Nun hat er es also geschafft. Nach Monaten des Wahlkampfs, zunächst in den Vorwahlen gegen seine parteiinternen Mitbewerber und anschließend gegen den Republikaner John McCain, ist Barack Obama zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt worden. Aus dem Internetwahlkämpfer muss jetzt der e-Präsident werden. Sonst enttäuscht er millionenfache Hoffnungen.
Die Wahl und der Marathon-Wahlkampf sind mehrfach als „historisch“ bezeichnet worden. Historisch nicht nur, weil mit Obama erstmals in der Geschichte der USA ein Farbiger ins oberste Staatsamt gewählt wurde, historisch auch, weil er über das Internet einen Wahlkampf geführt hat, wie es ihn bisher noch nicht gab.
Noch nie wurden über das Medium Internet so viele Kleinspenden von Menschen gesammelt, die bisher nicht für eine Partei gespendet haben. Noch nie hat ein Kandidat so viele Befürworter dank der Techniken des Web 2.0 um sich geschart. Facebook und Twitter, MySpace und YouTube – Millionen von Freunden, Followern und Zuschauer hat die Obama-Kampagne so gewinnen können. Und noch nie hat ein Kandidat mit den Werkzeugen des Web 2.0 so viele freiwillige Helfer organisiert und motiviert, die wiederum weitere Wähler mobilisiert haben. Das Ergebnis: Mehr als 66 Prozent der wahlberechtigten US-Amerikaner haben ihre Stimme abgegeben. Das sind so viele wie seit 100 Jahren nicht mehr. Und das ist auch die große Verantwortung, die der neue Präsident mit in sein Amt nehmen wird.
Obama als e-President?
Obama hat den Amerikanern eine starke, politische Stimme gegeben, die erhört wurde. Und diese Stimme wird nicht leiser werden, wenn er ins Weiße Haus eingezogen ist. Seine Wähler haben ihn dahin gebracht, wo er jetzt steht – und sie werden den Wunsch haben, weiterhin erhört zu werden. Aus dem e-Wahlkämpfer Obama muss nun der e-Präsident Obama werden. Seine Wähler glauben, und das zu Recht, dass der neue Präsident ihnen etwas zurück geben muss von dem, was sie ihm gegeben haben. „Ich werde nie vergessen, wem der Sieg wirklich gehört: Er gehört euch!“, sagte Obama in seiner ersten Rede nach der Wahl. Kurz danach schickte er eine SMS mit ähnlichen Worten um die Welt. Das, was klingt wie eine übliche Dankesformel, nährt die Hoffnungen der Millionen Amerikaner, die sich für ihn stark gemacht haben. Enttäuscht er diese Hoffnungen, wird die Unzufriedenheit bei seinen Wählern umso größer sein. Aber es ist auch eine große Chance für den neuen Präsidenten: Nutzt er die Bereitschaft seiner Anhänger mitzugestalten, aktiv zu werden, also Politik von unten zu machen, ist dies ein großer Gewinn für die Demokratie – und das nicht nur in den USA.
Wollen wir hoffen, dass Obama nicht den Weg vieler Wahlkämpfer geht und tatsächlich einen “Change” auch der politischen Komminuikation einleitet. Der Vertrauensverlsut wäre jedenfalls enorm, wenn er nicht täte.