Mehr als zwei Drittel aller Regierungen twittern. Die europäischen Staatschefs und ihre Verwaltungen sind sogar allesamt auf Twitter vertreten. Das ergab die Twiplomacy Study 2013 von Burson-Marsteller, einer weltweit agierenden Public-Relations-Agentur. Seit gestern sind die Ergebnisse der Studie öffentlich einsehbar.
Bereits im Januar schrieb politik-digital über den rasanten Anstieg der „World Leaders on Twitter“. Und der Trend zum Twittern scheint stabil zu sein. Das ist eines der Ergebnisse der Twiplomacy Study 2013. Die globale Studie wird von der Public-Relations-Agentur Burson-Marsteller veröffentlicht und informiert darüber, wie Regierungschefs, Staatspräsidenten, Außenminister und deren Institutionen Twitter nutzen. Erste Ergebnisse waren bereits 2012 veröffentlicht worden. Die aktuelle Studie von 2013 erfasste insgesamt 505 Twitter-Accounts von Staats- und Regierungschefs sowie deren Verwaltungen aus aller Welt. Analysiert wurden neben den Twitter-Profilen und der Liste der Tweets von Politikern auch die Verbindungen von Staatschefs untereinander. Die beteiligten Wissenschaftler berücksichtigten dabei mehr als 50 Variablen, so zum Beispiel Tweets und deren Häufigkeit, Retweets, Follower und vieles mehr.
Was hat sich im vergangenen Jahr getan? Aktuell sind mehr als zwei Drittel aller Regierungen weltweit bei Twitter aktiv. Das bedeutet konkret: In insgesamt 153 Staaten bedienen Staatschefs oder deren Repräsentanten einen Twitter-Account. Im letzten Jahr waren es nur 125 Staaten. Insbesondere in Europa hat sich einiges getan. Während Mitte 2012 nur etwa 75 Prozent der europäischen Regierungen im Netz zwitscherten, tun es mittlerweile alle europäischen Staaten. Das verwundert insofern nicht, als Twitter der schnellste, unkomplizierteste und inzwischen wohl etablierteste Weg ist, offizielle Verlautbarungen, Regierungsstatements und wichtige Botschaften an Journalisten und andere Multiplikatoren weiterzugeben.
Die Twiplomacy Study informiert zudem über die Zahl der Follower der einzelnen Staatsoberhäupter. Nach wie vor steht dort der Präsident der Vereinigten Staaten Barack Obama mit über 33 Millionen Followern an der Spitze. Das ergab schon eine Untersuchung des Digital Policy Councils Anfang 2013, über die wir berichteten. Auch die türkischen, russischen und indonesischen Regierungschefs können sich ebenso wie die britische Regierung über eine große Anzahl an Followern freuen.
Interessanter aber als die Zahl der Follower sind die Verbindungen der den Politikern untereinander. 68 Prozent der Regierungen und Verwaltungen informieren sich via Twitter über ihre Pendants in anderen Ländern. Hier liegt @BarackObama gemeinsam mit @WhiteHouse und @StateDebt an letzter Stelle. Der schwedische Außenminister Carl Bildt hingegen folgt insgesamt 44 Kollegen und führt damit die Liste an. Direkt dahinter liegt Catherine Ashton, die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik. Generell scheinen die Europäer sich untereinander besonders intensiv auszutauschen: Unter den 15 meist verbundenen Accounts findet sich nur ein außereuropäischer Twitterer, nämlich der israelische Außenminister. Das deutsche Außenministerium liegt im Vergleich immerhin noch auf Platz 28.
Einige Staatsoberhäupter und Regierungen setzen dabei nicht nur Einwegbotschaften ab, sondern interagieren mit ihren Followern. Die Tweets des Premierministers von Uganda, Amama Mbabazi, beispielsweise bestehen zu 96 Prozent aus Antworten. Aber auch der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert twittert interaktiv: Ein Drittel seiner Tweets sind sogenannte „mentions“ anderer Twitterer und ein weiteres Drittel sind Antworten auf die Fragen der Twitter-Nutzer.
Und wer bekommt die meisten Retweets? Weder Obama noch der Schwede Bildt, sondern Papst Franziskus. Jeder seiner Tweets wird im Schnitt über 11.000 Mal retweetet – und das, obwohl der Papst-Account erst im Dezember 2012 unter Papst Benedikt gestartet wurde.
Kaum überraschend: Nur wenige der Regierungsschefs twittern selbst. In Zahlen: 151 Staats- oder Regierungschefs haben zwar einen persönlichen Twitter-Account. Davon twittert nach eigener Aussage aber nur rund ein Drittel selbst. Und in Deutschland ist ohnehin der @RegSprecher Seibert der offizielle Twitterer der Bundesregierung, Angela Merkel selbst lässt auch im Wahlkampf weiterhin “fremdtwittern”.
Bild: Wolf-Ulf Wulfrolf (CC BY-NC-SA 2.0)