Politikervideos, Regierungs-PR und Gefahren für die etablierten Medien. Politik-digital.de
hat mit dem Weblog-Experten Dr. Martin Welker von der Universität Leipzig über die Videoformate der Länderchefs gesprochen.
Dr. Martin Welker, Blogger und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Journalistik an der Universität Leipzig, sieht die Podcast-Offensive der Politik nicht ohne Risiko. Man komme nun ins
„Web 2.0-Zeitalter, wo der Journalismus umgangen und der Nutzer direkt angesprochen werden kann, aber auch der Nutzer die Möglichkeit hat, direkt mit der Quelle zu kommunizieren“. Trotzdem sieht
der Weblog-Experte die Videotagebücher aus der Politik grundsätzlich nicht negativ. „Natürlich ist das Regierungs-PR“, sagt Welker.
Aber er erkenne auch den Versuch, Politik modern darzustellen und junge Leute dafür zu interessieren. Zur Gefahr werde das erst, sollten sich Menschen nur über Podcasts informieren und keine Tageszeitung mehr lesen.
Geringe Abrufzahlen
Als echte Konkurrenz zu den traditionellen Medien mag Welker die Politikerpodcasts aktuell nicht sehen. Ein Grund seien die noch zu geringen Abrufzahlen. Zum anderen würden die meisten Bürger
ganz bewusst „journalistische Produkte“ nutzen, um sich zu informieren. Dazu gehörten die Internet-Filme nun einmal nicht. Dass es auch anders geht, zeigen die Medien selbst. Gerade
Fernsehstationen greifen gerne auf den Kanzlerinnen-Podcast zu, um aktuelle Bilder und Zitate senden zu können. Ob die von den Staatskanzleien produzierten Politikervideos das Verhältnis
von Presse und Informationsgeber beeinflussen, werde die Zukunft zeigen, meint Welker. Ein Negativ-Szenario hätte man, wenn Pressekonferenzen mit Volksvertretern irgendwann nur noch online
stattfänden.
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