Was kommt vom Online-Wahlkampf in den Bundesländern an? In Thüringen sind in diesem Jahr neben den bundesweiten Wahlen für den Bundestag und das Europaparlament auch noch Kommunal- und Landtagswahlen. Während bei den Kommunalwahlen die Online-Auftritte der Parteien und Kandidaten oft sehr individuell sind, haben bei den Landtagswahlen die Parteizentralen das Sagen. Ein Überblick.
Die Website der SPD Thüringen wirkt alles andere als modern. Auf der Startseite präsentiert sich eine Abfolge von Nachrichten, die überwiegend im Stil von Pressemitteilungen formuliert sind. Daneben finden sich Links zu den Seiten des Spitzenkandidaten und zum bundesweiten Network „meinespd.net“. Eine Diaschau verweist auf zugehörige Videos und soll so einen lebendigen Eindruck von SPD Politikern geben – dies scheint auch sehr gelungen. Ein RSS-Feed und eine mobile Version der Website stellen aber bereits die interaktiven Highlights der Site dar.
Die verschiedenen Formate sind ein wenig lieblos zusammengestellt und geben kein einheitliches Bild von den Webaktivitäten der Partei in Thüringen. Schade eigentlich, stellt doch die Bundes-SPD einige gute Tools zur Verfügung. Unter Service versteckt finden sich Banner und Logos zum Download, sowie die Möglichkeit einen Newsletter zu abonnieren.
Etwas persönlicher wird das Ganze wenn man die Site des Spitzenkandidaten Christoph Matschie aufruft. Dieser verweist auf der Startseite auf twitter, facebook, youtube und flickr, sowie auf meinespd.net.
Etwas frischer präsentiert sich die CDU in Thüringen. Die Website bietet wechselnde Inhalte und ebenfalls die Darstellung von Videos. Prominent platziert werden hier auch die verschiedensten Aktionen, angefangen beim „Team Thüringen“ über die Darstellung des Rennsteiglaufes des Althaus-Teams bis hin zu einer Karte auf der alle Kandidaten der Partei vertreten sind, lassen sich hier vielfältige Angebote nutzen.
Einen wirklichen „Web 2.0“-Auftritt sucht man hier allerdings ebenfalls auf den ersten Blick vergebens. Die CDU hat einen Link zum Spenden eingebunden, leider sind hier nur Bankverbindungen angegeben, keine Online-Spende-Möglichkeit. Daneben findet sich ein CDU-Thüringen youtube-Channel, der mit aktuellen Berichten beliefert wird.
Der Link zur Website von Dieter Althaus ist unauffällig platziert, die Site von Althaus selbst im Obama-Stil aufgemacht. Erst auf dieser Seite wird offensiv ein „Mitmach-Center“ angeboten, der twitter-Kanal von Althaus beworben und mit dem solidarischen Bürgergeld auch thematisch gearbeitet. Ein Blog findet sich hier ebenso wie eine Medienseite. Alles in allem ist www.dieter-althaus.de sehr gelungen, ganz im Gegensatz zur Parteiwebsite.
Grüne www.gruene-thueringen.de
Die Grünen verwenden in Thüringen das Standard-CMS des Bundes und befüllen dieses auch vorwiegend mit den Bundestools. So ist meine-kampagne.de und das wurzelwerk, sowie der „Kanal Grün“ der Bundes-Grünen von youtube vertreten. Allerdings sind die Links und Banner so zahlreich, dass es schon wieder unübersichtlich wirkt. Dadurch findet sich die Newsletter-Funktion erst im letzten Augenblick, einen RSS-Feeds und andere Tools sucht man vergeblich. Alles in allem ein sehr fader Auftritt.
Nur wenig besser ist der Auftritt der Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt unter www.goering-eckardt.de. Hier findet sich zwar der Newsletter leichter, ansonsten werden hier jedoch auch nur Informationen aufbereitet wiedergegeben. Kaum ein Element der Website lädt zum weitersurfen oder wiederkommen ein. Ganz entgegen der Bundes-Grünen können damit die Thüringer Grünen im Netz nicht überzeugen.
