fdp artikelbildEine neue Perspektive für junge Menschen mit Migrationshintergrund bietet das Berliner Unternehmen Junior Campus durch Fortbildungsmöglichkeiten in der digitalen Wachstumsbranche. Ein Einblick in kooperative Förderung.

JuniorCampus ist ein Förderprojekt, dessen Entstehungsgeschichte in das Jahr 2003 datiert. Gegründet von Thomas Gawlitta diente das Projekt dem Networking und Berufseinstieg junger Menschen, deren Migrationshintergrund die Jobwahl erschwerte. Trotz der positiven Resonanz der damaligen Teilnehmer wurde es still um das Projekt. Mit der zunehmenden Migration junger Geflüchteter und Migranten hat Gawlitta im September 2017 JuniorCampus renoviert und verlagert das Projekt in die gegenwärtig boomende digitale StartUp-Szene.

Einblick in den Campus

Die Plattform von JuniorCampus gliedert sich in drei Module: eine Online-Akademie, ein Mentorenprogramm, sowie eine zweimal im Jahr stattfindende Veranstaltungswoche in Berlin. In allen Modulen werden Kernkompetenzen der Digitalwirtschaft vermittelt. Von Programmierkenntnissen, Web Design bis hin zu Marketing und Personalführung wird den Jugendlichen alles beigebracht, womit sie sich in der digitalen Branche entwickeln können. Über einen Pool aus Mentoren werden die Teilnehmer nicht nur während der Teilnahme an den Online-Kursen betreut, sondern auch in einem curricular erforderlichen Kurzpraktikum in einem der unterstützenden Digitalunternehmen von JuniorCampus eingesetzt.

Durch die Partnerschaften mit bisher 20 kooperierenden StartUp-Unternehmen kann das Projekt sich nicht nur finanzieren, sondern gleichzeitig eine breite Auswahl an Praktikumsstellen für die Teilnehmenden anbieten.

Selbstbestimmung durch Kompetenz

Gawlittas Projekt verbindet zwei wichtige Komponenten: Innovation und Potential der Digitalbranche mit Selbstbestimmungschancen für sozial benachteiligte Menschen. Junge Migranten und Geflüchtete haben die Möglichkeit, den Berufseinstieg in die Start-Up Szene zu schaffen, ohne bevormundet oder bemitleidet zu werden. JuniorCampus versteht sich nicht als Wohltätigkeitsprojekt. „Gutes Tun mit Sinn und ohne Mitleidsmentalität“, heißt es auf der Seite im Netz. Und das ist ein wichtiger Aspekt zur Selbstbestimmung junger Menschen, deren gesellschaftliche Teilhabe keineswegs verankert ist. Die Voraussetzungen zur Teilnahme am JuniorCampus sind klar: Eine Initiativbewerbung mit einem eigenen StartUp- oder Digitalkonzept und die Beherrschung der deutschen Sprache.

Damit appelliert das Unternehmen an die Eigenverantwortung durch Bildung bzw. Fortbildung. Frei nach dem Prinzip Integration durch Selbstständigkeit können Jugendliche substantiell gefördert werden. Ökonomische Stabilität und Unabhängigkeit von staatlichen Institutionen sind zentrale Faktoren integrativer Prozesse. Doch auch hier gibt es Bedingungen: Um die Zielgruppe des Netzwerks zu fördern, muss aus den Bewerbungen der Jugendlichen hervorgehen, dass sie aus einem sozialschwachen Migrationsmilieu kommen. Für Geflüchtete gilt zusätzlich der rechtliche Status einer Aufenthaltsgenehmigung oder dauerhaften Duldung, damit die Förderung nicht unterbrochen werden kann. Aufnahmekriterien, die für vereinzelte Bewerber nicht leicht sind.

 


Thomas Gawlitta beschäftigt sich mit digitalen Geschäfts- und Strategiemodellen, sowie Online-Kommunikation. Er hat unter anderem Leadership in Digital Communication in Berlin und Göttingen studiert und ist Gründer und CEO von Gawlitta.com GmbH – eine Beratungsagentur für digitale Unternehmensgründung.

Kooperativer Ausbau – Anfang eines bundesweiten Netzwerks

Mit dem fortscheitenden Aufbau des neugegründeten JuniorCampus wird groß gedacht: mehr Sponsoren, mehr geförderte Jugendliche und ein kooperativer Ausbau eines bundesweiten Netzwerkes. Bis zu 100 Jugendliche sollen so pro Jahr gefördert werden. Zertifizierte Fortbildung sowie hauseigene Praktika in den Partnerunternehmen bieten Anreize für die Förderer, junge motivierte Fachkräfte als Ergänzung für die jeweiligen Mitarbeiterstäbe zu gewinnen. Für die konstant wachsende Digitalbranche eine wertvolle Möglichkeit der qualifizierten Mitarbeiterakquise.

Gawlitta ermöglicht dies über die Vermittlung eines Netzwerks aus unterschiedlichen Bundesverbänden aus der digitalen Branche. Mit dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BDW) e.V.  und dem Bundesverband Deutsche StartUps e.V. ist JuniorCampus bereits vernetzt. Auch die soziale Komponente des Projektes wird weiter ausgebaut: Um das Projekt an interessierte Jugendliche zu vermitteln, soll auch die Zusammenarbeit mit Geflüchtetenverbänden intensiviert werden. Im Gespräch verdeutlicht Gawlitta die Dimension seiner Vorstellung: Die wechselseitige Beziehung aus berufstechnischer Fortbildung fördert jedoch nicht nur wirtschaftliche Autonomie. Mit dem Fokus auf Digitalität wie auch steigender Migration – gesellschaftlicher Gesamtaufgaben – eröffnet sich auch die politische Bewusstseinsförderung. Mit dem Projekt JuniorCampus widmet sich Thomas Gawlitta den sozialen wie auch technischen Herausforderungern der nächsten Jahre, die es kooperativ zu lösen gilt. Dies gilt für Förderer wie Geförderte.

Titelbild: rawpixel.com via pexels, Profilbild via http://www.gawlitta.com// CC0 Public Domain, Eigene Bearbeitung