Die Christdemokraten fahren mit einem neuen Wahlkampf-Tool auf: Rapid Response ermöglicht eine sofortige Reaktion auf wahlkampfrelevante Äußerungen der politischen Gegner. Dabei werden Aussagen der Kontrahenten gefiltert und widerlegt. Auf der Website
www.wahlfakten.de
kann der Besucher den virtuellen Schlagabtausch live miterleben.
Seinen Auftakt hatte Rapid Response anlässlich des Parteitages der SPD am 19. November. Fast zeitgleich konnte der Leser Zitate aus der Rede vom Partei-Vorsitzenden Schröder verfolgen und sich dann über den Wahrheitsgehalt aus Sicht der CDU informieren. So erwähnte der Bundeskanzler beispielsweise, dass in seiner Regierungszeit eine Million neue Arbeitsplätze entstanden seien. Die CDU hielt dagegen, dass die angebliche Million weitgehend aus 630-Mark-Jobs bestünde, die zudem schon vorher vorhanden gewesen seien. Sie seien lediglich von der Bundesregierung in die Statistik der sozialversicherungspflichtigen Arbeitslosen aufgenommen worden.
Mit sogenannten Widerlegungsfakten will die CDU im Wahlkampf möglichst zeitnah und detailliert auf Argumente vor allem von der SPD, PDS und den Grünen eingehen.
Dabei werden nicht nur partei-interne Ansichten aufgeführt. Um dem Anspruch der Objektivität nachzukommen, sollen auch Zeitungs- und Forschungsberichte oder Aussagen unabhängiger Gremien die Gegendarstellungen der CDU untermauern.
Zielgruppe sind vor allem Journalisten und politisch interessierte Bürger, die sich im Archiv, unterteilt nach politischen Bereichen und Veranstaltungen, gezielt die jeweiligen Politikeraussagen heraussuchen können.
Die Idee des Rapid-Response-Systems stammt aus vergangenen Wahlkämpfen der USA und findet nun mit der CDU als Vorreiterin auch Einzug nach Deutschland. Die anderen Parteien bieten bis jetzt keinen vergleichbaren Service; es bleibt abzuwarten, was sie dieser Neuheit zur partei-politischen Meinungsbildung entgegensetzen werden.
Die Behauptung, "objektiv über die Aussagen von Politikern zu informieren" ist aber wohl ein wenig zu hoch gegriffen. Aufgrund der subjektiven Selektion von Quellen, sind die Gegendarstellungen der CDU genauso parteiisch, wie die ausgesuchten Zitate politischer Gegner. Auch der Anspruch auf Aktualität und schnelle Reaktion geht oft zu Lasten von Objektivität und Sachlichkeit.
Aber es ist schließlich Wahlkampf und da sind eine innovative Kampagne, politische Schlagfertigkeit und Überzeugungsfähigkeit gefragt. Mit Hilfe von Rapid Response lassen sich christdemokratische Positionen zu den wichtigen Wahlthemen jedenfalls schnell erfassen. Auch vermittelt das System einen guten Einblick in die Oppositionsarbeit der CDU.
Vielleicht wäre das System umso bereichender, wenn statt "Faktenhäppchen" in einem zweiten Schritt mehr konkrete Verbesserungsvorschläge und Gegenkonzepte präsentiert würden. Ein Forum, in dem die Wähler über Aussagen und Gegenargumente diskutieren können, würde die "schnelle Antwort" in einen nachhaltigen Eindruck überführen.
Erschienen am 19.11.2001
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