LINKE www.die-linke-thueringen.de
Die Linke bietet auf Ihrer Startseite klare Infos, die zum Teil auch persönlich wirken. Bereits auf der Startseite finden sich im Navigationsmenü die Links zum Newsletter, zum RSS-Feed und zu einer Spendenmöglichkeit, die auch direkt online benutzt werden kann. Besonders clever hier der Verweis auf die Bundesseite „aktiv werden!“, die es erlaubt, anzugeben, wie und wo man die Partei unterstützen möchte. Durch diese einfache Möglichkeit kann ein effizientes Unterstützermanagement ermöglicht werden.
Ebenfalls auf der Startseite ein Link zum Mitgliedsformular. Eher versteckt findet sich in der Bannerleiste ein Verweis auf das Social Network der Bundespartei. Ebenso wird auch der youtube-Channel der Bundespartei verlinkt. Eher schlecht zu erkennen, aber immerhin vorhanden sind die Links zum Thüringer twitter-Channel und zum facebook Profil von Bodo Ramelow. Auch einen Thüringer youtube-Channel findet man nach einigem Suchen. Damit sind diese Elemente zwar vorhanden, aber denkbar schlecht beworben. So finden sich bei youtube auch nur knapp 400 Channel-Aufrufe und bei twitter nur knapp 50 Follower.
Die FDP in Thüringen benutzt ein CMS des Landesverbandes und stellt auf der Startseite vor allem Links zu den Spitzenkandidaten und zu verschiedenen Veranstaltungen zur Verfügung. Ein Link auf das Bundes-Netzwerk myfdp.net findet sich erst recht weit unten, weitere Web-2.0-Tools fehlen auf den ersten Blick. Dennoch findet sich ein Forum, in dem jeder lesen kann und nach einer Anmeldung auch mitdiskutieren darf. Hier ist die FDP die einzige Partei in Thüringen, die sich damit auch einer inhaltlichen Debatte im Netz öffnet. Auch eine Spendenseite fehlt nicht, sein Geld kann man allerdings nicht online spenden. Das Gästebuch wirkt ein wenig überholt, ein RSS-Feed ist jedoch vorhanden. Damit ist die Grundausstattung da, weitere interaktive Kommunikationsmöglichkeiten jedoch lassen sich nicht finden.
Folgt man dem Spitzenkandidaten Uwe Barth auf seine Website findet sich immerhin noch ein Verweis auf den Bundes-youtube-Channel „tvliberal“.
Fazit
Erstaunlich ist vor allem, dass die Thüringer Parteien kaum die Möglichkeiten zur Organisation von Unterstützern über ein Social Network nutzen. Lediglich der Verweis auf die Bundesportale findet statt. Dies dürfte überwiegend mit einem Ressourcenproblem zusammen hängen, denn der Aufbau einer Community ist sehr zeitintensiv. Erstaunlicherweise zeigt die Auswertung, dass auf der Landesebene die Partei DIE LINKE sehr gut aufgestellt ist, was auf kommunaler Ebene deutlich anders ist, siehe bspw. Jena. Oft mangelt es den Parteien an einer einfachen prominenten Einbindung von Links auf beispielsweise einen twitter-Channel oder ein facebook-Profil. Den meisten Platz auf allen Sites verbrauchten textlastige Nachrichtenmeldungen, die kaum gelesen werden dürften.
Daneben zeigte sich, dass die Websites der Spitzenkandidaten oft um ein vielfaches besser sind als die der Parteien – nur waren diese leider gerade nicht Untersuchungsgegenstand dieses Artikels…
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Spenden | Nur über Papier | online | Nur über Papier |
In der Tabelle wurden nur die jeweiligen Parteiseiten und die darauf befindlichen Links/ eingebunden Tools bewertet. Nicht einbezogen wurden die Kandidaten-Websites.
Posted auf www.kampagnen-fabrik.de de am 28.05.2009
Die Thüringer SPD hat mittlerweile einen Relaunch durchgeführt
http://www.thueringen09.de