Mit einem europäischen Rekordstand von knapp 100 Milliarden DM
endete am Donnerstag die Versteigerung der UMTS Lizenzen.Von den ursprünglich sieben Bietern konnten alle
sechs verbliebenen Unternehmen je eine kleine UMTS-Lizenz mit zwei Frequenzpaketen ersteigern.


 

Wieviel kostet so eine Lizenz eigentlich?

Die Deutsche Telekom mit ihrer Mobilfunktochter T-Mobil (D1) muss für die zwei Frequenzpakete 16,58
Milliarden Mark zahlen.
16,52 Milliarden Mark muss VIAG Interkom für seine Lizenz aufbringen.
Auch Mannesmann Mobilfunk (D2) konnte eine UMTS-Lizenz ersteigern: zum Preis 16,47 Milliarden Mark.
Die Gruppe um E-Plus/ Hutchinson zahlt 16,42 Milliarden Mark für ihre Lizenz.
Das Konsortium 3 G ersteigerte seine Lizenz für 16,45 Milliarden Mark. Es kann im Gegensatz zu den andern
Bietern aber noch auf keinen einen eigenen Kundenstamm aufbauen.
Mobilcom, die mit France Télécom einen finanzstarken Partner hat, kostet die Lizenz 16,37 Milliarden Mark.

Was sich alle fragen: Woher kommt so viel Geld?

Neben den Lizenzkosten müssen die Telekommunikationsunternehmen weitere zehn bis zwölf Milliarden Mark für
den Aufbau der Netze aufbringen. Keine der Bieterfirmen verfügt über ein Volumen an eigenen liquiden Mitteln,
die in Höhe des Kaufpreises eines mittleren Unternehmens liegen. Bankkredite allein reichen zur Finanzierung
der teuren Lizenzen nicht aus. Philipp Schindera, Pressesprecher von T-Mobil, erläuterte, dass die Telekom
die Summe über kurzfristige Kredite, eigene Rücklagen und Anleihen finanzieren werde.

Auch die anderen Unternehmen werden sich das Geld von den Finanzmärkten beschaffen. Das bedeutet die Ausgabe
neuer Aktien und
Anleihen .
Allerdings drückt ein Überangebot an Anleihen die Kurse am Markt. Die Unternehmen müssten dann, um f&ür
Anleger dennoch attraktiv zu sein, ihre Papiere mit hohen Zinsen ausstatten, was ihre Finanzierung zusätzlich
verteuern würde. Hinzu kommt eine herabgestufte Bewertung der
Bonität der Firmen,
welche ebenfalls höhere Zinsen für Kredite und Anleihen zur Folge hätte.

Die erste Hürde, die von den Telekommunikationsfirmen genommen werden muss, ist der Aufbau der
Netzinfrastruktur. Zunächst gilt es einen Vertrag mit einem Lieferanten für den Aufbau der Netze
auszuhandeln. Da europaweit fast gleichzeitig 60 UMTS-Mobilfunknetze aufgebaut werden, könnte es zu
Kapazitätsengpässen der Zulieferer kommen. Wer also zuerst kommt, der baut zuerst.

Bis Ende 2003 müssen dann 25 Prozent der Bevölkerung mit UMTS versorgt sein: das verlangen die Auflagen,
die mit dem Lizenzerwerb verbunden sind. Jedoch wird das Netz zunächst nur in den Ballungszentren zum
Einsatz kommen und erst nach und nach, wie es schon bei GMS der Fall war, in weniger dicht besiedelte
Gebiete vorstoßen. Schon allein deshalb, wird UMTS den "alten" Standard GMS nicht von heute auf morgen
verdrängen.

Mobilfunknutzer können sich über den Ausgang der Versteigerung freuen, denn mit den sechs
UMTS-Netzbetreibern wird es in Deutschland einen scharfen Wettbewerb geben. Der Verbraucher kann also neben
einem vielfältigen Angebot der konkurrierenden Unternehmen, auch mit fairen Preisen aufgrund des harten
Konkurrenzkampfes rechnen.

Mit dem Übergang von der LP zur CD vergleicht Schindera die neue UMTS-Technologie. Sie werde ein neues
Zeitalter des Mobilfunkes eingeleiten. Vielfältige Möglichkeiten werden sich dem Nutzer bieten: drahtlose
Netzwerk-Anbindung in Gebäuden und innerhalb einer Stadt, etwa um mit Notebooks und Organizern ständig
" online" zu sein. E-Commerce: das Einkaufen und bargeldlose Bezahlen von Waren und Dienstleitungen per Handy
oder Palm, Datendienste für den mobilen Einsatz: Navigations- und Informationsdienste fürs Auto. Eben der
Markt der Zukunft, schwärmt Schindera.