Auch in Sachsen findet der Wahlkampf im Netz statt – und birgt dabei viele Überraschungen:
die PDS und die SPD beispielsweise bieten etwas, das man sonst auf kaum einer Parteiwebsite
finden wird- sie verlinken die Konkurrenzparteien, und die PDS ruft sogar explizit zum
Vergleich auf. Folgt man diesem Aufruf, stellt man fest, dass die sächsischen Parteien sich
für ihren Webwahkampf einiges haben einfallen lassen.
Die CDU, die SPD, die
Grünen und die PDS
bieten auf
ihren Seiten Wahlwerbespots, Wahlplakate, Postkarten etc. zum anschauen und herunterladen
und stellen gleich auch noch die erforderlichen Programme zur Verfügung.
"König" Kurt Biedenkopf (CDU) hat eine eigene Domain (www.biedenkopf99.de)
und übertrifft mit seinem Webauftritt das Angebot seines Landesverbandes
um Längen. Der Landesverband bietet zwar im Wahlkampfspecial alle Kandidaten und das Wahlprogramm,
bei Biedenkopf selbst findet sich aber noch viel mehr: ein Diskussionsforum, die Wahlwerbespots,
ein e-mail Formular, das Transcript eines Chats mit Kurt Biedenkopf und außerdem ein Bildschirmschoner,
Hintergrundbilder und Grafiken zum download.
Die SPD, (noch?) zweite Kraft im Lande, muss sich,
was den Webwahlkampf angeht , allerdings nicht hinter König Kurt
verstecken- vielmehr bieten sie unter www.spd-sachsen.de
einen Internetauftritt,
der alle anderen Parteien in den Schatten stellt. Das Design und die Navigation sind
sehr professionell, und auch inhaltlich setzt die SPD Akzente: alle Kandidaten werden
ausführlich vorgestellt, ein großer Servicebereich bietet downloads, es gibt eine
umfangreiche Linksammlung, und hinter der Rubrik "Klartext" versteckt sich ein
Politik-Chat. Zusätzlich bietet die SPD noch einen Newsletter an.
Die PDS wartet ebenfalls mit einem umfangreichen Angebot auf. Einmalig ist wohl das Projekt
"Links in Sachsen"- die PDS in Sachsen bietet hier webspace "zur Einrichtung einer
Homepage – ohne politische Bedingungen, ohne inhaltliche Einschränkungen und zu einem
selbst festzulegenden Solidaritätsbeitrag". Bisher nutzen dieses Angebot zwar nur zwei
Parteimitglieder und die Gaststätte "rosenrot", aber das Angebot befindet sich noch im
Aufbau und soll weiterwachsen. Auch bei der PDS findet man das, was bei den sächsischen
Parteien zum Standard gehört: die Kandidatenvorstellung, ein e-mail Formular, das Wahlprogramm
sowie die Spots und Plakate zum download. All diejenigen, die sich Plakate, Bilder oder Spots
nicht herunterladen möchten, können sich eine Diskette am Wahlstand abholen oder sie per Post,
Mail oder Fax bestellen.
Auch die Grünen haben einiges zu bieten: Gunda Röstel
hat mit www.roestel.de eine eigene Domain, und unter
dieser Adresse findet man die Wahlwerbespots der Grünen,
Termine sowie die Möglichkeit, ihr eine e-mail zu schreiben.
Auch das Webangebot ihrer Partei läßt sich sehen: es gibt ein
Gästebuch, ein Diskussionsforum, und das "Standardprogramm", das
auch die anderen Parteien bieten.
Einzig und allein die sächsische F.D.P. scheint dem Wahlkampf im Internet
keine große Bedeutung beizumessen. Man findet ein Angebot in schlichtem
blau-gelben Design, dass dem Vergleich mit den anderen sächsischen Parteien bei
weitem nicht standhalten kann.
Es fehlt die Professionalität, die das Angebot der anderen Parteien auszeichnet,
und der Service, der bei den anderen üblich ist.
Die sächsischen Parteien bieten im Internet einen Wahlkampf,
der bundesweit bei Landtagswahlen seinesgleichen sucht. Einzelne Landesverbände
anderer Bundesländer zeigten zwar schon ein ähnlich gutes Angebot, doch die Professionalität,
mit der sich in Sachsen (fast) alle Parteien präsentieren, ist bisher einmalig.
Dies mag verwundern, erwartet man einen so engagierten Wahlkampf doch eher nicht
in einem Land, in dem der Wahlabend so wenig Überraschungen verspricht wie gerade
in Sachsen. Doch die stabilen Mehrheitsverhältnisse im Land boten den sächsischen
Parteien vielleicht die nötige Zeit, sich intensiver mit dem Webwahlkampf auseinanderzusetzen.
So sorgt Sachsen zumindest im Internet noch für Überraschungen.