Felix Tagebau 640x280 mittelDie Vereinten Nationen planen eine Online-Plattform für den Ausgleich von Kohlendioxid-Emissionen. Nach Angaben des WDR und der Süddeutschen Zeitung soll der „United Nations Climate Store“ diese Woche in New York vorgestellt werden. Kritiker befürchten jedoch, dass der Handel mit Emissionszertifikaten der Umwelt mehr schaden als nützen könnte.

Der Handel der UN-Klima-Kredit Plattform funktioniert so, dass Unternehmen Zertifikate beanspruchen können, wenn sie im Gegenzug besonders saubere Technologien verwenden. So kann ein Unternehmen beispielsweise die Nutzung von Solarenergie in Afrika fördern und hierfür Zertifikate erlangen. Diese können dann an Firmen oder Regierungen verkauft werden. Neu ist, dass es nun auch Privatpersonen möglich sein soll, diese Emissionszertifikate aus dem sogenannten „Clean Development Mechanism“ (CDM) zu kaufen, um so ihre Emissionen, wie beispielweise einen Flug, zu kompensieren. Im „Store“ man kann die Treibhausgas-Belastung berechnen lassen und anschließend die entsprechende Menge Zertifikate kaufen.

Umweltverschmutzung elegant neutralisieren

Ein Beispiel: Ein junges Pärchen bucht für einen Wochenend-Trip Flüge von München nach Mailand. Die CO2-Eimissionen dieses Kurzstreckenflugs sollen kompensiert werden. Hierfür kauft das Pärchen einem Unternehmen, das sich klimaeffizient engagiert, über den UN Credit Store Zertifikate ab, die anschließend gelöscht werden. Kompensationen dieser Art waren zuvor bereits über private Anbieter, wie „AtmosFair“ möglich, die beispielsweise das Pflanzen von Bäumen fördern. Nun kann zusätzlich der direkte Weg über die UN gewählt werden, die ein Mindestmaß an Kontrolle garantieren.

Der neue Online-Shop soll es Kunden künftig einfacher machen. Er wird sogar auf Smartphones verfügbar sein. Privatpersonen, kleine Firmen, große Firmen, Städte oder Regierungen können hier ihre ökologischen Fußabdrücke neutralisieren. Anhand von Beschreibungen jedes Projektes kann der Käufer entscheiden auf welche Art und Weise er das Klima schützen möchte. Per Kreditkarte oder über PayPal können die Ablassscheine dann gekauft werden. Der Preis wird von den Anbietern selbst festgelegt. Den Beleg über ihr bereinigtes Gewissen erhalten die Käufer innerhalb eines Tages.

Angebot größer als Nachfrage

Durch den „Mechanismus für saubere Entwicklung“, der Teil des Kyoto-Protokolls im Jahr 1997 war, haben sich in den letzten Jahren massive Überschüsse angehäuft. So viele Unternehmen konnten Zertifikate erlangen, sodass die Kundschaft am Ende nicht groß genug war. Zu wenige Staaten handeln mit Emissionsrechten. In der EU ist der Ablass mit CDM sogar eingeschränkt.

“Der Konsument wird da getäuscht. Man sagt ihm, er kann seine Emissionen kompensieren, aber er kompensiert mit heißer Luft” betonte die Klimaexpertin Juliette de Grandpré in der SZ. Das Angebot auf diesem Markt übersteige am Ende immer die Nachfrage, was das System vollkommen ineffizient mache.

Umweltschützer sehen das System ebenfalls kritisch. Ihrer Meinung nach werden CDM-Zertifikate oftmals zu leichtfertig vergeben, weil Vorgaben für Nachhaltigkeit nicht streng genug sind. Im CDM-Register lassen sich so beispielsweise Zertifikate für Kohlekraftwerke finden, deren Technologien nur halbwegs klimaeffizient sind. Die russische Regierung duldete offenbar jahrelang, dass klimaschädliche Treibhausgase erst mit Absicht produziert wurden, um sie dann gewinnbringend zu zerstören. Derlei Projekte werden mittlerweile aber nicht mehr gefördert.

Strengere Kontrollen durch UN nötig

Problematisch sei zudem, dass Kunden im Store selbst unterscheiden müssten, wie sinnvoll ein Projekt sein könnte oder nicht. Die Vereinten Nationen wollen bewusst Hinweise vermeiden, da nicht zwischen einzelnen Projekten diskriminiert werden soll. Dies spiegele sich oftmals im Preis wider. Bei der Klimakonferenz in Paris, bei der die Staaten im Dezember die Ergebnisse ihrer Verhandlungen über ein neues Klima-Abkommen bekanntgeben, sollen sogar eigene Terminals mit dem neuen Programm aufgestellt werden, damit die Delegierten elegant ihre Anreise kompensieren können.

Der UN Climate Credit Store ist eine sinnvolle Idee, jedoch muss die UN die Effizienz der Projekte durch strengere Vorgaben und Kontrollen sicherstellen. Ansonsten schadet das System der Umwelt eher, als dass es sie schützt. Auch ist es fraglich, ob das Angebot tatsächlich von so vielen Privatpersonen in Anspruch genommen wird.

Bild: Privat von Felix Helbing