Die Sozialen Netzwerke aus Holtzbrincks VZ-Gruppe (studiVZ, meinVZ und schülerVZ) wollen ihre 13,5 Millionen registrierten Nutzer für das Superwahljahr aktivieren. Zugeschnitten ist die Kampagne auf die Bundestagsparteien. Die recyceln jetzt ihre Webwahlkampftools in einem weiteren Sendekanal. Guido Westerwelle freut sich aber schon "aufs Gruscheln".

Besonders stolz ist man bei der studiVZ ltd. auf eine Videobotschaft von Guido Westerwelle und führt sie den anwesenden Journalisten bei der Pressekonferenz auch gleich vor. Der FDP-Chef heißt die Nutzer auf seinem Profil willkommen, lädt zum Mitmachen ein und freut sich schon "auf das Gruscheln" (eine Art digitaler persönlicher Gruß).

Die gleiche Botschaft gibt es von Westerwelle aber fast wortgleich für sein Profil beim Konkurrenten Facebook. Das zeigt auch das Problem: Die Parteien freuen sich, dass ihnen kostenlos und ohne Aufwand potenzielle Wähler zugeführt werden, fahren aber auch bei studiVZ und Co. ihr Webwahlkampf-Standardprogramm.


Nach eigenen Angaben vernetzt die VZ-Gruppe 70 Prozent aller Erst- und Jungwähler in der Bundesrepublik, 10,4 Millionen aller VZ-Nutzer dürfen wählen. Seit heute (27. April 2009) gibt es auf studiVZ und meinVZ kostenlose selbst gepflegte Edelprofile von CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen, FDP und der Linkspartei.

Weitere Parteien will die VZ-Gruppe nicht aufnehmen, wohl auch um die Extremisten fernzuhalten. Auch Kandidaten können persönliche Profile anlegen. Bei schülerVZ müssen Parteien und Kandidaten allerdings draußen bleiben. Die junge Zielgruppe (12 bis 20 Jahre) will man nicht mit ungefilterter Parteipropaganda behelligen.

Paradies für Parteien: Millionen Jung- und Erstwähler erreichen

Die VZ-Gruppe will jedenfalls in Sachen Verlinkung in die Vollen gehen: Die Wahlkampagne soll auf den Startseiten prominent erscheinen und es gibt einen Button für das eigene Profil. Kein Partei- oder Kandidatenprofil wird weiter als zwei Klicks entfernt sein. Eine zentrale Seite, die Wahlzentrale, soll ab Mitte Mai die gesamten Inhalte bündeln und aufbereiten.

In der heißen Wahlkampfphase sind eine wöchentliche Sonntagsfrage und ein Stimmungsbarometer zu politischen Themen geplant. Außerdem soll es eine Deutschlandkarte geben, in der man seine Direktkandidaten und deren Profile in dem Sozialen Netzwerk finden kann. Redaktionelle Informationen kommen von Partnern wie Spiegel Online, Zeit Online oder dem ZDF.

StudiVZ-CEO Markus Berger-de Léon ist überzeugt, "dass unsere Aktivitäten den Wahlkampf entscheidend prägen werden". Dennoch sieht sich die VZ-Gruppe eher als technischer Dienstleister für den Kontakt von Politiker zu Wähler. "Wir werden alle unsere Nutzer an das Thema heranführen. Jetzt müssen die Politiker sehen, was sie damit machen", so Berger-de Léon.

Parteien machen Standardprogramm

Aktuell binden die Parteien ihr Webwahlkampf-Standardprogramm ein: Youtube-Videos, Links zu Parteiseiten und den eigenen Social-Networks und Aktionen etc. Ob und wie sich die Parteien oder Politiker also auf politische Diskussionen einlassen, steht in den Sternen. Die Werkzeuge aus dem VZ-Baukasten dafür sind jedenfalls begrenzt: Man kann Parteien und Kandidaten "gruscheln", zu seinen Freunden hinzufügen und anschreiben. Wer will kann die Parteiprofile Bekannten empfehlen.

Wer welche Partei mag, wird ebenfalls angezeigt. Außerdem kann man Diskussionsgruppen gründen und die Profile von Parteien oder Kandidaten kommentieren. Das sind im Prinzip die gleichen Möglichkeiten wie bei Facebook, wo die meisten Parteien und viele Kandidaten schon seit Monaten vertreten sind. Neu im studiVZ-Baukasten sind ein Microblogging-Tool und eine Newsletterfunktion, um Partei- Freunde zu erreichen.

Privacy Preference Center