Die SPD ist die Internetpartei. Von YouTube bis Twitter. Sie ist überall ganze vorne mit dabei. Durch einen unliebsamen Telefonstreich, der unter ungeklärten Umständen auf dem Videoportal YouTube landete, beweisen die Genossen, dass sie doch noch nicht alle Feinheiten verstanden haben. Denn sie glauben, dass Videos einfach wieder aus dem Netz verschwinden.
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil berichtet via Twitter vom Parteitag der US-Demokraten. Auch der neue Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhöfel hatte schon bei den Bundestagswahlen 2002 das Internet für den Wahlkampf genutzt und wird das als Wahlkampfmanager auch im Jahr 2009 aller Wahrscheinlichkeit wieder tun. Die SPD hat das Internet also verstanden.
Peinliches Telefonat im Netz
Doch seit dem 14. September 2008 muss die SPD am eigenen Leibe erfahren, dass sich das Internet nicht einfach kontrollieren lässt und damit nicht immer für die eigene Sache zu benutzen ist. An diesem Tag tauchte bei YouTube und später auch auf anderen Videoplattformen ein Mitschnitt eines Telefonats der hessischen SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti und SPD-Parteichef Franz Müntefering auf. Zumindest dachte Ypsilanti, dass sie sich mit dem „Franz“ unterhält. Tatsächlich aber handelte es sich um den Müntefering-Imitator und Radiomann Jochen Krause.
Video taucht wieder auf
Die hessische SPD einigte sich mit dem Radiosender FFN, der das Telefonat in seiner Rubrik „Crazyphone“ führte, zwar darauf, es nicht auszustrahlen. Dennoch landete das Gespräch im Netz. Anwälte wurden eingeschaltet und YouTube aufgefordert das Video zu löschen. Doch da war es bereits zu spät. Selbst wenn der Mitschnitt nicht mehr unter den gängigsten Schlagworten („ypsilanti“ „ffn“) zu finden sein wird, werden genug User das Video heruntergeladen haben, um es erneut hochzuladen und mit etwas kreativeren Stichworten zu versehen. Die älteste Partei Deutschlands wird also einsehen müssen, dass das Internet nicht so leicht vergisst und sollte das Ganze auch etwas gelassener sehen. Gemessen an den letzten Schlagzeilen, die die Partei machte, ist die „YouTube-Affäre“ auch nur ein Sturm im Wasserglas.
Ein interessantes Argument finde ich, dass Frau Ypsilanti eigentlich – wie jeder andere Bürger auch – das Recht hat, dass Ihre Tlefonate nicht veröffentlicht werden.