Eine neue Web-Umfrage mit dem bildlichen Namen tellBarroso.eu lädt EU-Bürger dazu ein, ihre Meinung zu EU-Politikfeldern an den EU-Kommissionspräsidenten direkt zu posten. Problematisch scheint dabei nur, dass der Betreiber der Umfrage ein parteinaher Think-Tank ist.
So kurz kann der Weg nach Brüssel sein: Die Website tellBarroso.eu bietet jedem EU-Bürger die Möglichkeit, sich dem Kommissionspräsidenten persönlich im Rahmen einer Umfrage mitzuteilen. Die zentrale Frage, die José Manuel Barroso dem User stellt, lautet dabei: „Wie kann die EU Ihr Leben verbessern?“
Per Online-Formular werden in einem ersten Schritt ein paar personenbezogene Daten erhoben. Danach kann der User in einem freien Textfeld seine Meinung posten, in welchen Bereichen des täglichen Lebens die EU mehr Schwerpunkte setzen sollte.
Ein nettes Feature ist dabei eine interaktive Flash-Animation, die eine Art „Meinungs-Dart“ darstellt. Per drag-and-drop kann der User aus einer zufälligen Auswahl von bereits abgegebenen Meinungen Stichworte auf einem Dartboard platzieren. Je näher das Stichwort beim Bullseye liegt, desto höher wird die Relevanz dieses Themas eingestuft.
Nicht ganz unproblematisch erscheint die Wahl des Betreibers dieser Web-Umfrage, dem Centre of European Studies. Dieser Think-Tank ist nämlich mit der christlich-demokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) sowohl ideologisch als auch organisatorisch eng verbunden.
Barroso, selbst Mitglied der EVP, verspricht, dass seine Meinungserhebung ein „unparteiischer und einfacher Webservice“ sei. Und in der Tat ist tellBarroso.eu sehr einfach zu bedienen. Aber die Überparteilichkeit darf im Angesicht dieser offensichtlich engen Verbindung zu der mitgliederstärksten Fraktion im Europaparlament bezweifelt werden.
Ich halte diese Seite für relativ stupide. Das ist nur gefühlte Interaktivität, denn ob mir etwas wichtig ist sagt ja noch lange nichts darüber aus, in welche politische Richtung sich das jeweilige Politikfeld bewegen soll.
Ich habe das Experiment nach einigen Minuten abgebrochen.
Im Prinzip nehme ich das als Wahlkampf von Barroso wahr, der dringend vor den Europawahlen noch ein bisschen Bürgernähe beweisen muss, weil sein Posten nicht mehr völlig unantastbar scheint.