidaten zuhören soll oder im Halbkreis drumherum. Wenn Sie selbst die Debatte mitschneiden wollen, sollten Sie dafür nicht Sohnemanns Kassettenrekorder oder Schwager Manfreds Handycam aufbauen. Sprechen Sie mit Fachleuten über die notwendige Ausstattung. Vielleicht sponsert der örtliche Unterhaltungselektronikhändler oder eine Event-Agentur die Veranstaltung durch Fach-Know-how. Wenn Sie nicht nur eine (medienöffentliche) Veranstaltung nur für Ihre Mitglieder aufbauen, sondern öffentlich einladen, denken Sie auch über die Ausgabe von Einlasskarten nach, teilen Sie Ordner ein und sprechen Sie mit Feuerwehr und Polizei. Überlegen Sie, ob Sie bestimmte Gruppen einladen und dafür Sitzplatzkontingente reservieren wollen (z.B. ein Politikstudentenseminar von der Uni oder das Jugendparlament Ihrer Gemeinde).
5. Öffentlichkeitsarbeit für Ihre Debatte
Wenn Sie für eine lokale Debatte einen Medienpartner suchen, bietet sich die örtliche Tageszeitung oder ein Radiosender an. Sie werden vorher ordentlich für die Veranstaltung trommeln, aber Ihnen unter Umständen die Regie stehlen. Ob mit oder ohne Partnervertrag: Sie müssen frühzeitig die Öffentlichkeitsarbeit mitplanen. Eine Pressemitteilung oder Pressekonferenz sollte die Spielregeln und die logistischen Details beschreiben – aber erst, nachdem Sie sie mit Ihren Gästen ausverhandelt haben! Sprechen Sie mit den Redaktionen, wie sie berichten wollen und welche technischen Wünsche sie haben (Tische und Steckdosen für Laptops, für Radioreporter evtl. Anschluss an die Soundanlage zum „Abgreifen“ des Tons, für TV-Teams Kamerapodest). Stellen Sie Spielregeln für Fotografen auf (Blitzlichter, Plätze). Reservieren Sie Presseplätze. Reservieren Sie für Gespräche zwischen den Politikern und den Journalisten nach der Debatte eine separate Ecke.
Schließlich müssen Sie überlegen, ob Sie mit Plakaten, Flugblättern, Zeitungsanzeigen, Straßenaktionen und im Internet zur Debatte einladen wollen (wenn sie für Jedermann zugänglich ist). Wenn Sie eine Website zur Verfügung haben, können Sie dort vorher Email-Bestellungen für Einlasskarten aufnehmen oder hinterher auch ein Wortprotokoll veröffentlichen.
Dr. disc. pol. Marco Althaus, M.A. (USA), Diplom-Politologe, ist Leiter der Pressestelle des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr.
Erschienen am 22.08.2002
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