Die WAHL GANG – Pilotprojekt und Kampagne zur Motivation von Erstwählern in Berlin vorgestellt
Unter dem Motto “Wählen statt warten”!” ist seit dem 5. Juli 2002 eine gemeinsame Pilot-Kampagne des studentischen Projektes
Politikfabrik der Freien Universität Berlin und der
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) am Start. Die Kooperationspartner wollen Berliner Erstwähler im Alter zwischen 18 und 21 Jahren für die Teilnahme an der Bundestagswahl am 22. September interessieren und zum Urnengang motivieren. Mit einer spaßorientierten Kommunikationskampagne sowie mit Workshops, Info-Paketen, der eigens für die
WAHL GANG gelaunchten Internetseite und anderen Aktionen rund ums Wählen, soll das Image von Politik und Wahlgang entstaubt und die Politik in den Lifestyle der Erstwähler integriert werden.
Die Politikfabrik ist aus dem Projektkurs “Werbung und Politik” am
Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Universität Berlin hervorgegangen. Seit März diesen Jahres planen rund 80 Studenten in den Räumen der Politikfabrik in Berlin-Mitte eine Kampagne, die nicht mit dem “erhobenen Zeigefinger” arbeitet, sondern mit zielgruppengerechten Aktionen Lust auf Politik machen will. Sie werden dabei vom langjährigen Bundestagsabgeordneten Prof. Nils Diederich sowie den beiden Diplom-Politologen Rudolf Hetzel, Geschäftsführer der Politikagentur GmbH, und Christoph Kamps, Consultant bei der PR-Agentur Haeberlein & Mauerer AG, unterstützt und bei der praktischen Umsetzung des Gelernten beraten.
3-Säulen Strategie
“Wissen allein ist nichts wert. Wissen und Können müssen mit der Praxis verbunden sein”, erklärt Professor Diederich, der den zweisemestrigen Projektkurs “Politische Werbung – Wahlkämpfe in Theorie und Praxis” leitet und sehr stolz auf das hohe Arbeitspotenzial “seiner” Studenten verweist. “Wir Dozenten verstehen uns nur als Moderatoren und Unterstützer, die Ideen kommen von den engagierten Studenten selbst”, so Diederich weiter. Die Politikfabrik arbeite wie ein eigenes Unternehmen und sei deshalb auch aus der Universität ausgegliedert. Was verbirgt sich hinter der Kampagne? Diederich erläutert die 3-Säulen-Strategie: “Unser Konzept sieht vor, verschiedene Gruppen unter dem Dach der WAHL GANG zusammenzuführen und zu vernetzen. Drei Gruppen bilden dabei den Kern. Die Politikfabrik erzeugt mit einer spaßorientierten Kommunikationskampagne Aufmerksamkeit in der Zielgruppe. Die Bundeszentrale für politische Bildung steuert Inhalte und Informationen bei und koordiniert die sogenannte Aktionsgruppe. Diese soll sich aus interessierten Erstwählern aus dem Wahlkreis 84 zusammensetzen und eigene Aktionen und Projekte für den Bezirk entwickeln.” Der genannte Wahlkreis, der die Berliner Bezirke Friedrichshain – Kreuzberg und Prenzlauer Berg Ost einschließt, sei ausgewählt worden, weil er bei der Bundestagswahl 1998 nach Angaben des statistischen Bundesamtes eine der niedrigsten Wahlbeteiligungen von Erstwählern in ganz Deutschland aufzuweisen hatte und besonders viele junge Menschen in diesen Teilen Berlins wohnen.
15000 Erstwähler und Sandra Maischberger
Die Wahlbeteiligung 2002 um fünf Prozent zu steigern, ist für das studentische Team sowohl Anreiz als auch Herausforderung. “Politik ist nicht mein Stil! Wahlen interessieren mich nicht!”, diese Meinung vieler Erstwähler wollen die Politikfabrik und die Bundeszentrale für politische Bildung revidieren. Im Zentrum stehen 15.000 junge Leute, die in diesem Jahr zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl wahlberechtigt sind.
Sandra Maischberger wurde als Schirmherrin der WAHL GANG gewonnen und begründet ihr Engagement für das Projekt: “Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich die Schirmherrschaft, meine erste überhaupt, übernehmen darf. Gerne möchte ich die Begeisterung, die ich im politischen Feld täglich erfahre, an Jugendliche weitergeben. Ich finde es wichtig mitzubestimmen und wollte immer, dass sich die durchsetzen, die auf meiner Seite sind.” “Eine bessere Zusage hätten wir nicht kriegen können. Wir sind absolut baff”, sagt Niklas Proksch vom Presse-Team der WAHL GANG und spricht nicht nur für die Herren unter den Studenten, sondern für alle, die bei der Pressekonferenz die elegante Fernsehmoderatorin erleben durften.
Demokratie macht Spaß
Thomas Krüger, Präsident der bpb erklärt: “In Zeiten von Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit ist es ein besonderes Anliegen der Bundeszentrale für politische Bildung, Jugendliche zur Mitbestimmung zu motivieren. Mit der WAHL GANG unterstützen wir die Erstwähler direkt vor Ort und zeigen ihnen, dass Demokratie spannend ist und Spaß machen kann. Deshalb unterstützt die bpb auch finanziell. “Das Projekt ist richtig toll und passt genau in unser Gesamtkonzept”, so Krüger weiter. Workshops vor Ort, Info-Pakete rund ums Wählen, Zugang zu Analysen und Daten, Gestaltung einer eigenen Wahlzeitung und Erstellung von Wahlprognosen mit “GrafStat” sind nur einige Angebote, die sich in den kommenden Wochen bis zur Bundestagwahl an die Zielgruppe wenden.
In Mitte ist vor der Politikfabrik das erste Kampagnenplakat “Du bestimmst, wer reinkommt in den mächtigsten Club Berlins!” (gemeint ist der Bundestag) schon zu sehen (Abb. 2).
Mit dem Startschuss der Kampagne hat nun die “heiße Phase” im Wahlkampf 2002 begonnen: “Jetzt geht es erst richtig los. Ich erwarte große mediale Aufmerksamkeit und bin mir sicher, dass die Euphorie, die sich bei der Arbeit in unseren Teams entwickelt hat, auch auf die Erfolgschancen des Projektes überträgt”, so der Geschäftsführer der Politikfabrik Daniel Holefleisch. Folgende Events und Aktivitäten mit Spaß-Faktor seien geplant: SMS-Aktionen am Wahltag: Erstwähler werden per SMS an die Öffnungszeiten der Wahllokale erinnert, Touren mit dem “Wähl-Bar”-Info- und Partybus: Der Bus wird ab Anfang September zwei Wochen lang Schulen und Freizeitstätten im Bezirk anfahren. Bei kühlen Getränken und DJ – Musik kann die Zielgruppe mit Politikern und den WAHL GANG Mitgliedern ins Gespräch kommen, Gewinnspiel: Der Hauptgewinn – eine Fahrt zum Wahllokal am 22. September 2002 in einer Limousine mit Prominentenbegleitung und Beachparty im Bezirk 84 sowie Abschlussparty am Vorabend der Wahl. “Schirmherrin” Sandra Maischberger hofft, dass die WAHL GANG erfolgreich wird und will das Projekt, gerade weil es so realistisch sei, voll unterstützen. “Denn, wer nicht wählt, der lebt verkehrt”, meint die Moderatorin des Nachrichtensenders n-tv.
Erschienen am 11.07.2002
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