Die Veröffentlichung von militärischen Geheimnissen auf der Plattform "Wikileaks" zeigt, was passiert, wenn ein Angehöriger der Streitkräfte bewusst geheime Informationen zur Verfügung stellt. Um zu verhindern, dass aus Versehen Daten über Truppenstärke oder die Verlegung von Einheiten über soziale Netzwerke ausgeplaudert werden, hat die amerikanische Marine nun ein Handbuch für ihre Soldaten heraus gegeben.

Im "Navy Command Social Media Handbook" gibt die Marineführung ihren Angehörigen Hinweise für richtiges Twittern und gewissenhaftes Facebooken. Dabei wird die Warnung "Loose lips sink ships" (lose Lippen versenken Schiffe) aus dem 2. Weltkrieg zu "Loose tweets sink fleets" (lose Tweets versenken die Flotte). Was sich im Englischen so schön reimt, hat einen ernsten Hintergrund: Während vor 70 Jahren die Soldaten dazu angehalten wurden, in Briefen an Freunde und Verwandte in der Heimat nicht über Verbandsstärken und Truppenbewegungen zu plaudern, geht es heute um die sozialen Netzwerke. Der Feind hört und liest mit, damals wie heute.

 

Das "Navy Command Social Media Handbook" enthält allgemeine Richtlinien, wie soziale Netze von Navy-Angehörigen zu nutzen sind. So sollen z.B. potentiell verräterische Meldungen wie "My daughter is aboard the XYZ ship heading to ABC city/country in X days", durch allgemeine Angaben entschärft werden. Der Vorschlag für eine sichere Variante klingt zwar eher trist – "My daughter is aboard the USS-Stennis" – ist dafür aber gefahrlos. Ein unbedacht abgesetzter Tweet von einem Flugzeugträger oder ein Facebook-Eintrag über einen Standort-Wechsel kann mehr verraten als der militärischen Führung recht ist.

Bundeswehr setzt auf Vernunft

In der Bundeswehr wird zur Zeit nicht an die Einführung eines vergleichbaren Handbuchs gedacht. "Wir appellieren an die Vernunft des einzelnen Soldaten", sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums gegenüber politik-digital.de. Auch in sozialen Netzwerken gelten die §§ 14, 15 und 17 des Soldatengesetzes, in denen das Verhalten des einzelnen Soldaten sowie seine Verschwiegenheitspflicht geregelt sind.

Auch Unternehmen regeln

Aber nicht nur das Militär versucht seine Mitarbeiter zu sensibilisieren. Welche Auswirkungen ein "loose tweet" auch für ein Unternehmen haben kann, zeigt das Beispiel Vodafone. Die beleidigende Meinung eines Mitarbeiters der englischen Niederlassung wurde per Twitter an 9.000 Follower geschickt, die sich teils empört an die Firmenzentrale wandten. Und die amerikanische Fluglinie Virgin musste im Jahr 2009 13 Mitarbeiter entlassen, weil diese über soziale Netzwerke ihre Fluggäste als "Prolls" bezeichnet hatten. Mehr und mehr Unternehmen geben daher verbindliche Richtlinien an ihre Mitarbeiter aus, um sich vor einem ähnlichen Fiasko zu schützen. In Deutschland gelten z.B. die Regelwerke von SAP und Daimler als vorbildlich.

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